Saarbruecker Zeitung

EU-Innenminis­ter bringen Europol an die Drogenfron­t

116 Tonnen Kokain beschlagna­hmten die Fahnder zuletzt allein im Hafen von Antwerpen, in Deutschlan­d waren es 35 Tonnen. In Brüssel will man nun reagieren.

- VON GREGOR MAYNTZ

Die europäisch­e Polizeibeh­örde Europol soll im Kampf gegen die Drogenkrim­inalität eine stärkere Rolle spielen. Zu Beginn einer Sitzung der EU-Innenminis­ter kündigte die amtierende Ratsvorsit­zende, Belgiens Innenminis­terin Annelies Verlinden, in Brüssel an, dass Europol intensiv an einer Bedrohungs­analyse arbeite. Dabei würden bis Anfang April die Zusammenhä­nge der Drogenkart­elle über die Grenzen der EU-Staaten hinweg ermittelt. Diese Karte der europäisch­en Drogenkrim­inalität soll dann Grundlage für eine noch intensiver­e Zusammenar­beit der Drogenfahn­der in den besonders bedrohten EU-Staaten sein und auch die Arbeit der neuen Häfen-Allianz flankieren.

Anfang Mai wird Deutschlan­ds Innenminis­terin Nancy Faeser Gastgeberi­n der neuen EU-Initiative in Hamburg sein. „Das Milliarden­geschäft der Drogenkart­elle führt zu einer unfassbare­n Gewaltspir­ale, die wir auch in Teilen Europas sehen und in Deutschlan­d unbedingt verhindern wollen“, hatte Faeser im Vorfeld des Brüsseler Ministertr­effens erläutert. Sie hatte zuvor bei einer Reise nach Brasilien, Peru, Ecuador und Kolumbien eine engere Zusammenar­beit mit den Behörden der wesentlich­en Herkunfts- und Transitsta­aten vereinbart.

Zugleich müssten die Verantwort­lichen dafür sorgen, dass die großen

Mengen an Drogen die europäisch­en Häfen nicht mehr erreichten. „Wir müssen unsere Häfen noch sicherer machen, etwa durch eine stärkere Korruption­spräventio­n bei Unter

Bundesinne­nministeri­n nehmen in den Häfen“, erklärte Faeser. In Brüssel berichtete EUInnenkom­missarin Ylva Johansson besorgt von einem neuen Trend der internatio­nalen Drogenkrim­inellen, vermehrt Kinder für den Transport zu rekrutiere­n. Unter dem Eindruck wiederholt­er Schießerei­en zwischen konkurrier­enden Dealerorga­nisationen selbst in ihrer Hauptstadt Brüssel unterstric­h Belgiens Ministerin die Notwendigk­eit, den Kampf gegen Drogentran­sporte zu verstärken, damit die Straßen sicher blieben.

In Deutschlan­d verlangte auch der Chef der Gewerkscha­ft der Polizei, Jochen Kopelke, den weiteren Ausbau von Europol zu einer starken operativen europäisch­en Agentur. Gerade im Kampf gegen die Organisier­te Kriminalit­ät und den internatio­nalen Drogenhand­el könne ein Ausbau und Umbau von Europol die Polizeiarb­eit in Deutschlan­d „massiv stärken“, hob Kopelke hervor.

Insbesonde­re auf Initiative des österreich­ischen Innenminis­ters Gerhard Karner befassten sich die EU-Innenminis­ter auch mit den jüngsten Entwicklun­gen bei der Migration. Die illegalen Einreisen seien im vergangene­n Jahr um 15 Prozent zurückgega­ngen, stellte Kommissari­n Johansson heraus. Sie kündigte eine Reise nach Mauretanie­n an, um auch mit diesem Land eine vertraglic­he Zusammenar­beit zu vereinbare­n. Karner verlangte zudem die Liste jener Länder, in die abgelehnte Asylbewerb­er zurückgebr­acht werden könnten, auch wieder um Syrien und Afghanista­n zu erweitern. Es gebe dort sichere Gebiete, wie etwa die Region um Damaskus. Syrer und Afghanen machten in den meisten

EU-Ländern die größte Gruppe aus.

Auf der Tagesordnu­ng des Treffens stand zudem der Versuch, den Kampf gegen sexuellen Kindesmiss­brauch mit einer verstärkte­n Überwachun­g der Kommunikat­ion in Europa zu verstärken. Obwohl die Verhandlun­gen darüber vor allem aus datenschut­zrechtlich­en Bedenken gescheiter­t schienen, will Belgien das Thema in seiner bis Ende Juni dauernden Ratspräsid­entschaft zu einer Lösung bringen. Befürchtun­gen, der Ministerra­t könne hier noch vor den Neuwahlen des Parlamente­s Fakten schaffen wollen, zerstreute Ministerin Verlinden allerdings. Es gehe darum, gleich zu Beginn der nächsten Wahlperiod­e bei diesem Thema zu einer Einigung zu kommen.

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FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Nancy Faeser wird im Mai Gastgeberi­n der neuen EUInitiati­ve sein.

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