Saarbrücker „Protestbus“spaziert fürs Klima
„Fridays For Future“hat sich zurückgemeldet. Die Klimaschützer demonstrierten am Freitag pfiffig mit Verdi-Gewerkschaftern in Saarbrücken für bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr.
„Klima schützen ist nicht schwer – öffentlicher Nahverkehr“, skandieren die Demonstranten in ihrem Protestbus der Gewerkschaft Verdi und der Klimaschutzbewegung Fridays For Future (FFF). Allerdings ist dieser Bus kein richtiges Verkehrsmittel. Er besteht vielmehr nur aus Menschen, die ein Gestell auf Rollen vor sich her schieben. Das erinnert an einen Bus, sogar ein Lenkrad und eine Hupe sind verbaut. „Alles einsteigen in den Klimabus Linie 1,5 Grad – Wir fahren zusammen, wir streiken zusammen für bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr und für Mobilität für alle“, heißt es unter anderem auf einer elektronischen Anzeige. Der Name 1,5 Grad erinnert an das Ziel, den Temperaturanstieg auf der Erde durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad zu beschränken. An den Seiten tragen Demonstranten gemeinsam weitere Banner mit Sprüchen und machen das Bus-Gebilde so komplett.
Gegen Mittag, 20 Minuten später als geplant, setzt sich die Demo von Verdi und FFF langsam vom Betriebshof in Saarbrücken in Bewegung. Etwa 40 Leute, so die Polizei, seien zu diesem Zeitpunkt bei der Demo dabei. „Wir demonstrieren gemeinsam mit Verdi, weil wir bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV brauchen“, erklärt Ronja Wachall von FFF die Kooperation mit der Gewerkschaft. Die Arbeit für Busfahrerinnen
und Busfahrer sei nicht attraktiv. Viele Menschen in diesem Beruf befänden sich kurz vor dem Rentenalter. Langfristig könne es so wegen der aktuellen Arbeitsbedingungen zu Problemen im ÖPNV kommen, und der Ausbau sei dann nicht möglich. Das wiederum würde sich negativ auf die Klimaziele auswirken.
Während der „Protestbus“sich in Schrittgeschwindigkeit weiter zur Haltestelle HTW/Stadtwerke bewegt, läuft passend zum Thema umweltfreundlicher Verkehr Musik wie „Deutsche Bahn“der Wise Guys und „Bicycle Race“von Queen.
Zwischen den Liedern skandieren die Demonstranten Schlachtrufe wie „Wir sind hier, wir sind viele, haltet euch an Klimaziele“oder „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr Autobahnen baut“. Die Protestierenden for
dern Passanten dazu auf, sich in die Demo einzureihen. An Haltestellen hält der Demo-„Bus“kurz an, damit ein paar Menschen „einsteigen“, sich anschließen können.
„Wir haben ähnliche Ziele“, sagt auch Matthias Lattwein von FFF, über den gemeinsamen Protest mit Verdi. Die Busfahrer würden darunter leiden, „dass der ÖPNV kaputtgespart wurde“.
In den vergangenen Wochen gab es keine größere eigene Demo der FFF-Bewegung, stattdessen schloss sie sich den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die in den vergangenen Wochen regelmäßig durch die Straßen zogen, an. „Demokratie und Klimagerechtigkeit hängen zusammen“, erklärt Lattwein und ergänzt, dass sich FFF schon immer auch gegen Rechts positioniert habe.
Verdi-Funktionär Christian Umlauf betont ebenfalls, dass sowohl seine Gewerkschaft als auch FFF ein gemeinsames Ziel hätten, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. „Der ÖPNV in Deutschland hat nicht den Stellenwert, den wir als angebracht sehen“, betont er. In den nächsten zehn Jahren brauche der ÖPNV zwischen 1500 bis 2000 neue Beschäftigte. Die Demonstration habe gleich zwei Appelle: „Steig auf ÖPNV um und beteilige dich.“
Zum „Einsteigen“fordern Demonstranten auch die Wartenden an der Haltestelle Hansahaus auf, und zwar mit der aus dem Lautsprecher schallenden Begründung: „Wir sind momentan sowieso der schnellste Bus.“Hinter dem „Menschenbus“sammeln sich nach und nach auch richtige Busse an. Doch die müssen dem Schritttempo des Demo-Busses folgen.
Im Verlauf der „Fahrt“haben sich zumindest bis vor der Wilhelm-Heinrich-Brücke laut Polizei 49Menschen der Demo angeschlossen. FFF-Aktivist Lattwein ist zufrieden: „Es hat funktioniert, dass Leute an der Haltestelle ,eingestiegen' sind.“Genau so habe er sich den Protest vorgestellt. Selbst die Verspätung der Demo-Kolonne, die sich aber nach und nach bis zum Landwehrplatz für einen Zwischenhalt verringert, erinnert dabei an eine typische Begleiterscheinung des ÖPNV und wird entsprechend mit Humor genommen: „Wir sind aber auch erst seit heute im Geschäft“, heißt es aus dem Lautsprecher des Demobusses, der in dieser Form wohl so schnell nicht wieder durch die Straßen Saarbrückens laufen wird.
„Klima schützen ist nicht schwer – öffentlicher Nahverkehr.“Einer der Slogans bei der Saarbrücker „Bus“-Demo