Saarbruecker Zeitung

Der erste Absteiger scheint festzusteh­en

Nach dem 0:6-Debakel gegen den FC Augsburg ist Bundesliga-Schlusslic­ht SV Darmstadt 98 angeknockt.

- VON LUKAS FEGERS

(sid) Trainer Torsten Lieberknec­ht zeigte sich „erschütter­t“, Präsident Rüdiger Fritsch sprach von einem „absoluten Albtraum“, und für Keeper Marcel Schuhen war es „ein kompletter Schlag in die Fresse“: Nach dem Fehlerfest­ival gegen den FC Augsburg steht der SV Darmstadt 98 unter Schock. Statt einen Befreiungs­schlag zu landen, kassierte das Schlusslic­ht beim 0:6 (0:5)-Debakel einen „brutalen“Kinnhaken – und taumelt mehr denn je dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen.

Gegen den FCA hatte sich der Aufsteiger „sehr viel vorgenomme­n“, betonte Fritsch, „der berühmte Bock, der umgestoßen werden sollte.“Anfang Oktober war in Augsburg der letzte Sieg gelungen, eine Wie

„Das war ein kompletter Schlag in die Fresse.“Darmstadts Torwart Marcel Schuhen nach dem 0:6 gegen Augsburg

derholung am Böllenfall­tor sollte her. Das misslang kläglich. Für die Lilien gab es jedoch das 17. sieglose Spiel nacheinand­er. Der Grund: ein „Potpourri an absoluten Blackouts“, wie Darmstadts Präsident es formuliert­e. Durch individuel­le Fehler „in allen Mannschaft­steilen“, wie Schlussman­n Schuhen feststellt­e.

60 Sekunden waren gespielt, als Jannik Müller mit einem Katastroph­en-Pass seinen Ex-Mitspieler Phillip Tietz bediente. Klaus Gjasula und Emir Karic reihten sich mit fatalen Zuspielen ein, auch der restliche Defensiv- wie Offensivve­rbund stand völlig neben sich. So nahm Augsburgs Rekordjagd um Doppelpack­er Ermedin Demirovic ihren

Lauf. Nach 29 Minuten stand es 5:0, den Schlusspun­kt setzte Tietz ebenfalls mit seinem zweiten Treffer (84.).

Die Augsburger rückten durch den Kantersieg in der Tabelle auf Rang zehn vor. Allein in der ersten Halbzeit schoss die Mannschaft von Jess Thorup so viele Tore wie im gesamten Februar – und konnte nach Abpfiff gleich drei Club-Bestwerte bejubeln. Der FCA stellte seinen höchsten Bundesliga-Sieg ein, zu

dem war es der höchste Auswärtssi­eg für die Augsburger im Oberhaus, bei dem sich Kapitän Demirovic mit nun 14 Saisontref­fern zum alleinigen Rekordtors­chützen innerhalb einer Spielzeit aufschwang.

Fünf Gegentore in 29 Minuten: Schneller waren in der Bundesliga-Geschichte nur zwei Teams: der SC Freiburg im Dezember 2021 bei Borussia Mönchengla­dbach und die Gladbacher gegen Eintracht Braun

schweig im Oktober 1984 jeweils mit demselben Ergebnis nach nur 25 Minuten. „Die Höhe der Blackouts, die Qualität der Blackouts würde ich fast sagen, ist nicht zu überbieten“, kommentier­te Fritsch. Die ligaweit schlechtes­te Defensive fing die Gegentore 53 bis 58. Nichtsdest­otrotz schworen die Lilien Zusammenha­lt. Lieberknec­ht erklärte, „die Hand schützend über jeden einzelnen Spieler“zu halten und die Fehler bei

sich selbst zu suchen.

Dennoch: Der erste Absteiger in der Bundesliga scheint gefühlt festzusteh­en. Denn dass es nicht leichter wird, wissen alle. Schließlic­h heißen die nächsten Gegner RB Leipzig und FC Bayern, das Hinrunden-Duell in München (0:8) schmerzt weiterhin. Dennoch: Aufgeben kommt nicht in Frage, mit 13 Zählern aus 23 Partien ist der Tabellenle­tzte „punktemäßi­g immer noch dabei“, fand Fritsch.

 ?? FOTO: ANSPACH/DPA ?? Konsternie­rt und fassungslo­s quittierte­n Darmstadts Trainer Torsten Lieberknec­ht (rechts) und seine Spieler nach dem Schlusspfi­ff die 0:6-Heimblamag­e am Samstag gegen den FC Augsburg. Für die Lilien geht es nach einem Jahr in der Bundesliga wohl postwenden­d wieder zurück in die 2. Liga.
FOTO: ANSPACH/DPA Konsternie­rt und fassungslo­s quittierte­n Darmstadts Trainer Torsten Lieberknec­ht (rechts) und seine Spieler nach dem Schlusspfi­ff die 0:6-Heimblamag­e am Samstag gegen den FC Augsburg. Für die Lilien geht es nach einem Jahr in der Bundesliga wohl postwenden­d wieder zurück in die 2. Liga.

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