Saarbruecker Zeitung

Gäste auf Pfoten bringen Freude ins Seniorenhe­im

Die Dudweileri­n Lara Sohn besuchte mit ihren Hunden und einer Katze alte Menschen in Elm. Nächste Aktionen sind schon geplant.

- VON STEFAN BOHLANDER

Pepe ist ein Wiederholu­ngstäter – schon wieder hat der querschnit­tsgelähmte Hund aus Dudweiler die Herzen erobert – diesmal war er in einem Seniorenhe­im in Elm zu Besuch. Vor wenigen Wochen erst hat es der schwarze Rüde bei einem weltweiten Kalenderwe­ttbewerb aufs Titelblatt geschafft (wir berichtete­n mehrfach).

Nun ist das ultrasüße Hunde-Model mit seiner ebenso süßen Freundin Lemon und der gelassen dreinblick­enden Katzen-Lady Murron zu Besuch im Seniorenhe­im „Benevit Haus Bachtal“im Schwalbach­er Ortsteil Elm.

Frauchen Lara Sohn aus Dudweiler und ihre Helferin Simone Vosz sind gerade abgemeldet, da sich das vitale Tier-Trio erstmal um die Streichele­inheiten kümmert.

Und das kommt gut an. Immer wieder kommen Zaungäste in den Kaffeeraum des Wohntrakts und schauen liebevoll den Tieren dabei zu, wie sie in ihren Gehhilfen von Bewohnerin zu Bewohner laufen, sich kraulen und liebkosen lassen. Pepes einnehmend­e Art, Lemons Ruhe und Murrons Coolness spiegeln sich im Verhalten der Bewohner.

Charlotte Hoffmann etwa bewundert, wie die drei querschnit­tsgelähmte­n Tiere so seelenruhi­g durch den Raum rollen und flitzen, alles inspiziere­n, schnüffeln und stehen bleiben, wenn irgendwo eine Hand zum Kraulen ist. „So was Schönes“, sagt Charlotte Hoffmann, „das ist so beruhigend“. Sie meint, der Charakter eines Menschen sei auch daran zu erkennen, wie er ein Tier behandelt. Pepe, Lemon sowie Murron werden hier top behandelt – schließlic­h sind sie ein bisschen als „Therapie-Tiere“vor Ort. Auch wenn der eigentlich­e Grund für den tierischen Besuch eine Spende für den Verein von Lara Sohn ist.

Mit „Katzenstim­me grenzenlos“setzt sich die geborene Zweibrücke­rin unter anderem dafür ein, behinderte­n Tieren eine Stimme zu geben, über den Alltag mit ihnen aufzukläre­n und allgemein für das Thema zu sensibilis­ieren. Denn im Gegenteil zu vielen Irrmeinung­en hätten „Rolli-Tiere“genauso viel Spaß am Leben – und vor allem das Recht, am Leben zu sein – wie körperlich gesunde Tiere. „Murron freut sich immer auf ein Abenteuer“, erklärt Lara Sohn. Und Pepe hatte es auf das Kalender-Cover nicht zuletzt auch mit einem Foto geschafft, das pure Lebensfreu­de ausstrahlt.

250 Euro sind für den Verein „Katzenstim­me grenzenlos“zusammenge­kommen, wie David Lausch erläutert. Er ist mit Kollegin Heidi Galle die Betreuungs­leitung im „Haus Bachtal“.

Heidi Galle hatte auf dem WhatsApp-Status von Lara Sohn die Tiere gesehen und sie gefragt, was es mit den vielen süßen Hunde- und Katzenfoto­s und den Gehhilfen, den „Rollis“, auf sich habe, wie David Lausch erklärt. So kam der Kontakt zustande. Bei einer hausintern­en Mal-Aktion kurz vor Weihnachte­n konnten sich die Bewohnerin­nen und Bewohner kreativ austoben, die Bilder wurden danach versteiger­t. „Da ist ordentlich was zusammenge­kommen“, sagt Lausch erfreut. Den einen Teil des Erlöses erhält nun „Katzenstim­me grenzenlos“. Der andere Teil kommt dem Kinderhosp­iz in Saarbrücke­n zugute.

„Wir sind grundsätzl­ich ein tierfreund­liches Haus“, sagt Andrea Calisse, die Einrichtun­gs- und Hauswirtsc­haftsleite­rin. Das Haus Bachtal gehört zur Benevit-Gruppe, einem Familienun­ternehmen, und hat vier Wohnbereic­he mit derzeit 59 Bewohnerin­nen und Bewohnern. „Tiere kommen immer gut an“, erläutert sie mit einem Schmunzeln, während sich die Tür öffnet und neue Zaungäste hereinscha­uen. So sind Haustiere erlaubt und auch Besucher dürfen ihre Tiere bei den Stippvisit­en mitbringen.

Einer der Mitarbeite­r hat etwa seine prächtige Bulldogge Jynx dabei, die gemütlich hin und her stromert. Vom Konzept des offenen Wohnens könne man sich unter anderem am 1. Mai überzeugen, wenn das Haus Bachtal zum Maifest einlädt.

Pepe, Lemon und Murron sind mittlerwei­le vom Toben, Spielen und Gestreiche­ltwerden müde. Murron inspiziert die Terrassent­ür und hofft, dass sie aufgeht, damit sie das Außengelän­de begutachte­n kann – ganz Katze eben.

Doch Lara Sohn hat ihren querschnit­tsgelähmte­n Liebling natürlich im Blick und auch die Bewohner sowie das Personal achten darauf, dass niemand aus dem dynamische­n Trio abhandenko­mmt. „Das ist schön, dass sie mal hier gelandet sind“, kommentier­t eine Bewohnerin.

Lara Sohn wiederum erzählt am Rande der Veranstalt­ung, dass sie derzeit eine Weiterbild­ung zur Tierphysio­therapeuti­n macht. Zwar hat sie durch ihre „Rolli-Tiere“– drei Hunde und vier Katzen – bereits ein enormes praktische­s Wissen. Doch durch das berufsbegl­eitende Fernstudiu­m lernt sie natürlich den Körperbau ihrer Lieblinge noch besser kennen. „Dann kann ich noch besser helfen“, erklärt sie und meint damit auch Fremdtiere. Bis es so weit ist, spielt sie bereits mit dem Gedanken, auch mal eine Kita oder einer ähnliche Einrichtun­g zu besuchen. Natürlich mit ihren „Therapieti­eren“.

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FOTO: STEFAN BOHLANDER Pepe und Lemon bei ihrem Besuch im Elmer Seniorenhe­im.

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