Bauboom schafft Wohnraum im Mühlenviertel
In einem wichtigen Teil der Innenstadt weicht vertraute Bausubstanz dem Bestreben, mehr Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Eine Zwischenbilanz.
Die Abrissarbeiten an der alten Simca-Hochgarage sind in vollem Gange. Im Mühlenviertel sollen Miet- und Studentenwohnungen entstehen, hat die Saarland Bauträger Immobiliengruppe der SZ mitgeteilt. Die Luftfotos vom Abriss lassen an ein ehemaliges Parkhaus denken, denn im Obergeschoss, das jetzt kein Dach mehr hat, sind Parkplätze. Das Gebäude war im weitesten Sinne immer ein „Autohaus“.
In den 1950er-Jahren wurde die Hochgarage nach Plänen des Architekten Rudolf Krüger gebaut. Sie galt damals mit einem Vorläufer der Waschstraße, genannt Autobad, als hochmodern und lag zudem zentral.
Später wurde die Hochgarage sogar aufgestockt und war in jüngster Zeit Sitz einer bundesweit tätigen Autovermietung. Seit deren Auszug vor einigen Jahren verfiel das Gebäude sichtlich. Eine neue Nutzung zeichnete sich nicht mehr ab.
Der Denkmalschutz hatte das Objekt 2010 abschließend geprüft. Das Landesdenkmalamt sah nach
den vielen Umbauten eine so große Entfernung von der ursprünglichen Architektur, dass der Bau nicht schützenswert sei (wir berichteten).
Saarland Bauträger lässt das Gebäude abreißen, die Hälfte der Bausubstanz ist bereits weg. Geplant sind auf der dann freien Fläche 9500 Quadratmeter neue Wohnfläche, 2025 soll alles fertig sein.
Eine Nachfrage wegen Details zum Bauprojekt blieb unbeantwortet. So ist vorerst offen, um welche
Art von Wohnraum es sich handelt. Nebenan, im Gebäude des Sparkassen- und Giroverbands ändert sich ebenfalls etwas, denn der Verband zieht aus. Nach Informationen von Sparkassen-Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider wechselt ihr Verband Richtung Eurobahnhof. Der Umzug stehe kurz bevor. Am dann verlassenen Standort in der Ursulinenstraße seien ein weiterer Abriss und der Bau von Studentenwohnungen geplant.
Und in der Straße tut sich noch mehr: An der zur Stadt gelegenen Ausfahrt der Ursulinenstraße soll ein Parkhaus entstehen, gebaut im Auftrag der SaarLB. Deren Sprecher Philipp Werthmüller teilte auf SZ-Anfrage mit: „In der Tat entsteht auf dem Gelände des Notariats und auf dem benachbarten Parkgelände ein Parkhaus, das bis Ende 2025 fertiggestellt sein soll. Dieses Parkhaus wird unter anderem eine größere Ladeinfrastruktur für E-Mobilität haben – neben den entstehenden Parkflächen sicherlich ein besonderer Mehrwert für das Mühlenviertel und seine Anwohner.“
Zur Verwandlung der Ursulinenstraße in eine Wohnstraße gehört außerdem der Verkauf des Rotkreuz-Hauses an einen Investor, der ebenfalls Wohnungen schaffen will. Dort weicht die Rotkreuz-Rettungswache, die in einen Neubau nach Burbach zu den AW-Hallen umzieht.
Die Baumaßnahme dort ist noch nicht beendet, der Rohbau steht bereits. Auch hier ist ein Umzug im Laufe des Jahres wahrscheinlich. Die Rettungsfahrzeuge werden dann nicht mehr von der Ursulinenstraße aus zu Einsätzen starten.
Der DRK-Kreisverband Saarbrücken verlässt die Ursulinenstraße ebenfalls und zieht in ein von ihm gekauftes Schulgebäude nach Niedersalbach.
Dazu Kreisgeschäftsführer René
Brehm: „Das Rotkreuzhaus wurde vom DRK-Ortsverein St. Johann abgegeben, weil die Verwaltung der Immobilie für den ehrenamtlichen Verein belastend war. Das DRK behält aber seine Schulungsräume in der Ursulinenstraße. Der Ortsverein ist in die Schützenstraße umgezogen. Die Kursangebote werden am Standort erhalten bleiben.“
Somit stehen viele Veränderungen an, die dem Beispiel des Stadtbads folgen, das im gleichen Quartier zum Wohnen umgebaut wurde.