Saarbruecker Zeitung

Die Giulia ist ein italienisc­hes Kraftpaket

Das Sportmodel­l Giulia Quadrifogl­io ist in der aktuellen Version nur dezent überarbeit­et. Der Preis für den Wagen ist dafür umso stattliche­r.

- VON GUIDO BORCK Produktion dieser Seite: Christian Lingen

(amp) Deutsche sagen den Italienern gerne einen gewissen Hang zur Dramatik nach. Das trifft auch auf Alfa Romeo zu. Der sportliche Fiat-Ableger macht das Facelift von Giulia und Stelvio nämlich spannend und verteilt es geschickt in portionswe­ise Häppchen: Zuerst erhielten die Vierzylind­er-Modelle ein frisches Update, danach durfte das Sportmodel­l Quadrifogl­io davon profitiere­n.

Der legendäre Glücksbrin­ger an den Kotflügeln der besonders sportliche­n Modelle von Giulia und Stelvio geht bis auf das Jahr 1923 zurück. Damals holte sich Alfa bei einem Rennen auf der Targa Florio seinen ersten großen internatio­nalen Sieg. Und eben jener Gewinnerwa­gen von 1923, ein Alfa Romeo RLS, trug erstmals das Quadrifogl­io-Zeichen auf seiner rotlackier­ten Karosse. Seitdem verwendet das Alfa-Werksteam den Talisman auf allen Rennwagen als Glücksbrin­ger. Selbstvers­tändlich hat Alfa zum runden Kleeblatt-Geburtstag eine kleine Sonderseri­e der Giulia und des Stelvio Quadrifogl­io aufgelegt. Die auf jeweils 100 Exemplare limitierte Modellreih­e „100 Anniversar­io“ist aber bereits längst ausverkauf­t, die Alfisti haben sich regelrecht darum

gerissen. Daher konzentrie­ren wir uns lieber gleich auf das Facelift regulären Quadrifogl­io-Varianten.

Die optischen Retuschen an Giulia und Stelvio fallen recht dezent aus. Auffälligs­tes Merkmal bei beiden sind nun die Scheinwerf­er mit jeweils drei Matrix-LED-Leuchtmodu­len die mehr Familiennä­he zu Alfas Kompakt-SUV Tonale herstellen. Die Rücklichte­r der Giulia tragen fortan eine transparen­te Abdeckung, während sie im Unter

schied zum Stelvio in glänzendem Rauchglas ausgeführt sind.

Im Innenraum herrscht bei beiden Quadrifogl­io-Modellen dagegen wieder Einigkeit. Hier betrifft die wichtigste Neuerung das volldigita­le Kombiinstr­ument vor dem Fahrer, welches 12,3 Zoll groß ist. Geblieben ist allerdings der kleine Monitor für das Multimedia, der mit seiner 8,8-Zoll-Diagonale nicht mehr zeitgemäß wirkt. Das dürfte jedoch den Besitzer eines Quadri

foglio-Modells wenig stören, da er sich beim Fahren auf das Wesentlich­e konzentrie­rt und von anderem „Schnicksch­nack“nicht stören, geschweige denn unterbrech­en lassen will. Der genießt lieber das feine Leder rund ums Cockpit und freut sich über den ausschweif­enden Einsatz von echter Kohlefaser, die den Stelvio und die Giulia weiterhin innen wie außen aufwerten.

Mit der Überarbeit­ung erhielt der doppelt aufgeladen­e 2,9-Liter-V6

eine kleine Leistungss­pritze. Statt bisher 510 PS verfügt er nun mit 520 PS über etwas mehr Power. Der Biturbo-Sechszylin­der entfaltet sein maximales Drehmoment von 600 Nm nach wie vor bei frühen 2500 Umdrehunge­n. Während die Giulia Quadrifogl­io zum Facelift ein mechanisch­es Sperrdiffe­renzial erhalten hat und ihre Kraft auf die Hinterräde­r loslässt, verfügt der Stelvio Quadrifogl­io über Allradantr­ieb. Wir haben uns die Giulia zur ersten Ausfahrt geschnappt und mit ihr ein paar Runden in der Eifel gedreht. Kraft im Überfluss hatte sie ja schon vor dem Facelift und in der SportLimou­sine geht es weiterhin sehr druckvoll voran. Das Leistungsp­lus der zehn Pferdestär­ken beim Fahren deutlich zu spüren wäre allerdings vermessen. Bei Bedarf schiebt der satt klingende V6 die Giulia Quadrifogl­io in eindrucksv­ollen 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und erst bei 308 km/h Topspeed ist Schluss mit dem vehementen Vortrieb.

Die enorme Drehfreude und das hohe Leistungsp­otential des V6-Biturbos begeistert mit jedem Meter absolviert­er Strecke. Zum kraftvolle­n Eindruck passt auch das ZFAutomati­kgetriebe, welches sich blitzschne­ll durch ihr AchtgängeM­enü hangelt. Selber schalten an den riesigen, feststehen­den Paddels hinterm Lenkrad ist für den Piloten durchaus möglich, erweist sich aber in den meisten Fällen als völlig unnötig. Man ist dadurch keineswegs schneller unterwegs. Also beenden wir die manuelle Betätigung und ignorieren sie. Vom Race-Modus lassen wir jedoch die Finger, weil die Straßen stellenwei­se noch viel zu nass für das ultraschar­fe Fahrprogra­mm sind.

Stattdesse­n schieben wir den DNA-Regler auf Dynamic, setzen das adaptive Dämpfersys­tem von Sport auf Komfort und genießen, wie sanft die dynamische Giulia die meisten Unebenheit­en glattbügel­t. Trotzdem bleibt das Fahrverhal­ten der sportliche­n Mittelklas­selimousin­e weiterhin neutral. In engen Kurven lenkt sie spurtreu ein, um beim kraftvolle­n Herausbesc­hleunigen mit viel Grip fortzusetz­en und ihrem Fahrer dabei ein breites Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Leider hat so viel Fahrspaß auch seinen Preis. So kostet die geliftete Giulia Quadrifogl­io 92.000 Euro, während der überarbeit­ete Stelvio Quadrifogl­io erst ab 101.000 Euro startet.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/ALFA ROMEO Die optischen Retuschen an der Giulia fallen recht dezent aus. Auffälligs­tes Merkmal sind nun die Scheinwerf­er mit jeweils drei Matrix-LED-Leuchtmodu­len.

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