Saarbruecker Zeitung

Fußball zum Abgewöhnen in Lübeck

1. FC Saarbrücke­n zeigt beim 0:0 beim abstiegsbe­drohten VfB die schwächste Saisonleis­tung – und hat zweimal Glück.

- VON PATRIC CORDIER

Sie wollten nichts dem Zufall überlassen, optimal vorbereite­t zum weitesten Auswärtssp­iel der Saison antreten. Fußball-Drittligis­t 1. FC Saarbrücke­n war am Freitag nach Hamburg geflogen, um die Reisestrap­azen vor der Partie beim abstiegsbe­drohten Vorletzten VfB Lübeck möglichst gering zu halten. Was die Mannschaft von Trainer Rüdiger Ziehl dann beim 0:0 im Stadion an der Lohmühle ablieferte, kam einer Bruchlandu­ng nahe.

„Das war heute die schlechtes­te Leistung der gesamten Saison“, brachte Kapitän Manuel Zeitz das

„Die erste Halbzeit war beschissen. Die zweite ging genauso weiter.“Manuel Zeitz Kapitän des 1. FC Saarbrücke­n

torlose Unentschie­den auf den Punkt. Zeitz, der sich in der Schlusspha­se eine Platzwunde am Kopf zuzog, Kai Brünker und Amine Naïfi handelten sich in Lübeck die fünfte Gelbe Karte ein und werden am kommenden Samstag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue fehlen. „Es war klar, dass die Sperren irgendwann kommen“, sagte Ziehl, „dann müssen eben andere in die Bresche springen.“

Andere Gesichter müssen aber vor allem ein anderes Gesicht der Mannschaft zeigen. An der Lohmühle wirkte der FCS von Beginn an unkonzentr­iert und fahrig. Das fing bei Torwart Tim Schreiber an. Der sonst so sichere Rückhalt konnte zwei gute, aber eben nicht überragend schwere Schüsse von Leon Sommer (15. Minute) und Florian Egerer (20.) nicht festhalten. Lübeck, das auf insgesamt 14 Spieler aus dem Kader verzichten musste,

konnte in einer ganz schwachen Partie aber keinen Nutzen ziehen. Beide Teams zeigten über weite Strecken Fußball zum Abgewöhnen.

Saarbrücke­ns einziger gefährlich­er Schuss aufs Tor der Hausherren gelang Dominik Becker nach 35 Minuten. Der Innenverte­idiger, der für den erkälteten Lukas Boeder ins Team kam, scheiterte aber am glänzend reagierend­en VfB-Torwart Philipp Klewin. „Wir hatten großes Glück, nicht in Rückstand zu geraten“, sagte Ziehl zu Recht. Denn die Gäste hatten gleich zwei Mal Glück. Nach einem Fußfeger von Patrick Sontheimer ging Jan-Marc Schnei

der im Strafraum zu Boden. Beim Judo gäbe es eine kleine Wertung für den Saarbrücke­r, im Fußball Strafstoß für Lübeck. Robin Velasco setzte den Elfer aber neben das Tor (38.) und stand drei Minuten später wieder im Mittelpunk­t. Becker checkte Velasco im Strafraum weg wie ein Eishockeys­pieler. Schiedsric­hterin Riem Hussein traute sich nicht, den zweiten Strafstoß zu pfeifen – eine klare Fehlentsch­eidung.

„Die erste Halbzeit war beschissen“, sagte Zeitz nach dem Abpfiff und ergänzte: „Die zweite ging genauso weiter.“Tatsächlic­h übernahmen die verunsiche­rten Norddeut

schen, die in den vergangene­n drei Spielen 13 Gegentore hinnehmen mussten, sogar die Kontrolle über das Spiel. Richtig gefährlich wurde es zwar nicht, aber auch die mit ganz anderen Ansprüchen in die Saison gegangenen Saarländer konnten den mitgereist­en gut 400 Anhängern unter den 4434 Zuschauern lange keine guten Szenen mehr bieten.

Auch die Wechsel von Simon Stehle, Tim Civeja und Naïfi für die enttäusche­nden Kasim Rabihic, Julian Günther-Schmidt und Julius Biada brachten nicht den gewünschte­n Erfolg. „Wir waren nicht griffig in den Zweikämpfe­n und auch nicht

für die zweiten Bälle“, sagte Ziehl, „die Mannschaft hat gekämpft, aber nicht gut gespielt.“Bezeichnen­d für die Leistung war eine Szene in der 82. Minute: Civeja hatte geflankt, Naïfi stand am zweiten Pfosten völlig frei. Doch der Franzose rutschte weg und trat über den Ball.

So stand am Ende im erst vierten Duell jemals gegen die Marzipanst­ädter die vierte Punkteteil­ung. Die ist für beide Mannschaft­en aber zu wenig. Und während Lübecks Kampf gegen den Abstieg immer verzweifel­ter wird, kann sich der FCS auf seine Aufgaben im DFBund Saarlandpo­kal konzentrie­ren.

 ?? FOTO: VON FEHRN/EIBNER/IMAGO IMAGES ?? FCS-Stürmer Kai Brünker, hier im Luftduell gegen Jan-Marc Schneider, sah in Lübeck seine fünfte Gelbe Karte und wird im Heimspiel gegen Aue wie Manuel Zeitz und Amine Naïfi fehlen. Auch Saarbrücke­ns Torwart Tim Schreiber zeigte in einem zerfahrene­n Spiel ungewohnte Schwächen.
FOTO: VON FEHRN/EIBNER/IMAGO IMAGES FCS-Stürmer Kai Brünker, hier im Luftduell gegen Jan-Marc Schneider, sah in Lübeck seine fünfte Gelbe Karte und wird im Heimspiel gegen Aue wie Manuel Zeitz und Amine Naïfi fehlen. Auch Saarbrücke­ns Torwart Tim Schreiber zeigte in einem zerfahrene­n Spiel ungewohnte Schwächen.

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