Fußball zum Abgewöhnen in Lübeck
1. FC Saarbrücken zeigt beim 0:0 beim abstiegsbedrohten VfB die schwächste Saisonleistung – und hat zweimal Glück.
Sie wollten nichts dem Zufall überlassen, optimal vorbereitet zum weitesten Auswärtsspiel der Saison antreten. Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken war am Freitag nach Hamburg geflogen, um die Reisestrapazen vor der Partie beim abstiegsbedrohten Vorletzten VfB Lübeck möglichst gering zu halten. Was die Mannschaft von Trainer Rüdiger Ziehl dann beim 0:0 im Stadion an der Lohmühle ablieferte, kam einer Bruchlandung nahe.
„Das war heute die schlechteste Leistung der gesamten Saison“, brachte Kapitän Manuel Zeitz das
„Die erste Halbzeit war beschissen. Die zweite ging genauso weiter.“Manuel Zeitz Kapitän des 1. FC Saarbrücken
torlose Unentschieden auf den Punkt. Zeitz, der sich in der Schlussphase eine Platzwunde am Kopf zuzog, Kai Brünker und Amine Naïfi handelten sich in Lübeck die fünfte Gelbe Karte ein und werden am kommenden Samstag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue fehlen. „Es war klar, dass die Sperren irgendwann kommen“, sagte Ziehl, „dann müssen eben andere in die Bresche springen.“
Andere Gesichter müssen aber vor allem ein anderes Gesicht der Mannschaft zeigen. An der Lohmühle wirkte der FCS von Beginn an unkonzentriert und fahrig. Das fing bei Torwart Tim Schreiber an. Der sonst so sichere Rückhalt konnte zwei gute, aber eben nicht überragend schwere Schüsse von Leon Sommer (15. Minute) und Florian Egerer (20.) nicht festhalten. Lübeck, das auf insgesamt 14 Spieler aus dem Kader verzichten musste,
konnte in einer ganz schwachen Partie aber keinen Nutzen ziehen. Beide Teams zeigten über weite Strecken Fußball zum Abgewöhnen.
Saarbrückens einziger gefährlicher Schuss aufs Tor der Hausherren gelang Dominik Becker nach 35 Minuten. Der Innenverteidiger, der für den erkälteten Lukas Boeder ins Team kam, scheiterte aber am glänzend reagierenden VfB-Torwart Philipp Klewin. „Wir hatten großes Glück, nicht in Rückstand zu geraten“, sagte Ziehl zu Recht. Denn die Gäste hatten gleich zwei Mal Glück. Nach einem Fußfeger von Patrick Sontheimer ging Jan-Marc Schnei
der im Strafraum zu Boden. Beim Judo gäbe es eine kleine Wertung für den Saarbrücker, im Fußball Strafstoß für Lübeck. Robin Velasco setzte den Elfer aber neben das Tor (38.) und stand drei Minuten später wieder im Mittelpunkt. Becker checkte Velasco im Strafraum weg wie ein Eishockeyspieler. Schiedsrichterin Riem Hussein traute sich nicht, den zweiten Strafstoß zu pfeifen – eine klare Fehlentscheidung.
„Die erste Halbzeit war beschissen“, sagte Zeitz nach dem Abpfiff und ergänzte: „Die zweite ging genauso weiter.“Tatsächlich übernahmen die verunsicherten Norddeut
schen, die in den vergangenen drei Spielen 13 Gegentore hinnehmen mussten, sogar die Kontrolle über das Spiel. Richtig gefährlich wurde es zwar nicht, aber auch die mit ganz anderen Ansprüchen in die Saison gegangenen Saarländer konnten den mitgereisten gut 400 Anhängern unter den 4434 Zuschauern lange keine guten Szenen mehr bieten.
Auch die Wechsel von Simon Stehle, Tim Civeja und Naïfi für die enttäuschenden Kasim Rabihic, Julian Günther-Schmidt und Julius Biada brachten nicht den gewünschten Erfolg. „Wir waren nicht griffig in den Zweikämpfen und auch nicht
für die zweiten Bälle“, sagte Ziehl, „die Mannschaft hat gekämpft, aber nicht gut gespielt.“Bezeichnend für die Leistung war eine Szene in der 82. Minute: Civeja hatte geflankt, Naïfi stand am zweiten Pfosten völlig frei. Doch der Franzose rutschte weg und trat über den Ball.
So stand am Ende im erst vierten Duell jemals gegen die Marzipanstädter die vierte Punkteteilung. Die ist für beide Mannschaften aber zu wenig. Und während Lübecks Kampf gegen den Abstieg immer verzweifelter wird, kann sich der FCS auf seine Aufgaben im DFBund Saarlandpokal konzentrieren.