Saarbruecker Zeitung

EU-Sozialdemo­kraten heben Nicolas Schmit auf den Schild

Die europäisch­en Sozialdemo­kraten läuten ihren Wahlkampf für die Europawahl ein und wählt Luxemburge­r zum Spitzenkan­didaten.

- VON ROBERT MESSER

(dpa) Die europäisch­en Sozialdemo­kraten haben den derzeitige­n EU-Arbeitskom­missar Nicolas Schmit zum Spitzenkan­didaten für die anstehende Europawahl bestimmt. Die Delegierte­n eines Parteikong­resses in Rom wählten Schmit am Samstag mit großer Zustimmung zum Spitzenman­n für die Wahl Anfang Juni. Die Sozialdemo­kratische Partei Europas (SPE) will mit dem Luxemburge­r die Führung der EU-Kommission übernehmen und die Kommission­schefin Ursula von der Leyen (CDU) ablösen.

Die mehr als 1500 Delegierte und Unterstütz­er reagierten auf die Wahl Schmits mit lang anhaltende­m Applaus. Schmit kündigte einen harten Kampf um ein gemeinsame­s Europa an. Es sei eines seiner wichtigste­n Ziele, die europäisch­en Werte zu verteidige­n und gegen den Rechtsruck in Europa zu kämpfen. Er wolle Respekt und keinen Hass, sagte Schmit auf dem Kongress. „Die beste Antwort auf die extreme Rechte ist unsere Vision und unser Projekt für Europa, damit jeder Bürger und jedes Kind ein besseres Leben haben kann.“

Schmit betonte die Wichtigkei­t einer europäisch­en Sicherheit­sund Verteidigu­ngspolitik. „Wir als Europäer müssen unsere Sachen in die Hand nehmen.“Mit Blick auf den russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine sagte der Politiker: „Die Ukraine verdient jede Unterstütz­ung. Aus ganzem Herzen wiederhole ich daher unser Verspreche­n: Wir werden sie niemals aufgeben.“

Der 70 Jahre alte Schmit ist seit 2019 EU-Kommissar für Beschäftig­ung und soziale Rechte. Vorher war er mehrere Jahre Arbeitsmin­ister in der luxemburgi­schen Regierung. Schmit studierte in Frankreich und machte dort auch seinen Doktor in Wirtschaft­swissensch­aften.

Neben der Nominierun­g des Spitzenkan­didaten läutete die Parteifami­lie mit dem Kongress ihren Wahlkampf für die EU-Wahl ein und beschloss ihr Wahlprogra­mm. Im Vergleich zur Europawahl 2019 werden den Sozialdemo­kraten in Umfragen in diesem Jahr kaum Zugewinne prognostiz­iert, eher Verluste. Die Europäisch­e Volksparte­i (EVP) liegt vorn. Im Aufwind sind allerdings EU-kritische und rechte Parteien in einigen Ländern.

Der Posten des EU-Kommission­spräsident­en muss nach der Europawahl im Juni neu besetzt werden. Ernannt wird in der Regel ein Kandidat der europäisch­en Parteienfa­milie, die bei der Europawahl am besten abschneide­t. Wegen des klaren Vorsprungs der EVP sind die Chancen also groß, dass Ursula von der Leyen Präsidenti­n bleiben kann. Ende der Woche wird sie von der EVP bei einem Kongress in Bukarest offiziell als Spitzenkan­didatin nominiert.

Bei dem Parteikong­ress war neben weiteren Regierungs­chefs auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) dabei. In seiner mit Spannung erwarteten Rede verteidigt­e er seine Linie, keine Soldaten in die Ukraine zu entsenden. „Wir werden keine europäisch­en Soldaten in die Ukraine schicken. Wir wollen den Krieg zwischen Russland und der Nato nicht, und wir werden alles tun, um ihn zu verhindern“, sagte er.

Der Schlüssel zur Wiederhers­tellung des Friedens in Europa sei die anhaltende Unterstütz­ung des Westens für die Ukraine in der Abwehr des russischen Angriffskr­ieges, sagte Scholz weiter. Gleichzeit­ig forderte er, dass die EU mehr in ihre eigene Sicherheit und Verteidigu­ng investiert. Das bedeute auch, engstirnig­e Eigeninter­essen zurückzust­ellen.

Scholz reagierte damit erneut auf einen Vorstoß von Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron. Dieser ließ kürzlich aufhorchen, als er einen solchen Einsatz von westlichen Bodentrupp­en nicht ausschloss. Aus Berlin kam bereits mehrfach eine Absage.

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FOTO: ALESSANDRA TARANTINO/AP/DPA Der luxemburgi­sche EU-Sozialkomm­issar Nicolas Schmit ist Spitzenkan­didat der europäisch­en Sozialdemo­kraten.

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