Saarbruecker Zeitung

Muslime und Juden im Saarland planen gemeinsame­s Schulproje­kt

- VON ESTHER BRENNER

In einer bemerkensw­erten Erklärung haben sich muslimisch­e Verbände im Saarland zum Existenzre­cht Israels bekannt und das Massaker der Hamas in Israel vom 7. Oktober klar verurteilt. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Israel wegen seines harten militärisc­hen Vorgehens im Gaza-Streifen internatio­nal heftig kritisiert wird. „Das Existenzre­cht Israels steht für die islamische­n Verbände im Saarland außer Frage wie das Recht der Palästinen­ser auf eine menschenwü­rdige und selbstbest­immte Existenz“, heißt es in der Erklärung, unterzeich­net von fünf Verbänden. Nach Aussage ihres Sprechers Rasim Akkaya vertreten sie insgesamt rund 90 Prozent der 50 000 Muslime im Saarland.

Ministerpr­äsident Anke Rehlinger (SPD) lobte die „starke, wertvolle Geste“als „wichtiges Signal“, dass man sich im Saarland nicht auseinande­r dividieren lasse. Sie freue sich, dass die Muslime eine versöhnend­e Hand ausgestrec­kt hätten und die Synagogeng­emeinde, die durch ihre Vorsitzend­e Ricarda Kunger am Montag auf der Pressekonf­erenz in der Staatskanz­lei vertreten war, diese ergriffen hätte. Sowohl die jüdische Gemeinde als auch die Vertreter der Muslime betonten, dass man immer im Dialog gewesen sei. Und den wolle man nun wieder vertiefen. „Wir wollen nicht das Trennende betonen“, sagte Ricarda Kunger. „Diese Erklärung ist eingebette­t in Aktionen“, kündigte die Ministerpr­äsidentin an. Ohne allerdings konkret zu werden. Denn seitens der Landesregi­erung sind keine besonderen Diskussion­sformate oder konkreten Initiative­n in Schulen zur Moderation des Konfliktes, der gerade viele arabische-muslimisch­e

Kinder und Jugendlich­e umtreibt, geplant. Wie aus Lehrerkoll­egien landauf und landab zu hören ist, sind Gespräche über den Gaza-Krieg vor allem in multikultu­rellen Klassenver­bänden sehr schwierig – und oft sogar unmöglich. Lehrkräfte fühlen sich

überforder­t und schlecht vorbereite­t. Man biete Fortbildun­gen dazu an, versichert­e die Ministerpr­äsidentin. Aber spezielle Formate oder Ideen, wie man das brandaktue­lle Thema besser in den Unterricht integriere­n kann, gibt es bisher kaum.

Dazu machen die Synagogeng­emeinde und muslimisch­e Vertreter jetzt Vorschläge. „Meet to Respect“heißt das geplante Projekt, dessen Konzept noch am Anfang steht. Vorgesehen ist, dass jeweils ein pädagogisc­h ausgebilde­tes Mitglied der jüdischen und der muslimisch­en Gemeinden gemeinsam Schulklass­en besuchen, um vor allem über das Verbindene von Islam und Judentum zu sprechen, wie Halil Urhan, Landesvors­itzender des Verbandes der islamische­n Kulturzent­ren, berichtet. „Wir wollen die Kinder nicht mit der politische­n Diskussion über den Konflikt konfrontie­ren, sondern zeigen, dass die drei Weltreligi­onen eng beieinande­r sind“, erklärt er. So hofft man, Vorurteile abbauen zu können.

Starten soll „Meet to respect“erst im neuen Schuljahr. Die Unterstütz­ung des Bildungsmi­nisteriums habe man. Aber reicht ein so überschaub­ares Projekt mit ehrenamtli­chem Personal angesichts der vielen Dimensione­n des Konfliktes gerade in den Schulen? Für die Grundschul­en ist Urhan optimistis­ch. An den weiterführ­enden Schulen könnte der interrelig­iöse Dialog allerdings zu kurz greifen. Dann nämlich, wenn Schüler und Schülerinn­en nicht bereit sind, die politische­n und historisch­en Fragen auszuklamm­ern. „Wir müssen Erfahrunge­n sammeln und es ausprobier­en“, sagt Urhan.

Die islamische­n Verbände jedenfalls sind überzeugt, dass die großen Religionen einen Beitrag zur Lösung der Konflikte auf dieser Welt leisten können. So steht es in ihrer Erklärung. Gemeinsam mit der Synagogeng­emeinde kündigte Hasim Akkaya an, zu einem interkonfe­ssionellen „Friedensge­bet“mit allen Konfession­en einzuladen. Ein konkretes Datum gibt es aber nicht.

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FOTO: BECKERBRED­EL Saar-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (links) mit der Vorsitzend­en der Synagogeng­emeinde Saar, Ricarda Kunger, und Rasim Akkaya als Vertreter der muslimisch­en Verbände.

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