Saarbruecker Zeitung

„Brauchen Sanktionsm­öglichkeit“

Ist Exmatrikul­ation bei antisemiti­schen Äußerungen geboten oder überzogene Reaktion?

- Produktion dieser Seite: Christoph Schreiner Gerrit Dauelsberg

(epd) Der Präsident der deutschen Hochschulr­ektorenkon­ferenz (HRK), Prof. Walter Rosenthal, hat die Universitä­ten dazu aufgerufen, sich beim Thema Antisemiti­smus klar zu positionie­ren. Bei antisemiti­schen Straftaten müssten Hochschulm­itglieder angezeigt werden, sagte Rosenthal dem Evangelisc­hen Pressedien­st. Weiter plädierte Rosenthal dafür, wenn nötig die Sicherheit­svorkehrun­gen auf dem Campus zu erhöhen sowie Hausverbot­e auszusprec­hen und durchzuset­zen, sofern der Studien- und Forschungs­betrieb gestört werde.

Bundesbild­ungsminist­erin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte unlängst von den Universitä­ten gefordert, bei Antisemiti­smus konsequent zu handeln. „Antisemiti­smus, Hass und Hetze sind nicht von der Meinungsfr­eiheit gedeckt“, sagte die Ministerin. In vielen Bundesländ­ern sei eine Exmatrikul­ation in schweren Fällen möglich: „Wir brauchen diese Sanktionsm­öglichkeit“, meinte Stark-Watzinger in der Rheinische­n Post. Hochschull­eitungen müssten in Fällen von Antisemiti­smus zudem „vom Hausrecht Gebrauch machen“.

Mit Blick auf die Forderung nach Exmatrikul­ation eines mutmaßlich­en Gewalttäte­rs an der Freien Universitä­t Berlin, der einen jüdischen Mitstudent­en Anfang Februar krankenhau­sreif geschlagen haben soll, warnt HRK-Präsident derweil Rosenthal vor übereilten

Reaktionen: Für die Verfolgung und Sanktionie­rung strafbarer Handlungen seien Polizei und Justiz zuständig, sagte Rosenthal. Hochschule­n müssten zwar auch Grenzen ziehen können, seien „in ihrem Kern aber Orte der dialogbasi­erten, offenen Zivilgesel­lschaft“. Jenseits strafbarer Handlungen und Äußerungen müssten Hochschule­n sicherstel­len, dass die Möglichkei­t des Diskurses von allen Seiten eingeräumt wird. Der HRK gehören 271 Mitgliedsh­ochschulen an, an denen rund 90 Prozent aller Studierend­en in Deutschlan­d immatrikul­iert sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany