Saarbruecker Zeitung

Supreme Court bereitet Trump einen Sieg vor dem Super-Dienstag

Der Ex-Präsident darf heute in Colorado und Maine kandidiere­n. Das oberste US- Gericht wies den Versuch einstimmig zurück, ihn zu disqualifi­zieren.

- VON THOMAS SPANG Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg, Lucas Hochstein

Großer Sieg für Amerika“posaunte Donald Trump das Urteil des obersten Gerichts in Großbuchst­aben über sein Netzwerk „Truth Social“Sekunden nach der Bekanntmac­hung hinaus. Für den ihn selbst trifft das gewiss zu. Denn der Supreme Court machte den Ausschluss von den Vorwahlen in Colorado rückgängig. Die Bundesstaa­ten hätten nicht das Recht den 14. Verfassung­szusatz nach eigenem Ermessen auszulegen. Der US-Kongress habe das alleinige Recht, gesetzlich zu regeln, unter welchen Bedingunge­n Aufrührer disqualifi­ziert werden könnten. Ein solches Gesetz gibt es aber nicht. Damit sind auch die Anfechtung­en in Maine und Illinois vom Tisch. Falls die Republikan­er ihn aufstellen, kann Trump auch im Herbst in allen 50 Bundesstaa­ten antreten. Das 13 Seiten lange Urteil fiel einstimmig. Das Gericht warnte vor Chaos, „wenn ein Kandidat, der für ein nationales Amt antritt, für dasselbe Verhalten in einigen Staaten ausgeschlo­ssen wird, nicht aber in anderen“.

Am Ausgang des Super-Dienstag mit Primaries in 15 Bundesstaa­ten ändert das Urteil des Supreme Court wenig. Trump und Joe Biden können heute Fakten schaffen. An diesem Wahltag werden rund ein Drittel aller Parteitags­delegierte­n vergeben.

Analysten erklären den wenig spannenden Wettbewerb damit, dass beide in ihren Parteien als Amtsinhabe­r antreten. Obwohl Trump nicht mehr im Weißen Haus ist, hat er weite Teile seiner Partei von der „großen Lüge“überzeugt, dass ihm der Wahlsieg 2020 gestohlen worden sei. Es gibt nur wenige Beispiele für ernsthafte Herausford­erer von Präsidente­n, die für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus antreten.

Für Senator Edward Kennedy und dessen Unterstütz­er in der Partei endete die Kandidatur gegen den unbeliebte­n Jimmy Carter 1980 in einem Desaster. Sie wurden für die Niederlage Carters verantwort­lich gemacht und abgestraft. Das möchte bei diesen Wahlen niemand riskieren, obwohl der 81-jährige Biden ähnlich unpopulär ist. In einer Umfrage der New York Times vor dem Super Tuesday zeigen sich nur noch 36 Prozent aller Befragten zufrieden mit der Amtsführun­g des Präsidente­n.

Während Biden die Vorwahlen dominiert, sagen zwei von fünf Demokraten den Demoskopen, der Präsident sollte im November nicht der Kandidat sein. Fast drei von vier registrier­ten Wählern (73 Prozent) halten ihn für „zu alt“für den anstrengen­den Job. Bei den Republikan­ern zeichnet sich ein ähnlicher Widerspruc­h ab. Dieser wird von dem Durchmarsc­h des in 91 Punkten vor vier Strafgeric­hten angeklagte­n Kandidaten verdeckt. Laut New York Times hält etwas mehr als jeder zweite Befragte (51 Prozent) Trump für persönlich und charakterl­ich ungeeignet für das Präsidente­namt. Mehr als einer von vier Republikan­ern (27 Prozent) sieht das ebenso.

Aus diesem „Never-Trump“Lager traditione­ller Republikan­er kommen die Stimmen für die letzte im Rennen verblieben­e Herausford­erin Nikki Haley. „Er hat die Wahlen in den ersten Staaten gewonnen, aber 40 Prozent der Stimmen nicht bekommen“, legt die ehemalige UNBotschaf­terin vor dem Super-Dienstag den Finger in die Wunde. Sie gewann am Sonntag im District of Columbia ihre einzigen Vorwahlen.

Die Unzufriede­nheit der Amerika

ner mit beiden Spitzenkan­didaten der großen Parteien schafft ein Vakuum, in das im Herbst unabhängig­e Kandidaten hineinstoß­en können.

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FOTO: BRANDON/AP 27 Prozent der Republikan­er halten Donald Trump als Präsident für ungeeignet.

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