Hunderte laufen für die Demokratie
Dem Aufruf des Laufvereins LAZ Saarbrücken zur Teilnahme am „Run 4 Demokratie“sind am Sonntag mehrere Hundert Läufer gefolgt. Sie bewegten sich an der frischen Luft – und setzten ein politisches Zeichen.
An diesem Sonntagvormittag ist die Saarbrücker Innenstadt in der Hand von Läufern. Auf ihren Fahnen stehen Parolen wie etwa „Für Demokratie – für unsere Zukunft“, „Rassismus ist keine Alternative“, „Menschenrechte statt rechte Menschen“oder auch „Ein Herz für Demokratie“. Eine buntgemischte Gruppe hat sich in Saarbrücken zum „Run 4 Demokratie“zusammengefunden – Familien mit Kindern, Freundesgruppen, Paare, Vereinskollegen ...
Das Leichtathletikzentrum (LAZ) Saarbrücken hat diese Lauf-Demonstration auf die Beine gestellt. Moschgan Ebrahimi, Vorsitzende des LAZ, stellte in einer Ansprache kurz vor dem Lauf die Werte Respekt, Toleranz und Diversität heraus. Eine „kleine, laute Minderheit“stelle derzeit Migranten die Frage: „Gehört ihr zu Deutschland?“Mit Blick auf die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus gab es eine klare Antwort: „Es werden immer mehr, die laut sagen: ,Ja'!“, wie Ebrahimi erklärte.
Damit spielte sie auf das Geheimtreffen von Rechtsextremisten, AfD-Politikern sowie Vertretern der Werteunion im November 2023 in Potsdam an, bei dem es unter anderem um die „Remigration“ging. Dabei handelt es sich Kritikern zufolge um die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland. Die Aufdeckung dieses Geheimtreffens durch das Recherchezentrum „Correctiv“hat seit Jahresbeginn zahlreiche Demonstrationen gegen Rechtsextremismus ausgelöst – auch im Saarland.
Ebrahimi hob zugleich die Rolle der Vereine für die Gesellschaft hervor. Sie stünden für Ehrenamt und Vielfalt. „Wir wollen zeigen, dass wir als Vereine eine Verantwortung für diese Gesellschaft haben und die auch annehmen“, fügte sie nach dem Lauf hinzu. Vereine, wie etwa die LLG Wustweiler, die mit mehreren Läufern am Start war.
„Zwischen 100 und 1000“Teilnehmer hatte Achim Hachenthal, Ehrenvorsitzender des LAZ Saarbrücken, im Vorfeld erwartet. Schließlich beteiligten sich laut LAZ 300 Läuferinnen und Läufer am „Run 4 Demokratie“, während die Polizei von 200 bis 250 Teilnehmern ausgeht. Darunter war auch der in Saarbrücken geborene TelekomVorstand Ferri Abolhassan.
Doch nicht nur Zweibeiner haben am „Run 4 Demokratie“teilgenommen. So hatte der zweijährige Hund „Honig“sein Frauchen Anastasia zum Lauf begleitet. Letztere sprach von einem „Volkslauf für die Demokratie“. Auf ihrer Fahne hatte sie den Schriftzug „Leben und leben lassen“angebracht. Die Gelegenheit, sich an der frischen Luft für die gute Sache einzusetzen, hatte sie gern genutzt. „Ich laufe gerne“, betonte sie und freute sich über die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zusammen ihr Hobby betreiben zu können.
Beim vier Kilometer langen Lauf durch die Innenstadt mit Start und Ziel auf dem Tbilisser Platz war die Stimmung gut. Andrea, die mit Freunden unterwegs war, stellte die gegenseitige Rücksichtnahme heraus: „Wenn einer hinfällt, dann stoppt man und hilft ihm auf.“Ihrer Freundin Birgit gefiel, dass es keine Aggressionen gab – das habe im Moment eher Seltenheitswert, wie sie mit Bedauern feststellte.
Bei der Lauf-Demonstration wurden Spenden für das Projekt „Doppeleinhorn“gesammelt. „Wir halten es für sehr wichtig, weil das Projekt niedrigschwellig in Schulen geht“, betonte die LAZ-Vorsitzende Ebrahimi. „Dort muss Demokratie erlernt werden“, fügte sie hinzu. Vor allem der Umgang mit den sozialen Medien sei ein Knackpunkt.
Nach der Ankunft im Ziel stellten sich alle Beteiligten vor dem
Staatstheater zu einem Gruppenfoto auf. Der LAZ-Ehrenvorsitzende Hachenthal freute sich über eine hervorragende Stimmung und das tolle Wetter: „Es war einfach schön gewesen.“Die amtierende LAZ-Vorsitzende Ebrahimi zog ebenfalls ein positives Fazit: „Vereint als Vereine haben wir gezeigt: Wir sind da und wir sind wach.“
Die Demonstrationen in den vergangenen Wochen brächten zum Ausdruck, dass das Bewusstsein für die Gefährdung der Demokratie wächst: „Die Leute haben gemerkt, hier geht es um etwas ganz Konkretes. Jetzt müssen wir aufstehen, sonst werden wir überrannt von etwas, was wir nicht mehr einholen können.“Ebrahimi bezeichnet den „Run 4 Demokratie“daher als ein „kleines Zeichen für eine große Sache“.
Weitere Informationen zum Projekt Doppeleinhorn gibt es hier: www.doppeleinhorn.org