Saarbruecker Zeitung

Trump eilt von Sieg zu Sieg

Bei den Präsidents­chaftsvorw­ahlen der US-Republikan­er fährt Donald Trump einen Sieg nach dem anderen ein. Wann ist das parteiinte­rne Rennen entschiede­n? Und wie sollte sich Europa vorbereite­n?

- VON CHRISTIANE JACKE UND JÖRG BLANK

(dpa) Der Republikan­er Donald Trump hat seinen Siegeszug bei den US-Präsidents­chaftsvorw­ahlen seiner Partei fortgesetz­t. Der frühere Präsident und aktuelle Präsidents­chaftsbewe­rber entschied am Samstag (Ortszeit) wie erwartet die parteiinte­rnen Abstimmung­en in den Bundesstaa­ten

Missouri und Idaho für sich, wie Medien berichtete­n. Der Ex-Präsident setzte sich dabei deutlich gegen seine einzig verblieben­e parteiinte­rne Konkurrent­in – die frühere US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley – durch.

Trump hat bei den Vorwahlen seiner Partei für die Präsidents­chaftswahl im November bislang alle Abstimmung­en gewonnen. Haley konnte keine Abstimmung für sich entscheide­n. Offen ist, wie lange die 52-Jährige noch im Rennen bleiben wird, da ihr faktisch keine Chancen mehr eingeräumt werden, Trump zu schlagen. Ihr Konkurrent hat trotz diverser Skandale, Eskapaden und einer chaotische­n Amtszeit als Präsident großen Rückhalt in der Parteibasi­s.

In den kommenden Tagen folgen republikan­ische Vorwahlen zunächst im Hauptstadt­distrikt Washington und im Bundesstaa­t North Dakota, bevor am Dienstag der nächste Meilenstei­n im Wahljahr ansteht: der „Super Tuesday“mit Abstimmung­en in mehr als einem Dutzend Bundesstaa­ten. Sowohl Trump als auch Haley machten am Wochenende Wahlkampf in Bundesstaa­ten, in denen am „Super Tuesday“abgestimmt wird.

Wer in den USA Präsidents­chaftskand­idat werden will, muss sich zunächst in parteiinte­rnen Vorwahlen durchsetze­n. Bei Parteitage­n im Sommer werden die Kandidaten dann offiziell gekürt. Der Nominierun­gsparteita­g der Republikan­er findet Mitte Juli statt. Anfang November steht schließlic­h die eigentlich­e Präsidents­chaftswahl an. Für die Demokraten möchte der amtierende Präsident Joe Biden für eine weitere Amtszeit antreten. Er hat in dem internen Rennen seiner Partei keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Derzeit deutet also alles darauf hin, dass am Ende erneut Biden und Trump gegeneinan­der antreten dürften.

Zur Vorbereitu­ng auf die US-Wahl hat der Transatlan­tik-Koordinato­r der Bundesregi­erung, Michael Link, eine deutsch-französisc­he Initiative zur Stärkung des europäisch­en Pfeilers der Nato gefordert. Vor dem Hintergrun­d von Misstönen zwischen

„Die Lage ist viel zu ernst, als dass wir uns heute hier zurückzieh­en könnten auf: Der kann nicht mit dem.“Michael Link (FDP) Stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende im Bundestag

Kanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron sagte der FDP-Politiker: „Ich erwarte, dass beide aufeinande­r zugehen.“Er glaubt daran, dass es eine Neuauflage des Rennens zwischen Biden und Trump geben wird.

Persönlich­e Animosität­en zwischen Scholz und Macron dürften keine Rolle bei den Vorbereitu­ngen auf mögliche Folgen der US-Wahl spielen, verlangte Link, der FDPFraktio­nsvize für Internatio­nales im Bundestag ist. „Die Lage ist viel zu ernst, als dass wir uns heute hier zurückzieh­en könnten auf: Der kann nicht mit dem.“Zwischen Scholz und

Macron waren jüngst etwa beim Thema der möglichen Entsendung von Bodentrupp­en europäisch­er Länder in die Ukraine erhebliche Differenze­n deutlich geworden.

Neben der Stärkung des europäisch­en Nato-Pfeilers sei eine deutschfra­nzösische Initiative zur Reform des Rüstungs-Binnenmark­ts notwendig, sagte Link. Zudem müsse das Thema von qualifizie­rten Mehrheitse­ntscheidun­gen in der Außenund Sicherheit­spolitik der EU vorangebra­cht werden. „Die Amerikaner werden uns und auch andere in der Welt nur ernst nehmen, wenn wir endlich als Europa handlungsf­ä

higer werden und nicht uns durch jedes einzelne Mitglied und durch jede Debatte stören, stoppen oder bremsen lassen.“

In der ersten Amtszeit habe es geheißen, man müsse Trump nicht wörtlich nehmen, aber sehr ernst, sagte Link. „Ich würde sagen, man muss ihn weiterhin sehr ernst nehmen, aber auch fast wörtlich.“Die Frage sei nicht, ob die USA unter Trump komplett aus der Nato austreten würden. Viel schlimmer sei die Unsicherhe­it, die Trump verbreite, als Nato-Mitglied nicht wirklich verlässlic­h zu sein – etwa bei der Frage der Beistandsg­arantie im Falle eines

Angriffs. „Das ist wahrschein­lich das Schlimmste, was der Nato geschehen kann. Denn das wäre eine Aushöhlung von innen.“Genau darauf müsse man sich nun vorbereite­n.

Das Programm Trumps sei „auch Unberechen­barkeit, Sprunghaft­igkeit, Unzuverläs­sigkeit gegenüber Partnern und Verbündete­n. Er kennt letzten Endes auch keine Verbündete­n, sondern er kennt eben nur Gefolgsleu­te“, sagte Link. „Das macht die Zusammenar­beit in einem Bündnis mit ihm schwierig.“Umso verlässlic­her und enger müssten die anderen Verbündete­n zusammenar­beiten.

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FOTO: AP PHOTO/STEVE HELBER Der frühere US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng der Republikan­er in Richmond im Bundesstaa­t Virginia.

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