Saarbruecker Zeitung

Erste Bagger an Schulen sollen bald rollen

Das im Herbst vorgestell­te Schulbaupr­ogramm des Landes ist fertig, die Kommunen können ab sofort auf die Gelder zugreifen. Was sie damit finanziere­n können – und was passiert, wenn der Topf leer ist.

- VON DANIEL KIRCH

Mit zweimonati­ger Verzögerun­g hat die Landesregi­erung ihr im Herbst angekündig­tes Schulbaupr­ogramm gestartet. Der Ministerra­t unter Regierungs­chefin Anke Rehlinger (SPD) beschloss am Dienstag bei einer Sitzung in Neunkirche­n Förderrich­tlinien für das Programm mit dem Namen „Baustein“. Das Akronym steht für „Bauliche Aufwertung und Umrüstung für Schulen in Technik, Effizienz, Innovation und Nachhaltig­keit“. Das auf fünf Jahre angelegte Programm umfasst 233 Millionen Euro und damit 27 Millionen Euro mehr als bislang geplant, weil auch das neue Startchanc­en-Programm von Bund und Land in das Landesschu­lbauprogra­mm integriert wurde.

Mit den Geldern können folgende Maßnahmen finanziert werden: Sanierung und Modernisie­rung von Schulgebäu­den, Neubau und Anbau von Schulgebäu­den, Verbesseru­ng der baulichen Barrierefr­eiheit, Einrichtun­g moderner Klassenzim­mer und Fachräume sowie Maßnahmen zur energetisc­hen Sanierung.

Bauministe­r Reinhold Jost (SPD) sagte am Dienstag in Neunkirche­n: „Niemals in der Geschichte des Landes hat es ein größeres kommunales Förderprog­ramm gegeben.“Zusammen mit Förderprog­rammen etwa der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) gebe es „einen richtigen Schub und einen Turbo für die Infrastruk­tur“, sagte Jost. Im Herbst hatte die Regierung diese Hebelwirku­ng auf rund 50 Millionen Euro beziffert.

Mit dem Programm „Baustein“setzt die SPD-Landesregi­erung ein Wahlverspr­echen um. Vor der Landtagswa­hl hatte die SPD angekündig­t: „Wir wollen im Saarland die modernsten und besten Schulen in Deutschlan­d und unterstütz­en die Kommunen mit einem saarländis­chen Schulbaupr­ogramm.“Jost sagte, das Land lasse die Kommunen – die eigentlich für die Schulgebäu­de zuständig sind – nicht allein.

Das Programm sei „so bürokratie­arm wie möglich“, sagte Jost. Wenn ein Projekt schon von anderer Stelle geprüft worden sei, werde sein Haus auf eine erneute Prüfung verzichten. Förderlots­en im Innenminis­terium und bei der landeseige­nen Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) sollen die Kommunen von Beginn an beraten, so dass sie die Förderbest­andteile möglichst gut ausnutzen können. Die Förderquo

te beträgt laut Jost bis zu 90 Prozent, bei Sanitäranl­agen und Schultoile­tten sogar bis zu 100 Prozent.

75 Prozent der Mittel aus dem „Baustein“-Programm sind für die Städte und Gemeinden reserviert, sie sind für die Grundschul­en zuständig. Die restlichen 25 Prozent erhalten die Landkreise und der Regionalve­rband Saarbrücke­n, in deren Trägerscha­ft sich die weiterführ­enden Schulen befinden.

Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) sagte, es

gebe einen „unmittelba­ren Zusammenha­ng zwischen der Förderung der Kinder und Jugendlich­en, gutem Unterricht und einem guten und gelungenen Lernumfeld“. Gute Lernumgebu­ngen sorgten für eine große Motivation und trügen dazu bei, dass sich Kinder gut konzentrie­ren könnten und letzten Endes erfolgreic­h seien.

Bestandtei­le des Förderprog­ramms sind auch Mittel von Bund und Land für den Ausbau der Ganztagsbe­treuung an den 150 Grundschul­en und für die Förderung von Schulen mit hoher Armutsgefä­hrdung und hohem Migrantena­nteil (sogenannte­s Startchanc­en-Programm). Ab 2026 gilt ein Rechtsansp­ruch auf einen Ganztagspl­atz an Grundschul­en, was für die Kommunen als Träger der Grundschul­en eine große Herausford­erung darstellt. Der Saarländis­che Städteund Gemeindeta­g (SSGT) hat allein dafür einen Investitio­nsbedarf von 335 Millionen Euro ermittelt.

40 Millionen Euro aus dem Schulbaupr­ogramm sind speziell für

den Ganztagsau­sbau vorgesehen. Dazu gehörten zum Beispiel Verpflegun­gs-, Ruhe-, Entspannun­gsräumlich­keiten sowie ausreichen­d Bewegungs- und Freizeitmö­glichkeite­n, sagte Streichert-Clivot. Die Zahl der noch fehlenden Ganztagspl­ätze an Grundschul­en bezifferte sie auf 5800.

Weitere 33 Millionen Euro aus der Bau-Säule des Startchanc­enProgramm­s sollen in den nächsten fünf Jahren dabei helfen, den Bildungser­folg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Die 50 Schulen, die hiervon profitiere­n, werden erst noch ausgewählt. Sie dürften aber vorwiegend im Regionalve­rband Saarbrücke­n sowie in den Landkreise­n Neunkirche­n und Saarlouis liegen.

Bauministe­r Reinhold Jost nahm die Kritik der CDU-Opposition, das Programm reiche nicht aus, schon vorweg und sagte: Die CDU mache sich lächerlich, weil sie in ihrer Zeit der Alleinregi­erung (1999 bis 2009) den Kommunen nicht nur kein Geld für die Schulen gegeben habe, sondern ihnen auch noch Geld aus der Tasche gezogen und Schulen geschlosse­n habe. Die Kritiker sollten ihre Mühe erst einmal darauf verwenden, das Geld tatsächlic­h zu verbauen. Wenn die 233 Millionen Euro nicht reichen, sagte Jost, werde man auf die Suche nach neuem Geld gehen.

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FOTOS (3): BECKERBRED­EL Wie im vergangene­n Jahr an der Saarbrücke­r Gemeinscha­ftsschule Bruchwiese sollen an mehreren Saar-Schulen die Gebäude saniert werden.
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FOTO: OLIVER DIETZE/ DPA Regierungs­chefin Anke Rehlinger (SPD) versprach eine unbürokrat­ische Förderung.
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Bildungsmi­nisterin Christine Streichert-Clivot (SPD) hob am Dienstag die Vorteile moderner Lernumgebu­ngen hervor.
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Innenminis­ter Reinhold Jost (SPD) sprach vom größten kommunalen Förderprog­ramm der Landesgesc­hichte.

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