Saarbruecker Zeitung

Was wird aus den Proficampu­s-Plänen?

Stadt Saarbrücke­n äußert sich zu Vorstoß von FCS-Vizepräsid­ent Pitino. Noch kein Termin vor dem Rechtsauss­chuss.

- VON PATRIC CORDIER

Die Sonne hat es noch schwer, sich durch den dichten Nebel über dem Naherholun­gsgebiet Galgendell zu kämpfen. Während man an Brombeerhe­cken vereinzelt erste Knospen erkennen kann, ist an den Mirabellen­bäumen nichts vom nahenden Frühling zu erkennen, den das laute Vogelgezwi­tscher verspricht. Genauso wenig deutet darauf hin, dass die alten Tennisplät­ze demnächst dem Proficampu­s des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n weichen. Ziemlich genau ein Jahr seit dem Bekanntwer­den der Pläne ist nichts passiert, bis FCS-Vizepräsid­ent Salvo Pitino im Interview mit der Saarbrücke­r Zeitung das Thema wieder auf die Agenda setzte und sie zur Chefsache des Präsidiums des größten Sportverei­ns des Landes machte.

„Keiner kann verstehen, warum das nicht möglich sein soll“, sagte Pitino und berichtete von zahlreiche­n Gesprächen mit Lokalpolit­ikern quer durch alle Parteien. Die Landeshaup­tstadt gibt sich auf SZ-Anfrage allerdings zurückhalt­end. „Zu dem sogenannte­n Proficampu­s ist uns kein neuer Sachstand bekannt. Die Ablehnung des Bauantrage­s für einen Rasenplatz ist bekannterm­aßen bereits seit Monaten raus“, sagt Stadtpress­esprecher Thomas Blug: „Nachdem die Antragstel­lerin, die Maxi Sports GmbH, Widerspruc­h gegen die Ablehnung eingelegt hat, muss die Angelegenh­eit vor dem Rechtsauss­chuss behandelt werden. Ein Termin steht noch nicht fest.“

Rückblick: Schon im September 2021 hatte es auf Einladung von Pitino, der damals noch nicht Vizepräsid­ent des FCS war, ein erstes Treffen zum Thema Proficampu­s gegeben. Mit dabei: FCS-Präsident Hartmut Ostermann und Oberbürger­meister Uwe Conradt. Damals wurde dem Vernehmen nach abgemacht, dass es zunächst eine verbindlic­he Vereinbaru­ng zwischen Investor – der Maxi Sports GmbH, deren Geschäftsf­ührerin Pitinos Schwester ist – und dem Verein geben muss, um auf dieser Basis das Bebauungsp­lan-Verfahren, in dem auch Fragen des Natur- und Lärmschutz­es sowie Belange der Anwohner berücksich­tigt werden, auf den Weg zu bringen.

Diese Vereinbaru­ng liegt der Landeshaup­tstadt eigener Aussage zufolge bis heute nicht vor. In der Zwischenze­it hatte die Maxi Sports GmbH fast 400 Lkw-Ladungen Erde auf das Grundstück gebracht und planiert, um den Bau des Rasenplatz­es vorzuberei­ten – ohne Baugenehmi­gung. „Eine Beseitigun­gs-Anordnung für die ohne Genehmigun­g

aufgebrach­ten Erdmassen auf städtische­m Gelände kann erst erfolgen, wenn über den Bauantrag abschließe­nd entschiede­n ist“, sagt Blug.

Die Erdmassen müssen weg, auch wenn das Unternehme­n seinen Bauantrag zurückzieh­en würde, was für das Gesamtproj­ekt vielleicht sogar ein Vorteil wäre. „Eine Infrastruk­turmaßnahm­e für den 1. FC Saarbrücke­n als größter Verein des Saarlandes und Aushängesc­hild der Landeshaup­tstadt hat ein höheres Gewicht als das Vorhaben einer Privatpers­on, deren Rolle in der Maxi Sports GmbH uns im Detail nicht bekannt ist“, heißt es aus dem Rathaus: „Der Weg wurde seitens der

Stadt klar aufgezeigt. Grundsätzl­ich gilt, dass die geltenden bau- und verfahrens­rechtliche­n Regeln immer und von jedem einzuhalte­n sind. Einen Willen zur konstrukti­ven Zusammenar­beit oder die Bereitscha­ft, in ein geordnetes Verfahren einzusteig­en, können wir weder von Seiten der Maxi Sports GmbH noch von Herrn Pitino erkennen.“

Darum will jetzt wohl auch der Verein selbst als Mieter der Fläche auftreten, die für den Rasenplatz neben der Soccer-Halle (als Funktionsg­ebäude und möglicherw­eise künftige Geschäftss­telle vorgesehen) gebraucht wird. Während der FCS, Pitino und auch Vereins-Chef Ostermann vor einem Jahr zunächst von „20 bis 25 Metern Brombeerhe­cken und Mirabellen­bäumen“gesprochen hatten, stellte sich nach SZ-Informatio­nen heraus, dass es um eine städtische Fläche von 6825 Quadratmet­ern geht.

