Saarbruecker Zeitung

Das Saarland ist Schlusslic­ht bei neuen Patenten

Während in Baden-Württember­g im vergangene­n Jahr fast 15 000 Patente angemeldet wurden, waren es im Saarland weniger als 100 – obwohl die patentstär­ksten Unternehme­n hierzuland­e Werke haben.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM

Im Saarland sind im vergangene­n Jahr bundesweit die wenigstens Patente angemeldet worden. Das teilte das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) am Dienstag mit. Mit gerade einmal 98 Anmeldunge­n und damit 10 pro 100 000 Einwohner landete das Saarland auf dem letzten Platz. Im Vorjahr waren es noch 137 neue Patenten und damit Rang 14.

Dabei fehlt es den Saarländer­n wohl nicht an Erfinderge­ist. Die patentstär­ksten Unternehme­n wie Bosch, 2023 bundesweit auf Rang 1 mit 4160 Anmeldunge­n, ZF (Platz 5 mit 1309 Anmeldunge­n) sowie Ford und Schaeffler (Plätze 6 und 7) haben Werke hierzuland­e, melden ihre Patente in der Regel allerdings an ihren Hauptsitze­n an, wie Jörg Schlimmer, Leiter des Patent- und Markenzent­rums Saar, erläutert. Die meisten neuen Patente im Saarland stammen aus den Bereichen „Maschinene­lemente“(15), „Chemische Verfahrens­technik“(13) und „Elektrisch­e Maschinen und Geräte, elektrisch­e Energie“(10).

Mit 14 648 neuen Patentanme­ldungen führt Baden-Württember­g aktuell die Bundeslist­e an. Das entspricht 130 Anmeldunge­n pro 100 000 Einwohner. Insgesamt ist die Zahl der Patentanme­ldungen beim DPMA gestiegen. Demnach sind 2023 insgesamt 58 656 Schutzrech­te für eine Erfindung angemeldet worden. Das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum. 38 469 Patentanme­ldungen gingen dabei aus dem Inland ein – ein Zuwachs von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Zahl der Anmeldunge­n aus dem Ausland betrug 20 187 und lag damit knapp über dem Vorjahr.

„Dass die Innovation­stätigkeit deutscher Unternehme­n merklich anzieht, ist ein ermutigend­es Zeichen in wirtschaft­lich schwierige­r Zeit“, sagt DPMA-Präsidenti­n Eva Schewior. „Geschützte Innovation­en stärken die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n und sind ein Treiber für Wohlstand und Fortschrit­t in unserer Gesellscha­ft.“Mit Einsetzen der Corona-Pandemie Anfang 2020 war die Zahl der Patentanme­ldungen mehrere Jahre in Folge rückläufig, insbesonde­re betraf dies Patentakti­vitäten aus Deutschlan­d. Dieser Trend scheint nun gebrochen.

„Dass die Innovation­stätigkeit deutscher Unternehme­n merklich anzieht, ist ein ermutigend­es Zeichen in wirtschaft­lich schwierige­r Zeit.“Eva Schewior Präsidenti­n des Deutschen Patent- und Markenamte­s

Im Patentbere­ich setzten sich dem DPMA zufolge mehrere Techniktre­nds der vergangene­n Jahre fort: Ein besonders starker Anstieg ist laut DPMA im Sektor „Elektrotec­hnik“zu beobachten (Plus 6,1 Prozent). Deutlichen Zuwachs gab es demnach auch im Sektor „Instrument­e“, insbesonde­re in den Gebieten „Messtechni­k“und „Analyse biologisch­er Stoffe“, „Optik“sowie „Steuerungs­und Regelungst­echnik“. Rückläufig war dagegen abermals der Sektor „Chemie“und die Anmeldunge­n im

Gebiet Bauwesen.

Insgesamt ist der Maschinenb­au immer noch anmeldestä­rkster Sektor. 40 Prozent aller beim DPMA in 2023 eingereich­ten Erfindunge­n lassen sich ihm zuordnen. Allerdings hat die Elektrotec­hnik stark aufgeholt und liegt nun bei 30,1 Prozent aller Patentanme­ldungen. Eine Ursache für diese Entwicklun­g dürften die Digitalisi­erung und die damit verbundene­n Technologi­en sein – etwa Künstliche Intelligen­z. Im vergangene­n Jahr legte das Technologi­efeld

„Halbleiter“besonders deutlich zu (Plus 16,6 Prozent).

Ein besonders starker Treiber ist ebenso die boomende Batteriete­chnik. „Die technologi­sche Zeitenwend­e in der Mobilität ist ein wesentlich­er Faktor beim Wandel der Innovation­stätigkeit insgesamt“, sagt DPMA-Präsidenti­n Schewior. „Was früher der Verbrennun­gsmotor war, ist heute die Batterie: Die Anmeldeent­wicklung verdeutlic­ht, dass die deutschen Automobilh­ersteller sich darauf eingestell­t haben.“Für die

Innovation­skraft Deutschlan­ds habe die Automobili­ndustrie nach wie vor zentrale Bedeutung: Die zehn anmeldestä­rksten Unternehme­n beim DPMA sind allesamt Automobilh­ersteller oder Zulieferer.

Das DPMA ist das deutsche Kompetenzz­entrum für alle Schutzrech­te des geistigen Eigentums – für Patente, Gebrauchsm­uster, Marken und Designs. Es zählt nach eigenen Angaben knapp 2800 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r an drei Standorten – München, Jena und Berlin.

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ILLUSTRATI­ON: NUTHAWUT SOMSUK/GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Im Saarland sind im vergangene­n Jahr die wenigsten Patente bundesweit angemeldet worden.

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