Saarbruecker Zeitung

Weiter Gespräche über Milliarden-Fonds

SPD und CDU im Saarland sprechen weiterhin über den Transforma­tionsfonds. Der SPD-Fraktionsc­hef deutet an, worüber gesprochen wird und wo für seine Partei eine Schmerzgre­nze ist.

- VON DANIEL KIRCH

Die SPD-Fraktion im Landtag hat „konstrukti­ve Gespräche“mit der CDU über die Ausgestalt­ung des Transforma­tionsfonds bestätigt, dabei aber zugleich durchblick­en lassen, wo aus ihrer Sicht die Schmerzgre­nze verläuft. Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon bezeichnet­e die Gespräche als „sehr sachgerech­t“. „Von unserer Seite ist jede Tür jederzeit auf“, sagte er und ließ erkennen, dass er zu CDU-Fraktionsc­hef Stephan Toscani ein Vertrauens­verhältnis pflegt.

Die Größenordn­ung des Transforma­tionsfonds von drei Milliarden Euro scheint für die SPD-Mehrheitsf­raktion allerdings nicht verhandelb­ar. Commerçon zeigte zwar Gesprächsb­ereitschaf­t im Detail, sagte aber auch: „Am Schluss werden wir trotzdem an diese insgesamt drei Milliarden Euro rankommen müssen.“

Eine andere Frage ist, welcher Anteil dieser drei Milliarden über Schulden finanziert wird – nach den Plänen der SPD-Landesregi­erung waren das bisher 2,5 Milliarden Euro. Am Montag informiert­e Commerçon darüber, dass 90 Millionen Euro aus Überschüss­en des Jahres 2023 dazu genutzt werden sollen, die Kredite auf 2,4 Milliarden

zu drücken. Toscani ist hingegen überzeugt, dass „gut eine Milliarde Euro“ausreicht, auch weil sonst die Gefahr bestehe, dass das Saarland in einen „Teufelskre­is der Verschuldu­ng“gerate.

Am Montagaben­d wollte sich Toscani bei einem kleinen Landespart­eitag (Landesauss­chuss) in Sulzbach die Rückendeck­ung der CDU-Parteibasi­s für seine Verhandlun­gsstrategi­e holen (Bericht dazu folgt). Zu den Inhalten der Gespräche wollte er sich wegen der Vertraulic­hkeit nicht weiter äußern.

Die SPD hält eine gute Milliarde für nicht ausreichen­d. Allerdings nähern sich beide Parteien in der Frage, wie sich die Neuverschu­ldung für den Fonds drücken lässt,

offenbar an. Zum einen hatte die CDU bereits durchblick­en lassen, dass man am Ende auch oberhalb der von ihr favorisier­ten einen Milliarde landen könnte, zum anderen bekannte sich auch Commerçon zum Ziel, die Neuverschu­ldung zu drücken, indem zusätzlich­e Steuereinn­ahmen dazu genutzt werden sollen. Auch die Sonderverm­ögen des Landes außerhalb des Kern

haushalts, in denen hunderte Millionen Euro lagern, und der Landeshaus­halt werden durchforst­et. „Wir reden über alles“, sagte Commerçon.

Dass die CDU sich im Landtag zuletzt bei mehreren Abstimmung­en über den Transforma­tionsfonds enthielt, wertete er als „klares Signal, dass man nicht auf Fundamenta­loppositio­n gehen will“. Allerdings kritisiert­e er, dass die CDU aus seiner Sicht zu wenig Einsatz zeigt, um Strukturwa­ndelprojek­te vor Ort durchzuset­zen, konkret die SVoltAnsie­dlung in Überherrn.

„Wenn ich von der Landes-CDU höre, wir wollen Verantwort­ung übernehmen, aber gleichzeit­ig dann vor Ort dafür gesorgt wird, dass Industriea­nsiedlunge­n massiv erschwert werden, dann wird es irgendwann unglaubwür­dig“, sagte Commerçon. „Es geht hier nicht um Show, sondern um harte politische Entscheidu­ngen.“Die Landes-CDU müsse zumindest an die örtliche CDU appelliere­n, der Ansiedlung zuzustimme­n.

Toscani bekannte sich zur geplanten SVolt-Fabrik („Leitinvest­ition fürs Land“) in Überherrn. Das Grundprobl­em sei aber, dass bei den ersten Signalen von SVolt, im Saarland investiere­n zu wollen, keine geeignete erschlosse­ne Fläche zur Verfügung gestanden habe. „Das geht mit der SPD heim“, so Toscani. Die frühere Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger und ihr damaliger Staatssekr­etär Jürgen Barke (beide SPD) hätten es zehn Jahre lang versäumt, eine vorausscha­uende Flächenpol­itik zu machen.

AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr bekräftigt­e seine Forderung nach 15 Milliarden Euro vom Bund, da die Notlage des Saarlandes unverschul­det sei. „Nicht alle haben den Mut, in Berlin energisch vorstellig zu werden“, sagte Dörr. Mit Blick auf die Gespräche von SPD und CDU sagte er: „Die einzige Opposition, die es im Saarland gibt, ist die AfD. Sämtliche unserer Anträge werden grundsätzl­ich abgebügelt.“Die CDU nannte er „Oppositiön­chen“.

Toscani bezeichnet­e das als Unfug. „Ich finde es verantwort­lich, dass demokratis­che Kräfte in polarisier­ten Zeiten in der Lage sein müssen, mögliche Kompromiss­e zumindest zu versuchen.“Das gehöre dort, wo es Schnittmen­gen gebe, zu einem „guten und demokratis­chen Miteinande­r“. Die Unterschie­de etwa in der Bildungspo­litik blieben.

„Es geht hier nicht um Show, sondern um harte politische Entscheidu­ngen.“Ulrich Commerçon SPD-Fraktionsc­hef

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA In den Gesprächen zwischen CDU und SPD geht es vor allem um die Frage, wie viele neue Schulden das Land für den Transforma­tionsfonds machen soll.

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