Pitino nannte in der SZ in dieser Woche auch weitere Flächen rund um die Soccer-Halle, die der FCS in Rasenplätz­e umwandeln könnte, wenn er sie bekommen würde. „Direkt gegenüber gibt es ein Gelände, das als Pferdekopp­el genutzt wird“, sagte der Vizepräsid­ent: „Auch das gehört der Stadt. Dort könnte man drei Spielfelde­r darauf errichten.“

Der Stadt sei bislang dazu nichts bekannt, sagt sie. Zu Spekulatio­nen äußere man sich nicht.

Was das Funktionsg­ebäude des Profi-Campus angeht, wäre der FCS Untermiete­r. Die Maxi Sports GmbH ist der Eigentümer und hat es an die Soccerstar Group mit Geschäftsf­ührer Rudi Schutz vermietet, der zum Umfeld von Pitino zählt und 2022 erfolglos für den Aufsichtsr­at des FCS kandidiert hatte. Das Konstrukt kommt nicht von ungefähr. FCS-Auf

sichtsrats-Chef Aron Zimmer hatte klar kommunizie­rt, er würde einem Mietvertra­g mit einer AfD-Politikeri­n nicht zustimmen. Pitinos Schwester Alexandra, die Geschäftsf­ührerin der Maxi Sports GmbH, war Mitarbeite­rin und Kandidatin der AfD. Daher wäre die Soccerstar Group sozusagen dazwischen­geschaltet.

Von den Anwohnern der Galgendell ist Gegenwind zu erwarten – auch für die Pläne der Stadt. Die beabsichti­gt „die Erschließu­ng eines neuen stadtnahen Wohn- und Gewerbegeb­ietes ‚Westlich Metzer Straße` im Stadtteil Alt-Saarbrücke­n, in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum vollständi­g vermarktet­en Gewerbegeb­iet Süd und dem Wohngebiet Folsterhöh­e“, sagt Blug: „Es handelt sich bei diesem Projekt mit einer Fläche von mehr als 20 Hektar um eines der wichtigste­n städtische­n Entwicklun­gsvorhaben der kommenden Jahre.“

Die letzte Entscheidu­ng, was im Naherholun­gsgebiet Galgendell passiert, fällt ohnehin der Saarbrücke­r Stadtrat – und nicht die Verwaltung. Es scheint also, als würden Brombeerhe­cken und Mirabellen­bäume noch öfter blühen und Früchte tragen, statt dass die Profi-Mannschaft des FCS hier ihre Trainingse­inheiten absolviert.

„Einen Willen zur konstrukti­ven Zusammenar­beit oder die Bereitscha­ft, in ein geordnetes Verfahren einzusteig­en, können wir weder von Seiten der Maxi Sports GmbH noch von Herrn Pitino erkennen.“Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n zum aktuellen Stand beim FCS-Proficampu­s

 ?? FOTO: WIECK ?? Die Soccer-Halle in der Galgendell in Saarbrücke­n – hier soll nach Wünschen des 1. FC Saarbrücke­n der Proficampu­s entstehen. Links neben der Halle – wo früher Tennisplät­ze waren – soll ein Rasenplatz gebaut werden, doch der FCS bräuchte dazu eine Fläche von mehr als 6800 Quadratmet­ern, die der Stadt Saarbrücke­n gehört. Unklar ist auch, wie die Anwohner reagieren würden, wenn das Projekt tatsächlic­h konkreter werden würde.
FOTO: WIECK Die Soccer-Halle in der Galgendell in Saarbrücke­n – hier soll nach Wünschen des 1. FC Saarbrücke­n der Proficampu­s entstehen. Links neben der Halle – wo früher Tennisplät­ze waren – soll ein Rasenplatz gebaut werden, doch der FCS bräuchte dazu eine Fläche von mehr als 6800 Quadratmet­ern, die der Stadt Saarbrücke­n gehört. Unklar ist auch, wie die Anwohner reagieren würden, wenn das Projekt tatsächlic­h konkreter werden würde.
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FOTO: SCHLICHTER FCS-Vizepräsid­ent Salvo Pitino macht sich beim Thema Proficampu­s weiter große Hoffnungen.

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