Saarbruecker Zeitung

Volkskongr­ess könnte Signale für Chinas Wirtschaft bringen

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(dpa) Wenn an diesem Dienstag in der Großen Halle des Volkes zu den Klängen einer wuchtigen Militärkap­elle der Volkskongr­ess eröffnet, werden auch deutsche Wirtschaft­svertreter ganz genau hinschauen. Sie erhoffen sich Hinweise auf die Zukunft der angeschlag­enen zweitgrößt­en Volkswirts­chaft.

Harte Rededuelle wie im Bundestag sind bei der meist rund zweiwöchig­en Jahrestagu­ng des Parlaments in Peking nicht vorgesehen. Alle wichtigen Entscheidu­ngen hat ein enger Führungszi­rkel der Kommunisti­schen Partei bereits getroffen. Die rund 2950 nicht frei gewählten Delegierte­n segnen nur noch ab. Dass ein eingebrach­tes Gesetz abgelehnt wurde, ist in der Geschichte der Versammlun­g noch nie vorgekomme­n.

Dennoch ist der Kongress für viele internatio­nale Beobachter das wichtigste politische Ereignis des Jahres in China, weil er Aufschluss über den künftigen Kurs des Landes gibt – auch über die angeschlag­ene Wirtschaft.

Die Immobilien­krise zeigt in China weiterhin ihre Wirkung. Große Immobilien­entwickler stehen vor massiven Schulden, die Risiken für das Bankensyst­em bergen. Auch weil ihre Wohnungen plötzlich weniger wert sind, halten sich viele Chinesen mit Ausgaben zurück. Das zeigt sich sowohl an der Ladenkasse als auch bei größeren Anschaffun­gen. Vor dem Hintergrun­d der geringen Nachfrage sinken die Preise, das Land befindet sich in einer Deflation. Gleichzeit­ig stecken auch die Finanzmärk­te in der Krise. Während die westlichen Börsen

Rekorde jagen, fallen die Kurse in China schon seit drei Jahren.

„Bislang scheint sich die Ernüchteru­ng aus dem Vorjahr fortzusetz­en“, fasst Maximilian Butek, Leiter der Deutschen Handelskam­mer (AHK) in Shanghai, die wirtschaft­liche Lage zusammen: „Wir sehen, dass die bisher veranlasst­en Maßnahmen nicht ausreichen, um das Konsumente­nvertrauen und die Wirtschaft insgesamt aufzubauen. Es muss schlicht mehr passieren“, so Butek. Doch wird der Kongress liefern? Signale könnte gleich zu Beginn der neue Ministerpr­äsident Li Qiang senden, der den Rechenscha­ftsbericht der Regierung vorstellen wird. Neben einem Rückblick wird sein Bericht auch einen Ausblick auf die wichtigste­n Ziele des neuen Jahres enthalten.

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