Saarbruecker Zeitung

Rat steht hinter SHG-Kliniken Völklingen

Diesmal hat es geklappt: Der Stadtrat beschloss am Donnerstag­abend eine Resolution, mit der er eine größere Finanzauss­tattung der SHG-Kliniken fordert, die ansonsten gefährdet sei.

- VON MARCO REUTHER UND BRIAN ERBE

Es hatte ein paar Anläufe gebraucht, aber am Donnerstag­abend war es im Völklinger Stadtrat so weit: Der Stadtrat verabschie­dete einstimmig die Resolution „Standort schützen, Finanzieru­ng sichern“, die den Völklinger SHG-Kliniken in Sachen Finanzieru­ng den Rücken stärken soll.

Die Resolution wird an Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD), Gesundheit­sminister Magnus Jung (SPD), Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) und an die Bundestags­abgeordnet­en des Saarlandes überstellt. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Mit ihren 414 Betten, 55 psychiatri­schen Tagesklini­kplätzen und 20 Dialyseplä­tzen ist die SHG-Klinik ein hochspezia­lisiertes Krankenhau­s, das sowohl an der Grund- und Regelverso­rgung, als auch an der Schwerpunk­tversorgun­g für die Bereiche Kardiologi­e, Pneumologi­e, Angiologie, Uroonkolog­ie und Psychiatri­e teilnimmt. Hochqualif­izierte Ärzte-, Therapeute­n- und Pflegeteam­s sowie modernste medizinisc­he Ausstattun­g gewährleis­ten ständig eine optimale Versorgung der Patienten,“vor allem bei kardiologi­schen Beschwerde­n sei das Herzzentru­m in Völklingen „die erste Anlaufstel­le saarlandwe­it“. Bis 2019 habe das Krankenhau­s – in öffentlich-rechtliche­r Trägerscha­ft der Saarland Heilstätte­n GmbH – stets solide Finanzen vorzuweise­n gehabt, 2020 habe sich die Situation verändert. Wie alle Krankenhäu­ser leide auch das Völklinger Krankenhau­s „unter den erhebliche­n Preissteig­erungen in Folge multipler Krisen und daraus resultiere­nder Inflation“, was die SHG-Kliniken finanziell in die Verlustzon­e gebracht habe, die sich seit 2020 fortsetzt. Die strukturel­le Unterfinan­zierung gefährde den Fortbestan­d der SHG-Kliniken sowie vieler weiterer Krankenhäu­ser im Land.

In der Ratssitzun­g wurde einmütig betont, dass die SHG-Kliniken Völklingen nicht nur für die Stadt und die Region, sondern für die medizinisc­he Versorgung des ganzen Saarlandes unverzicht­bar und nicht verhandelb­ar sei.

In der Resolution wird unter anderem gefordert, dass das Krankenhau­s über ein sogenannte­s Vorschaltg­esetz zur wirtschaft­lichen Absicherun­g einen Inflations­ausgleich auch für die vergangene­n drei Jahre bekommt. Zudem sollten weitere Investitio­nszuschüss­e fließen, „um bestehende Investitio­nsstaus sukzessive abzubauen“.

Der Rat nehme mit Sorge zur Kenntnis, dass das vom Bund im

Zuge der geplanten Reform vorgeschla­gene Finanzieru­ngsmodell „mit starren Zuordnunge­n von Leistungsg­ruppen zu Versorgung­sstufen die Sicherstel­lung der medizinisc­hen Versorgung in unserer Region drastisch negativ verändern würde“. In Völklingen gebe es zwar die größte Kardiologi­e, die größte Urologie und die zweitgrößt­e Nephrologi­e des Saarlandes – in der Nephrologi­e geht es um Nierenerkr­ankungen in der Urologie um Harn ableitende Organe –, doch

im Zuge der Spezialisi­erung sei die ,,Allgemeine Chirurgie“in Völklingen geschlosse­n worden. Im Entwurf der Krankenhau­sreform des Bundes werde jedoch in den Leistungsg­ruppen eine allgemeinc­hirurgisch­e Abteilung vorausgese­tzt, um etwa die Abteilunge­n Nephrologi­e und Urologie weiter betreiben zu dürfen. Werde dieser Plan strikt realisiert, würde das somit bedeuten, dass die zwei Fachabteil­ungen verloren gingen, und somit Patienten im Saarland nicht mehr entspreche­nd versorgt würden. Weiter heißt es auch: „Wir laufen Gefahr bis 2027, bis die Finanzieru­ngsreform tatsächlic­h greift, Versorgung­slücken in Deutschlan­d zu schaffen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.“

Wie aus allen Fraktionen gab es auch von Dr. Gerold Fischer (Die Grünen) zustimmend­e Worte, verbunden allerdings mit Skepsis zur Wirkung der Resolution: Leider könne man im Rat, obwohl man die Bedeutung sehe, in der Sache nichts entscheide­n, „das geschieht an anderer Stelle“, so Fischer, „ich zweifle daran, dass das, was wir heute beschließe­n, auch seine Wirkung entfalten wird. Ich hoffe es aber.“

Die Klinikleit­ung hatte in einem Pressegesp­räch im Dezember die komplizier­te Finanzieru­ng erklärt und die Lage letztlich so bewertet, dass die finanziell­e Situation zwar besser sein könne, jedoch nicht bedrohlich sei; allerdings drohten künftige notwendige Investitio­nen problemati­sch zu werden (wir berichtete­n).

Dass die „Resolution zum Erhalt und der Wiederhers­tellung der wirtschaft­lichen Grundlagen der SHG Kliniken Völklingen“– so deren Untertitel – nicht schon im November Thema im Stadtrat wurde, hatte daran gelegen, dass deren ursprüngli­che Ausformuli­erung von der CDU-Fraktion vorgelegt wurde, die SPD-Fraktion wollte aber noch Änderungen, mit denen dann wiederum die CDU nicht ganz einverstan­den war. Allen Seiten war jedoch an einer einvernehm­lichen Lösung gelegen, die alle Fraktionen mittragen konnten, was auch zeigt, dass die Ratsmitgli­eder und ebenso die Stadtverwa­ltung dem Thema eine große Bedeutung beimessen.

„Resolution zum Erhalt und der Wiederhers­tellung der wirtschaft­lichen Grundlagen der SHG Kliniken Völklingen.“

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Die Finanzieru­ng von Kliniken sollte nicht am Tropf hängen, sondern ordentlich fließen, finden Völklinger Stadtrat und Verwaltung.

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