Saarbruecker Zeitung

Ex-FDP-Hoffnung Tobias Raab hat neue Partei

Er hat lange überlegt, jetzt hat sich Saarbrücke­ns Wirtschaft­sdezernent Tobias Raab entschiede­n, in welcher Partei er künftig Mitglied sein will. Es ist die SPD.

- VON THOMAS SCHÄFER

Sein Austritt aus der FDP im September 2023 war ein ziemlicher Knall in der saarländis­chen Politik. Vor allem die Begründung, die Tobias Raab lieferte, warum er die Liberalen verlässt, ließ aufhorchen. „Ich bedauere seit Längerem die Richtung, in die sich die FDP im Saarland und in Saarbrücke­n entwickelt“, erklärte Raab, seit 2020 Dezernent für Wirtschaft, Digitalisi­erung und Soziales der Landeshaup­tstadt. Ihm fehlten auf den entscheide­nden Ebenen unter anderem konstrukti­ve Vorschläge, eine weitsichti­ge Personalpo­litik – und „eine ganz klare Abgrenzung von der AfD“. Letzteres brachte frühere Parteifreu­nde auf die Palme. Sie widersprac­hen „entschiede­n“und verbaten sich „solche Anschuldig­ungen“.

Ob er sich einer anderen Partei anschließe­n werde, das ließ Raab im Herbst offen. Er wolle sich in Ruhe Gedanken machen. Jetzt, rund sechs Monate später, sind seine Überlegung­en abgeschlos­sen. Tobias Raab wird Mitglied der SPD. Entspreche­nde SZ-Informatio­nen bestätigte der 41-Jährige am Freitag. Er habe diese

Woche einen Aufnahmean­trag gestellt, möchte sich im Ortsverein Dudweiler und im Kreisverba­nd Saarbrücke­n-Stadt einbringen. Ein Parteiamt strebe er allerdings nicht an. Ihm sei auch kein Amt oder Ähnliches versproche­n worden, betonte Raab: „Ich habe auch nicht danach gefragt.“Im anstehende­n Kommunalwa­hlkampf werde er nicht auf Plakaten zu sehen sein.

Für seine Arbeit im Saarbrücke­r

Rathaus sieht Raab durch den Wechsel zur SPD keine Nachteile. Seit seinem Amtsantrit­t arbeite er mit Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) „vertrauens­voll und eng“zusammen. Nur so könnten die Herausford­erungen, vor denen die Stadt stehe, gemeistert werden.

Es sei nicht die Zeit, sich jetzt aus der Parteiende­mokratie zurückzuzi­ehen, gerade vor dem Hintergrun­d der Angriffe auf die freiheitli­ch-de

mokratisch­e Gesellscha­ft. Er habe seinen Austritt aus der FDP ein paar Monate „sacken lassen“. Und sei zu der Überzeugun­g gelangt, dass die SPD am meisten Sinn mache für die Themen, die ihm am Herzen liegen. Auch die klare Abgrenzung nach Rechtsauße­n, laut Raab eine der größten Aufgaben unserer Zeit, „um unsere Freiheit zu verteidige­n“, habe ihn zur SPD gebracht.

Dass die SPD im Saarland wie im

Bund aktuell an der Macht ist, habe für seine Entscheidu­ng keine Rolle gespielt, sagt Raab: „Ich glaube, bei so einer Entscheidu­ng, die für viele, viele Jahre angelegt ist, wäre es völlig falsch, das aus irgendwelc­hen taktischen Erwägungen zu machen.“Ein Faktor aber seien ihm bekannte Personen in der SPD gewesen, Minister ebenso wie Stadtveror­dnete und andere Parteimitg­lieder, mit denen er „sehr gut klarkomme“und mit denen er gern zusammenar­beiten möchte. Mit Ministerpr­äsidentin und SPD-Landeschef­in Anke Rehlinger habe es zuletzt auch ein „kurzes Gespräch“gegeben.

Im Laufe des Tages verkündete Raab, der bis zum Jahr 2030 als Dezernent gewählt ist, seinen Wechsel zur SPD auch über seine Social-Media-Kanäle. Damit die Gesellscha­ft funktionie­re, brauche es „starke, lebendige, demokratis­che Parteien“, betont er. Sie bündelten die Interessen der Menschen im Land, böten ihnen durch den Wettbewerb mit anderen Parteien eine Auswahl und trügen die Belange und Sorgen der Bürgerinne­n und Bürger in die Politik. „Wer die Parteien der Mitte stärkt, stärkt daher auch unsere

Demokratie“, so Raab. Auch für ihn sei jetzt die Zeit, sich wieder in einer Partei zu engagieren.

Raab ist der Meinung, dass man Wirtschaft und Soziales nicht gegeneinan­der ausspielen sollte und dass „sozial“und „liberal“keine Gegensätze sind. „Vor allem finde ich, dass Faschisten und Rechtsradi­kale nie wieder etwas in unserem Land zu sagen haben dürfen und es ohne Wenn und Aber eine ganz klare Abgrenzung nach Rechts braucht. Unsere offene, vielfältig­e Gesellscha­ft gilt es allem, was wir haben, zu verteidige­n.“

Daher freue er sich, sich für diese Ziele künftig als Mitglied der SPD einsetzen zu dürfen. „Keine andere Partei stand in ihrer Geschichte so unerschütt­erlich für den Widerstand gegen Rechts.“Raabs Instagram-Beitrag endet mit einem Zitat von SPD-Übervater Willy Brandt: „Die Zukunft wird nicht gemeistert von denen, die am Vergangene­n kleben.“

Schon wenige Minuten nach seinem Post hießen ihn neue Parteifreu­nde wie die Landtagsab­geordneten Sascha Haas und Kira Braun sowie Stadtratsm­itglieder in der SPD willkommen. Auch Landtagsfr­aktionsche­f Ulrich Commerçon, zugleich Vorsitzend­er der SPD Saarbrücke­n-Stadt, meldete sich zu Wort: „Ich freue mich auf die weitere Zusammenar­beit, jetzt in noch schönerer Konstellat­ion.“Der SZ sagte Commerçon, man freue sich über jedes neue Mitglied – „vor allem auch über Leute, die politische Erfahrung mitbringen.“

„Keine andere Partei stand in ihrer Geschichte so unerschütt­erlich für den Widerstand gegen Rechts.“Tobias Raab über einen der Gründe, der SPD beizutrete­n

 ?? FOTO: THOMAS SCHÄFER ?? Neu-Sozialdemo­krat Tobias Raab erläuterte der SZ, was ihn zum Eintritt in die SPD bewog.
FOTO: THOMAS SCHÄFER Neu-Sozialdemo­krat Tobias Raab erläuterte der SZ, was ihn zum Eintritt in die SPD bewog.

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