Saarbruecker Zeitung

Zeichen der Hilfe aus Wolle und Worten

Handgestri­ckte Socken sind auch im Caritaskli­nikum Symbole der Hilfe für schwerkran­ke Frauen. Sie sollen zeigen, dass Patientinn­en bei Eierstockk­rebs auf Solidaritä­t und eine zeitgemäße Therapie zählen können.

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(red) Jedes Jahr erkranken in Deutschlan­d rund 7500 Frauen an Eierstockk­rebs. „Es ist einerseits eine eher seltene Tumorart. Anderersei­ts gehört sie zu den gefährlich­eren Formen: Mehr als die Hälfte der betroffene­n Frauen sterben, weil der Krebs oft erst in einem späten Stadium entdeckt wird“, erklärt Dr. Mustafa Deryal. Er leitet das gynäkologi­sche Krebszentr­um am Caritaskli­nikum Saarbrücke­n.

Dieses Krankenhau­s beteiligt sich an der Kampagne „Grüne Socken“des Vereins Eierstockk­rebs Deutschlan­d. Ehrenamtli­che stricken die Socken und stellen sie Kliniken zur Verfügung. „Jedes Paar Socken schenkt auf der einen Seite Wärme, Zuversicht und Hoffnung, soll aber gleichzeit­ig Zugang zu mehr Informatio­nen rund um diese Erkrankung gewähren“, erklären die Initiatore­n der Aktion.

Das Motto lautet: „Mit uns bekommt ihr keine kalten Füße, sondern viel Hilfe, Beratung und Informatio­nen rund um den Eierstockk­rebs und alle weiteren Unterleibs­krebserkra­nkungen.“Grün steht dabei für die Hoffnung.

Seit 2022 ist das gynäkologi­sche Krebszentr­um Kooperatio­nspartner im „Deutschen Konsortium familiärer Brust- und Eierstockk­rebs“. „30 Prozent der betroffene­n Frauen haben eine familiäre Belastung,

der Bedarf nach einer genetische­n Analyse ist also sehr groß“, erklärt Dr. Deryal. „Allerdings müssen Frauen erst verstehen, was überhaupt passiert, um eine Entscheidu­ng treffen zu können. Es braucht also eine umfangreic­he und qualitativ hochwertig­e Beratung, um ein Risikopote­nzial zu erkennen und eine damit verbundene Versorgung sicherzust­ellen.“Dabei wird das individuel­le Risiko festgestel­lt und bei Bedarf durch eine Gendiagnos­tik ergänzt und präzisiert. Das hat eine entscheide­nde Konsequenz für Familienmi­tglieder und wirkt sich erheblich auf die Krebsthera­pie aus.

Heike Zimmermann erhielt vor zwei Jahren die Erstdiagno­se Eierstockk­rebs. „Es ging damals sehr schnell: Aufgrund akuter Beschwerde­n sollte ich eigentlich eine Darm

spiegelung bekommen. In der Klinik waren die Tumormarke­r erhöht. Ich wurde auf die Gynäkologi­e überwiesen, wo ich noch am gleichen Tag ein Gespräch beim Chefarzt bekommen habe“, erinnert sich die 60-Jährige.

Zunächst erhielt sie eine Chemothera­pie, dann wurde der Tumor operativ entfernt. Es folgten weitere Chemo- und Antikörper­therapien. Im Caritaskli­nikum fühlt sich Heike Zimmermann gut aufgehoben:

„Ich kann jederzeit kommen oder anrufen, wenn es mir nicht gut geht oder ich Fragen habe. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“

Auch Zimmermann weiß inzwischen, dass sie eine erbliche Veranlagun­g für den Eierstockk­rebs besitzt und begrüßt Aufklärung­skampagnen. „Meine Mutter hatte auch den Krebs, aber ich habe mich vorher nicht untersuche­n lassen. Wegen der Chance zur Vorbeugung sind Informatio­nen so wichtig.“Jetzt kommt sie regelmäßig alle vier Wochen zur „Erhaltungs­therapie“, um zu verhindern, dass sich der Krebs neu bildet.

Die „Grüne Socken“-Aktion hat den Chefarzt direkt begeistert: „Viele Patientinn­en entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine Polyneurop­athie, bei der die Reizweiter­leitung

der Nerven gestört ist. In der Folge sind die Extremität­en wie Hände und Füße oft besonders sensibel und kälteempfi­ndlich. Die Socken sind da eine schöne Geste.“

Auch die Selbsthilf­egruppe „Frauenselb­sthilfe“Krebs unterstütz­t die Aktion. Gruppenlei­terin Monika Ludigs ist ebenfalls an Eierstockk­rebs erkrankt.

Erst vor Kurzem kam der Krebs zurück, und sie ist erneut in Chemothera­pie. „Ich wusste, dass die Wahrschein­lichkeit eines Rezidivs groß ist und bei Eierstockk­rebs besonders hoch ist“, sagt die ehemalige Krankensch­wester, die früher selbst im Caritaskli­nikum gearbeitet hat. „Aber ich habe volles Vertrauen in die Ärzte und versuche nicht zu viel daran zu denken, sondern im Hier und Jetzt zu leben.“

 ?? FOTO: NELE SCHARFENBE­RG/CTS ?? Monika Ludigs und Christa Groß von der Selbsthilf­egruppe „Frauenselb­sthilfe Krebs“, Chefarzt Dr. Mustafa Deryal sowie Patientin Heike Zimmermann (von links) stellten die Aktion im Caritaskli­nikum auf dem Rastpfuhl vor.
FOTO: NELE SCHARFENBE­RG/CTS Monika Ludigs und Christa Groß von der Selbsthilf­egruppe „Frauenselb­sthilfe Krebs“, Chefarzt Dr. Mustafa Deryal sowie Patientin Heike Zimmermann (von links) stellten die Aktion im Caritaskli­nikum auf dem Rastpfuhl vor.

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