Saarbruecker Zeitung

„Wir spielen auf Sieg und nicht auf Platz“

Erstmals seit drei Jahrzehnte­n will die SPD bei den Kommunalwa­hlen am 9. Juni im Saarland wieder stärkste Kraft werden. In Neunkirche­n stellten die Genossinne­n und Genossen ihr politische­s Programm vor.

- VON UDO LORENZ

„Wir spielen auf Sieg und nicht auf Platz – als stärkste Volksparte­i im Saarland wollen wir diese Wahl gewinnen“, kündigten SPD-Generalsek­retär Esra Limbacher und Innenminis­ter Reinhold Jost zum Auftakt des Kommunalwa­hlkampfes in der Neunkirche­r Gebläsehal­le an. Ihre Botschaft an die dort am Montagaben­d bei vollem Haus versammelt­en 400 Mitglieder, Kandidaten und Sympathisa­nten der Partei: Erstmals seit drei Jahrzehnte­n will die zur Zeit alleinregi­erende Saar-SPD bei den Gemeinde- und Kreistagsw­ahlen am 9. Juni wieder stärkste Kraft in den Kommunen werden. Dazu stellte die SPD ihre kommunalpo­litischen Leitlinien sowie die Kandidaten für die im Juni parallel zur Kommunal- und Europawahl stattfinde­nden Bürgermeis­ter- und Landrats-Direktwahl­en in fast der Hälfte der 52 Kommunen vor.

Seit 1994 hat die Saar-SPD bei Kommunalwa­hlen immer auf Platz zwei hinter der CDU rangiert – zuletzt 2019 im Landeserge­bnis der Gemeinden mit 30,9 Prozent zu 35,4 Prozent und mit 30,0 Prozent zu 34,0 Prozent in den Kreisen. Jetzt nennt die Partei – mit nach eigenen Anga

ben 14 000 Mitglieder­n – unter Berufung auf die bisherige Erfolgsbil­anz der SPD-Alleinregi­erung und neue Wahlverspr­echen den Anspruch auf Platz eins auch in ihren kommunalpo­litischen Leitlinien. SPD-Generalsek­retär Limbacher appelliert­e in Neunkirche­n an die Opposition: „Hört auf, dieses Land schlecht zu reden, packt an“, und Minister Jost rief den eigenen Genossen zu: „Steht auf, geht raus, redet mit den Leuten und überzeugt sie mit Argumenten“. Die Kommunalwa­hl solle mit dem Kampf gegen Rechtsextr­emismus auch zu einem „Fest der Demokratie werden“.

Als oberstes Ziel nennt die SPD in ihren kommunalpo­litischen Leitlinien den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplä­tzen samt Neuansiedl­ungen. In besonders vom Struktur

wandel betroffene­n Kommunen sollen Transforma­tions- und Zukunftsze­ntren die Anwerbung neuer Unternehme­n und die Vermittlun­g von Fachkräfte­n unterstütz­en. Verwiesen wird auch auf den Saarlandpa­kt, der die Städte und Gemeinden im Land um eine Milliarde Euro entlaste, sowie auf das von der Landesregi­erung bereits initiierte 200 Millionen-Euro-Schulbaupr­ogramm als größtes Förderprog­ramm in der Landesgesc­hichte und die geplante Reform des kommunalen Finanz

ausgleiche­s. Beim Kampf um angestrebt­e gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse, so fordert die Saar-SPD, dürfe es keine weiteren Aufgabenüb­ertragunge­n des Bundes ohne Gegenfinan­zierung mehr geben. Und: „Die Union darf der kommunalen Altschulde­nlösung nicht mehr im Weg stehen.“Und zu der von CDU-Chef Stephan Toscani angebotene­n „Vertrauens­partnersch­aft“erklärt SPDGeneral­sekretär Limbacher: „Gerade mal eine Woche vorher haben CDULeute erneut gegen SVolt gestimmt.“

„Versproche­n, gehalten“, hieß es seitens der SPD zur Ankündigun­g, bis zum Jahr 2027 alle Kitas im Land beitragsfr­ei zu machen. Eine Chance für die angestrebt­e bessere Versorgung der Bürger im ländlichen Raum samt Geschäften, Gastronomi­ebetrieben und Arztpraxen könnten nach Ansicht der SPD kommunal organisier­te Dienstleis­tungszentr­en in den Dörfern sein. Angestrebt werden von den Sozialdemo­kraten zudem modernere „digitale Rathäuser“, insgesamt mehr Lehrer und Polizisten samt stärkerer Verzahnung mit kommunalen Ordnungsdi­ensten zur Sicherheit der Bürger. Bauen und Wohnen in den Kommunen soll bezahlbar bleiben und über ein Wohnraumfö­rdergesetz unterstütz­t werden. Bis zum Jahr 2026 soll zudem jeder Regionalba­hnhof in Saarlouis, Saarbrücke­n, Homburg und Neunkirche­n im 20-Minuten-Takt erreichbar sein. Weiter auf der Agenda der Sozialdemo­kraten stehen: eine quartierbe­zogene Armutspoli­tik, Bezahlkart­en für Flüchtling­e samt echter Ankommensk­ultur, neue Beteiligun­gsformen für die Rechte von Kindern und Jugendlich­en in den Kommunen sowie mehr Maßnahmen gegen die Vereinsamu­ng und für bessere Teilhabe älterer und behinderte­r Menschen in der Gesellscha­ft.

„Echte Saarlandli­ebe für unsere Städte und Gemeinden“, sind die kommunalpo­litischen Leitlinien der SPD überschrie­ben, in denen auch den zig-tausend Ehrenamtle­rn – „Kitt, der unser Land zusammenhä­lt“– Unterstütz­ung zugesagt wird: „Ehrenamt ist für uns Ehrensache“.

Zu den SPD-Kandidaten, die sich in Neunkirche­n selbst vorstellte­n, gehörten Carolin Lehberger für das Amt der Regionalve­rbandsdire­ktorin in Saarbrücke­n, Sören Meng für das Landratsam­t Neunkirche­n, Réka Klein für das Landratsam­t St. Wendel, Frank John für Landratsam­t Saarpfalz sowie die Oberbürger­meisterkan­didaten Pascal Conigliaro (Homburg), und Florian Schäfer (Saarlouis).

Als oberstes Ziel nennt die SPD den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplä­tzen samt Neuansiedl­ungen.

 ?? FOTO: WERBEWINZE­R ?? Zum Auftakt des Kommunalwa­hlkampfes stellte die SPD Saar ihr Programm und die Kandidaten für die Landrats- und Bürgermeis­terämter vor.
FOTO: WERBEWINZE­R Zum Auftakt des Kommunalwa­hlkampfes stellte die SPD Saar ihr Programm und die Kandidaten für die Landrats- und Bürgermeis­terämter vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany