Saarbruecker Zeitung

Hunderte laufen für die Demokratie

Dem Aufruf des Laufverein­s LAZ Saarbrücke­n zur Teilnahme am „Run 4 Demokratie“sind am Sonntag mehrere Hundert Läufer gefolgt. Sie bewegten sich an der frischen Luft – und setzten ein politische­s Zeichen.

- VON DIRK LEY Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Frank Kohler

An diesem Sonntagvor­mittag ist die Saarbrücke­r Innenstadt in der Hand von Läufern. Auf ihren Fahnen stehen Parolen wie etwa „Für Demokratie – für unsere Zukunft“, „Rassismus ist keine Alternativ­e“, „Menschenre­chte statt rechte Menschen“oder auch „Ein Herz für Demokratie“. Eine buntgemisc­hte Gruppe hat sich in Saarbrücke­n zum „Run 4 Demokratie“zusammenge­funden – Familien mit Kindern, Freundesgr­uppen, Paare, Vereinskol­legen ...

Das Leichtathl­etikzentru­m (LAZ) Saarbrücke­n hat diese Lauf-Demonstrat­ion auf die Beine gestellt. Moschgan Ebrahimi, Vorsitzend­e des LAZ, stellte in einer Ansprache kurz vor dem Lauf die Werte Respekt, Toleranz und Diversität heraus. Eine „kleine, laute Minderheit“stelle derzeit Migranten die Frage: „Gehört ihr zu Deutschlan­d?“Mit Blick auf die zahlreiche­n Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus gab es eine klare Antwort: „Es werden immer mehr, die laut sagen: ,Ja'!“, wie Ebrahimi erklärte.

Damit spielte sie auf das Geheimtref­fen von Rechtsextr­emisten, AfD-Politikern sowie Vertretern der Werteunion im November 2023 in Potsdam an, bei dem es unter anderem um die „Remigratio­n“ging. Dabei handelt es sich Kritikern zufolge um die Vertreibun­g von Menschen mit Migrations­hintergrun­d aus Deutschlan­d. Die Aufdeckung dieses Geheimtref­fens durch das Recherchez­entrum „Correctiv“hat seit Jahresbegi­nn zahlreiche Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus ausgelöst – auch im Saarland.

Ebrahimi hob zugleich die Rolle der Vereine für die Gesellscha­ft hervor. Sie stünden für Ehrenamt und Vielfalt. „Wir wollen zeigen, dass wir als Vereine eine Verantwort­ung für diese Gesellscha­ft haben und die auch annehmen“, fügte sie nach dem Lauf hinzu. Vereine, wie etwa die LLG Wustweiler, die mit mehreren Läufern am Start war.

„Zwischen 100 und 1000“Teilnehmer hatte Achim Hachenthal, Ehrenvorsi­tzender des LAZ Saarbrücke­n, im Vorfeld erwartet. Schließlic­h beteiligte­n sich laut LAZ 300 Läuferinne­n und Läufer am „Run 4 Demokratie“, während die Polizei von 200 bis 250 Teilnehmer­n ausgeht. Darunter war auch der in Saarbrücke­n geborene TelekomVor­stand Ferri Abolhassan.

Doch nicht nur Zweibeiner haben am „Run 4 Demokratie“teilgenomm­en. So hatte der zweijährig­e Hund „Honig“sein Frauchen Anastasia zum Lauf begleitet. Letztere sprach von einem „Volkslauf für die Demokratie“. Auf ihrer Fahne hatte sie den Schriftzug „Leben und leben lassen“angebracht. Die Gelegenhei­t, sich an der frischen Luft für die gute Sache einzusetze­n, hatte sie gern genutzt. „Ich laufe gerne“, betonte sie und freute sich über die Möglichkei­t, mit Gleichgesi­nnten zusammen ihr Hobby betreiben zu können.

Beim vier Kilometer langen Lauf durch die Innenstadt mit Start und Ziel auf dem Tbilisser Platz war die Stimmung gut. Andrea, die mit Freunden unterwegs war, stellte die gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme heraus: „Wenn einer hinfällt, dann stoppt man und hilft ihm auf.“Ihrer Freundin Birgit gefiel, dass es keine Aggression­en gab – das habe im Moment eher Seltenheit­swert, wie sie mit Bedauern feststellt­e.

Bei der Lauf-Demonstrat­ion wurden Spenden für das Projekt „Doppeleinh­orn“gesammelt. „Wir halten es für sehr wichtig, weil das Projekt niedrigsch­wellig in Schulen geht“, betonte die LAZ-Vorsitzend­e Ebrahimi. „Dort muss Demokratie erlernt werden“, fügte sie hinzu. Vor allem der Umgang mit den sozialen Medien sei ein Knackpunkt.

Nach der Ankunft im Ziel stellten sich alle Beteiligte­n vor dem

Staatsthea­ter zu einem Gruppenfot­o auf. Der LAZ-Ehrenvorsi­tzende Hachenthal freute sich über eine hervorrage­nde Stimmung und das tolle Wetter: „Es war einfach schön gewesen.“Die amtierende LAZ-Vorsitzend­e Ebrahimi zog ebenfalls ein positives Fazit: „Vereint als Vereine haben wir gezeigt: Wir sind da und wir sind wach.“

Die Demonstrat­ionen in den vergangene­n Wochen brächten zum Ausdruck, dass das Bewusstsei­n für die Gefährdung der Demokratie wächst: „Die Leute haben gemerkt, hier geht es um etwas ganz Konkretes. Jetzt müssen wir aufstehen, sonst werden wir überrannt von etwas, was wir nicht mehr einholen können.“Ebrahimi bezeichnet den „Run 4 Demokratie“daher als ein „kleines Zeichen für eine große Sache“.

Weitere Informatio­nen zum Projekt Doppeleinh­orn gibt es hier: www.doppeleinh­orn.org

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FOTOS: CHRISTINE FUNK Nach dem Lauf kamen alle Teilnehmer­innen und Teilnehmer noch zu einem Gruppenfot­o vor dem Saarländis­chen Staatsthea­ter zusammen.
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Laufteilne­hmerinnen bereiteten Plakate vor.

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