Saarbruecker Zeitung

San Francisco im Wandel

Japantown und neue Parks: Wer die kalifornis­che Stadt länger nicht besucht hat, findet einige neue Attraktion­en.

- VON JÜRGEN GROSCHE Die Redaktion wurde von der San Francisco Travel Associatio­n und Condor eingeladen. Produktion dieser Seite: Patrick Jansen

„San Francisco? Oh, da musst du unbedingt …“Es ist erstaunlic­h, wie viele aus dem Bekanntenk­reis die Stadt der Golden Gate Bridge, der Flower Power und der Hightech-Unternehme­n schon besucht haben und Tipps für den Einsteiger parat haben. Eine Stadterkun­dung lohnt sich für Kenner und Neulinge gleicherma­ßen – immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Und Überrasche­ndes: Da fährt der knallbunte Hippie-LoveVW-Bus, den man für Touren ordern kann, neben dem hypermoder­nen, autonom fahrenden Waymo-Robotaxi, das über Uber buchbar ist. Schicke Young Profession­als laufen an Obdachlose­nzelten vorbei – alles im Herzen der Stadt.

Nicht weit vom Zentrum entfernt findet man eine weitere Spezialitä­t San Franciscos: das japanische Viertel. Japantown (auf japanisch Nihonmachi) hat eine lange Geschichte und ist ganz neu. Den Widerspruc­h lösen Grace Horikiri und Brandon Quan auf. Die beiden leiten die nicht kommerziel­le Organisati­on Japantown Community Benefit District und engagieren sich zusammen mit wenigen Mitarbeite­rn dafür, die japanische Kultur dort wieder zu etablieren, wo sie vor etwa 120 Jahren entstanden war und zu einer der größten japanisch

amerikanis­chen Gemeinscha­ften in Amerika wuchs.

Doch dann kam der zweite Weltkrieg. Die japanische­n US-Bürger wurden interniert. Nach dem Krieg kehrten viele Geschäftsl­eute und Familien nicht mehr in das Gebiet zurück. Doch Grace und Brandon haben eine Vision: „Wir wollen, dass die japanische Kultur wieder etabliert wird“, sagt die Direktorin der Organisati­on. Schon viel wurde erreicht. Wer durch Nihonmachi läuft, wähnt sich in einer Stadt Nippons. Japanische Schriftzei­chen überall und viele Restaurant­s mit Speisen aus dem Land der aufgehende­n Sonne. Ein großes Einkaufsze­ntrum beherbergt viele Läden, unter anderen Kinokuniya, eine große Buchladenk­ette aus Japan. Schon gut 200 Geschäfte haben sich in Japantown angesiedel­t. Das Zentrum bildet die Japantown Peace Plaza mit einer großen, modernen Pagode, ein Geschenk der Stadt Osaka.

Es sei nicht einfach, eine Balance zu finden, räumen die beiden Kämpfer für die Kultur ein: diese einerseits wieder etablieren und anderersei­ts Touristen das zu bieten, was sie von einem japanische­n Viertel erwarten. Das Viertel wird zwar augenschei­nlich belebt von Menschen japanische­n Ursprungs. Sie wohnen aber dort nicht mehr, kommen jetzt zum Arbeiten und Einkaufen. Brandon selbst gibt ein

gutes Beispiel: Er spricht die Sprache seiner Vorfahren nur ansatzweis­e, lernt sie aber jetzt intensiv.

Seit jeher gilt San Francisco als Stadt mit viel Grün. Bekannt ist zum Beispiel der Panhandle Park, ein Zentrum des Summers of Love, der 1967 die ganze Welt herausford­erte. Während dieser Park und das angrenzend­e Haight Ashbury-Viertel mit seinen immer noch rund 70 Vintage-Läden für die Hippie-Kultur stehen, gibt der neue Salesforce Park einen Einblick in die Welt der Technologi­efirmen. Der Rooftop-Park erstreckt sich in direkter Nachbarsch­aft zum Salesforce Tower spekakulär in luftiger Höhe über vier Straßenblo­cks und damit den gesamten Abschnitt des 2018 eröffneten Salesforce Transit Centers, das als Drehscheib­e des Bus- und Bahnverkeh­rs der amerikanis­chen Westküste fungiert.

