Saarbruecker Zeitung

„Das hat bei uns eingeschla­gen wie eine Bombe“

DLV-Sportdirek­tor Bügner über die positiven Dopingtest­s der Benfares-Schwestern. Rehlinger Ringer deutscher Meister im Zehn-Kilometer-Straßenlau­f.

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(dpa/mwe) Bei der Hallen-WM der Leichtathl­eten am vergangene­n Wochenende ging es nicht nur um Medaillen, sondern auch um Doping. Die beiden jüngsten positiven Dopingtest­s der beiden deutschen Läuferinne­n Sofia und Sara Benfares, über die die Saarbrücke­r Zeitung exklusiv berichtet hatte, sorgten für viel Gesprächss­toff – auch bei den Verantwort­lichen des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV), der in Glasgow eine Silbermeda­ille durch Kugelstoße­rin Yemisi Ogunleye feiern durfte. Weitspring­erin Mikaelle Assani verpasste am Sonntagabe­nd mit 6,77 Metern als Vierte nur um einen Zentimeter eine weitere Medaille.

Leistungss­port-Vorstand Jörg Bügner sagte der ARD-Sportschau zu den Benfares-Schwestern: „Das ist selbstvers­tändlich das, was auch bei uns eingeschla­gen hat wie eine Bombe. Wir sind natürlich da sehr betroffen. Und natürlich ist unsere Strategie dann nach wie vor klar.

Wir stehen hundertpro­zentig für den Anti-Doping-Kampf, für einen sauberen und fairen Sport. Und das hat natürlich bei uns auch tiefe Spuren hinterlass­en, das muss man ganz klar sagen.“

Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA hatte gegen beide Schwestern ein Verfahren eingeleite­t. Bei den beiden wurde demnach bei

Kontrollen das Blutdoping­mittel Epo festgestel­lt, bei Sara zusätzlich noch Testostero­n. Ein Urteil in beiden Fällen steht bislang aus.

Der DLV hatte im Jahr 2011 das Ergebnis- und Disziplina­rmanagemen­t von Trainings- und Wettkampfk­ontrollen und damit die Prüfung und Verfolgung von Dopingvers­tößen in der deutschen

Leichtathl­etik an die Nada als unabhängig­e Instanz übertragen. „Da sind hochkompet­ente Menschen am Werk“, sagte Bügner. Deshalb werde man den Fall nicht kommentier­en, „weil das wäre im Prinzip eine Vorverurte­ilung“.

Grundsätzl­ich und ohne direkten Bezug auf das laufende Verfahren betonte Bügner für den Anti-Doping-Kampf, dass es keine hundertpro­zentige Sicherheit geben könne, wenn „kriminelle Energien“vorhanden seien. „Es scheint das Anti-Doping-System, das Prüfverfah­ren zu greifen, das sollte uns ja auch positiv stimmen“, sagte Bügner. „Da wäre es wahrschein­lich wünschensw­ert, dass noch mehr Kontrollen stattfinde­n, um das Netz ein bisschen dichter zu machen.“

Sara Benfares` Vater Samir, der auch Trainer der Schwestern ist, hatte in einem Bericht eines französisc­hen Portals erklärt, bei seiner Tochter Sara sei Knochenkre­bs diagnostiz­iert worden. Die positive

Probe sei auf die dringende Einnahme von Medikament­en zurückzufü­hren. Aufgewachs­en sind die Geschwiste­r nahe Paris, sie starten aber für Deutschlan­d für den saarländis­chen Verein LC Rehlingen.

Thomas Klein, der Vorsitzend­e des LC, bekräftigt­e am Sonntag in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk noch einmal die Dimension und den großen Schaden, den die positiven Tests beim Verein angerichte­t haben. „Das Wort Alptraum trifft es ganz gut, der Schaden ist immens“, sagte Klein. Der Vereinsche­f bestätigte gleichzeit­ig, dass die Familie der Bitte des Clubs, bitte auszutrete­n, bislang nicht nachgekomm­en sei. Bisher habe man hier nicht viel Kooperatio­n seitens der Familie erlebt. Deswegen wird der Vorstand in dieser Woche auf einer außerorden­tlichen Sitzung wohl den Ausschluss der Sportlerin­nen vollziehen.

Klein verteidigt­e im Deutschlan­dfunk auch den Schritt, die finanziell­e Unterstütz­ung für die älteste

Schwester Selma Benfares (24) einzustell­en, obwohl ihr bisher keinerlei Vergehen nachgewies­en werden konnte. „Das ist eine Trainingsg­ruppe. Der Vater ist auch gleichzeit­ig der Trainer. Sie gehört zu dem ‚System`. Damit wollen wir auch nichts zu tun haben“, sagte Klein.

Um nicht nur nach außen, sondern auch nach innen klarzumach­en, dass der LC Rehlingen für sauberen und fairen Sport steht, wird der Club am 8. April gemeinsam mit der NADA eine Veranstalt­ung zur Dopingpräv­ention veranstalt­en. Auf dass der Name LC Rehlingen wieder wie sonst gewohnt mit positiven Nachrichte­n in den Schlagzeil­en steht. Auch Marathon-Europameis­ter Richard Ringer wird am 8. April mit dabei sein – der 35-Jährige, der bei Olympia in Paris am Start sein wird, wurde am Wochenende deutscher Meister über zehn Kilometer im Straßenlau­f. Es gibt sie also noch, die guten Nachrichte­n über den LC Rehlingen.

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FOTO: PFÖRTNER/DPA Jörg Bügner, Sportdirek­tor des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV), äußerte sich erstmals zu den Dopingfäll­en Benfares.

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