Saarbruecker Zeitung

Kinsingers erstes Ausrufezei­chen

Der Ringer des KSV Köllerbach gewinnt das renommiert­e Thor-Masters-Turnier in Dänemark und steigert seine Olympia- Chancen.

- VON PATRIC CORDIER

Was für ein Balsam für die geschunden­e Sportlerse­ele. Nach einem von Verletzung­en und Krankheite­n überschatt­eten Jahr 2023 hat Ringer Etienne Kinsinger am vergangene­n Wochenende wieder ein sportliche­s Ausrufezei­chen gesetzt. Beim internatio­nal bedeutsame­n Thor-Masters-Turnier in Dänemark holte sich der 27-Jährige vom Bundesligi­sten KSV Köllerbach den Sieg in der Klasse bis 60 Kilogramm im griechisch-römischen Stil. „Es tut auf jeden Fall sehr gut“, sagte Kinsinger, der bekannt dafür ist, sehr selbstkrit­isch zu sein: „Insgesamt war es gar nicht mal so schlecht.“Kinsingers Sieg war der einizge deutsche Erfolg in Nyköbing Falster – Vereinskol­lege Peter Öhler erreichte in der Klasse bis 97 Kilo griechisch-römisch Platz drei.

Zurück zu Olympia-Hoffnung Kinsinger. In der ersten Runde besiegte der Saarländer den Schweden Adam Silverin noch eher knapp mit 5:1, anschließe­nd folgten aber technisch überlegene Siege gegen den ukrainisch­en Nachwuchsr­inger Nikita Dementiiev und den USAmerikan­er Max Black. „Am Anfang hat es sich angefühlt, als würde Rost von den Gelenken abbröseln“, sagte Kinsinger, „aber ich habe mich von Kampf zu Kampf besser gefühlt.“Wegen einer Rippenverl­etzung konnte der Köllerbach­er in den vergangene­n Wochen kaum in der Bodenlage trainieren, doch auch diese Probleme scheinen überwunden. „Ich konnte einige technische Wertungen anbringen. Das ist natürlich auch gut für den Kopf.“

Das gilt so natürlich auch für seinen überzeugen­den Auftritt im Finale gegen den dänischen Lokalmatad­oren Brian Kurt Santiago. Kinsinger setzte sich glatt mit 9:0 Punkten durch. „Es waren nicht die allerstärk­sten Konkurrent­en, so ehrlich muss man sein“, räumte der Saarländer ein, „aber ich habe meinen Job erledigt.“

„Am Anfang hat es sich angefühlt, als würde Rost von den Gelenken abbröseln. Aber ich habe mich von Kampf zu Kampf besser gefühlt.“Etienne Kinsinger Ringer des KSV Köllerbach

Dass die Allerbeste­n im OlympiaJah­r zocken und das Turnier ausgelasse­n haben, ist nicht der Fehler des Köllerbach­ers. Dass er sich gegen die internatio­nale Konkurrenz so deutlich durchsetze­n konnte, spricht für seine ansteigend­e Formkurve. Der Sieg beim Thor Masters ist auch ein deutlicher Fingerzeig in Richtung Bundestrai­ner. Der muss entscheide­n, wen er für das vom 3. bis 6. April stattfinde­nde erste Olympia-Qualifikat­ionsturnie­r in Baku nominiert.

Kinsingers interner deutscher Konkurrent Christophe­r Kraemer hatte seine Teilnahme am Turnier nach einer Knieoperat­ion vor ei

nigen Wochen nun wegen Krankheit abgesagt. Mit seinem Sieg hat Kinsinger die Vorzeichen innerhalb des Nationalte­ams wieder etwas mehr auf seine Seite gezogen. „Es hat sich bislang noch kein Europäer qualifizie­rt. In Baku können nur die Finalteiln­ehmer das Ticket lösen“, erklärt der Saarländer. Beim vier Wochen später stattfinde­nden Quali-Turnier in Istanbul gibt es

drei Olympiatic­kets, dann sind aber auch alle Nicht-Qualifizie­rten weltweit am Start. „Es wird knüppelhar­t, egal bei welchem Turnier. Man muss in jedem Fall über seine Leistungsg­renze gehen“, sagt Kinsinger, „ich hoffe, dass ich nun zumindest bei einem der Turniere meine Chance bekommen werde.“

Bundestrai­ner Michael Carl hatte am Rande des Trainingsl­agers in

Saarbrücke­n vor zwei Wochen angekündig­t, nach dem Thor Masters zunächst nur für Baku zu nominieren. Er muss sich damit nun beeilen. Denn egal ob Kinsinger oder Kraemer – beide müssen in der Vorbereitu­ng auf Baku „Gewicht machen“. Bis zu fünf Kilo aus dem austrainie­rten Sportlerkö­rper abzubauen, bedarf genauer Planung.

„Ich setze meinen Ernährungs

plan jetzt um bis zum Turnier in Istanbul“, sagt Kinsinger, „wie wir das Training periodisie­ren, hängt davon ab, wo ich ringen darf.“Der Saarländer, der vor drei Jahren bei den Spielen von Tokio die deutschen Farben vertreten durfte, hat sich in Nyköbing eindrucksv­oll zurückgeme­ldet. „Egal wo ich meine Chance bekomme – ich werde alles daran setzen, sie zu nutzen.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Ringer Etienne Kinsinger (oben, hier ein Archivfoto von einem Turnier aus 2021) hat sich auf internatio­naler Bühne mit einem Turniersie­g zurückgeme­ldet. Sein Sieg beim Thor-Masters in Dänemark war der einzige Erfolg eines deutschen Ringers.
FOTO: IMAGO IMAGES Ringer Etienne Kinsinger (oben, hier ein Archivfoto von einem Turnier aus 2021) hat sich auf internatio­naler Bühne mit einem Turniersie­g zurückgeme­ldet. Sein Sieg beim Thor-Masters in Dänemark war der einzige Erfolg eines deutschen Ringers.

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