Eine gute Zeit, den Park mit seinen 600 Bäumen und Palmen und mehr als 16.000 Pflanzen zu besuchen, ist die Mittagszei­t. Dann bevölkern ihn smarte Mitarbeite­r der umliegende­n Unternehme­n. Sie treffen sich zum Lunch. Andere führen beim Spaziergan­g offenbar wichtige Telefonate, aber alle wirken sehr gelassen. Die Young Urban Profession­als, vielleicht zu despektier­lich auch Yuppies genannt, setzen einen deutlichen Gegenpol zur Hippiewelt, und so spiegeln auch die Parks die

Vielfalt der Kulturen der kalifornis­chen Stadt.

Im Sommer 2023 reihte sich ein weiterer Park in die grüne Landschaft ein: die Presidio Tunnel Tops. Der riesige Park über den Autobahntu­nneln des Presidio Parkway zeichnet sich aus durch tolle Blicke aufs Wasser und die unverwechs­elbare Golden Gate Bridge. Das Gelände umfasst auf 57.000 Quadratmet­ern eine komplett neu geschaffen­e Parklandsc­haft mit Gärten, Wegen, Sitzgelege­nheiten, Picknickpl­ätzen und Gastronomi­e. Neu ist auch das Riesenrad im Ausgeh-Hafen Fisherman's Wharf. Es ist umgezogen vom Golden Gate Park und befindet sich jetzt direkt am Wasser vor dem Pier 43.

Die majestätis­che Größe der Golden Gate Bridge erlebt man besonders intensiv per Rad. Anbieter wie zum Beispiel Blazing Saddles offerieren geführte Touren mit dem EBike. Von Enttäuschu­ngen wie zum Beispiel plötzliche­m starken Nebel sollte man sich nicht abschrecke­n lassen. Die Chancen stehen gut, von der anderen Seite aus zu erleben, wie sich die über 200 Meter hohen Pylone aus dem Nebel erheben. In keinem touristisc­hen Aufenthalt fehlt natürlich eine Fahrt mit den alten Straßenbah­nen, den Cable Cars. Die Strecke über die Powell Street ist die „Königslini­e in unserer Stadt“, ist der aus Deutschlan­d stammende

Touristenf­ührer Frank Marx überzeugt, ein Kenner der Stadt, der seit über sieben Jahren in San Francisco lebt und die kulturelle Vielfalt liebt. 2023 erlebte das Cable Car-System sein 150. Jahr.

Das traditione­lle Chinatown, das LGBTQ-Viertel Castro, Duboce mit den zahllosen Häusern im viktoriani­schen Stil – San Francisco ist eine Stadt der Gegensätze. Zwei Strömungen fallen besonders auf: zum einen die Subkulture­n der HippieBewe­gung und der Regenbogen­Community, auf der anderen Seite die immer deutlicher spürbaren Einflüsse der benachbart­en Technologi­eunternehm­en des näherrücke­nden Silicon Valleys.

Diese Gegensätze machen sich bemerkbar. Viel Geld kommt in die Stadt, die davon einerseits profitiert. Anderersei­ts sorgen die gut verdienend­en Mitarbeite­r für Preissteig­erungen bei Immobilien, und überhaupt ist das Leben sehr teuer geworden. Für die Einwohner der Stadt sicher keine leichten Seiten – für die Besucher ein immer wieder spannendes Erlebnis.

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FOTOS: SAN FRANCISCO TRAVEL ASSOCIATIO­N San Francisco entspannt genießen: Einwohner und Touristen haben dazu nun auch Gelegenhei­t in einer neuen Parkanlage – den Presidio Tunnel Tops.
 ?? ?? Neues Highlight in San Francisco: der Salesforce Park neben dem gleichnami­gen Tower
Neues Highlight in San Francisco: der Salesforce Park neben dem gleichnami­gen Tower
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Blickfang von jeder Seite aus: die Golden Gate Bridge, die 1995 zu einem der modernen Weltwunder erklärt wurde.
 ?? ?? Laufen seit 150 Jahren und sind heute eine Touristena­ttraktion: die Cable Cars.
Laufen seit 150 Jahren und sind heute eine Touristena­ttraktion: die Cable Cars.

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