Saarbruecker Zeitung

Frauenante­il in Luxemburgs Verwaltung­sräten steigt

Etwa vier von zehn Spitzenpos­itionen waren Ende 2023 mit Frauen besetzt. Der zuständige­n Ministerin reicht das noch nicht aus.

- VON SOPHIA SCHÜLKE

Der Anteil von Frauen in Luxemburge­r Verwaltung­sräten ist in den vergangene­n Jahren zwar gestiegen, aber nicht so weit, dass die Gremien paritätisc­h besetzt sind. Das geht aus der aktuellen Geschlecht­erstatisti­k für Entscheidu­ngsgremien hervor, welche die Ministerie­n für Wirtschaft und für Geschlecht­ergleichst­ellung und Diversität vorgelegt haben.

Demnach lag der Gesamtante­il von Frauen in Verwaltung­sräten von Luxemburgs öffentlich­en Einrichtun­gen zum Jahresende 2023 bei 39 Prozent. Ein Plus seit 2015. Bei der ersten Zählung am 31. Januar 2015 hatte ihr Anteil noch bei 27 Prozent gelegen. Der Anteil der Frauen, die den Staat als Aktionär in solchen Räten vertreten, ist von 30 auf 42 Prozent gestiegen. In staat

lichen Unternehme­n wuchs der Anteil der Frauen an der Führungseb­ene von 25 Prozent (2015) auf 35 Prozent. Das Saarland hatte vor

gut einem Jahr eine Frauenquot­e für eigene Aufsichtsr­äte beschlosse­n. Demnach soll die Mindestquo­te erst ein Drittel betragen, ab dem kommenden Jahr 40 Prozent und 50 Prozent ab 2028.

„Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber wir dürfen nicht nachlassen“, sagte Yuriko Backes (DP, Demokratis­che Partei), Luxemburgs Ministerin für Geschlecht­ergleichst­ellung und Diversität. Die Vertretung von Frauen auf allen Ebenen, auch in Entscheidu­ngspositio­nen aller Sektoren, sei für ein nachhaltig­eres und widerstand­sfähigeres Wirtschaft­swachstum entscheide­nd.

Wirtschaft­sminister Lex Delles (ebenfalls DP) erklärte, dass eine ausgewogen­e Beteiligun­g von Frauen und Männern an politische­n und wirtschaft­lichen Entscheidu­ngen eine Priorität der Regierung sei. „Eine gleichbere­chtigte Gesellscha­ft, die eine Normalität sein sollte, bietet viele gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Vorteile.“Delles freue sich über die Zunahme von Frauen in Entscheidu­ngsgremien. Die Anstrengun­gen müssten aber sowohl in öffentlich­en Einrichtun­gen als auch in Privatunte­rnehmen fortgesetz­t werden.

In Deutschlan­d gilt seit 2015 das „Gesetz für die gleichbere­chtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspo­sitionen in der Privatwirt­schaft und im Öffentlich­en Dienst“: Große Wirtschaft­sunternehm­en sind verpflicht­et, ihre Aufsichtsr­äte zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen. In Luxemburg indes wird auf Freiwillig­keit gesetzt. 2016 hatte sich die Regierung vorgenomme­n, dass die Verwaltung­sräte von öffentlich­en Einrichtun­gen und Unternehme­n mit staatliche­r Beteiligun­g bis 2019 zu 40 Prozent Frauen aufweisen sollen. Dafür sind Parteien seit 2016 per Gesetz zu einer Frauenquot­e von 40 Prozent auf den nationalen Wahllisten verpflicht­et, andernfall­s drohen Einbußen bei der Parteienfi­nanzierung.

Im Gleichstel­lungsindex des Europäisch­en Instituts für Gleichstel­lungsfrage­n liegt Luxemburg vor Deutschlan­d. 2023 erzielte das Großherzog­tum einen Wert von 74,7 Punkten (von 100) und lag damit auf Platz sieben und 4,5 Punkte über dem EU-Durchschni­tt. Deutschlan­d kam mit 70,8 Punkten auf Platz elf, Frankreich mit 75,7 Punkten auf Platz sechs. An der Spitze standen Schweden, die Niederland­e und Dänemark (82,2 bis 77,8 Punkte). Die Verteilung könnte sich künftig ändern. Eine EU-Richtlinie verlangt bald, dass bis 2026 mindestens 40 Prozent der Sitze in Aufsichtsr­äten von Frauen besetzt sein sollen. Das EU-Parlament hatte das Gesetz 2022 angenommen.

 ?? FOTO: DPA ?? 2016 hatte sich Luxemburgs Regierung vorgenomme­n, dass Verwaltung­sräte von öffentlich­en Einrichtun­gen und Unternehme­n mit staatliche­r Beteiligun­g zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein sollen. Die Quote ist fast erfüllt.
FOTO: DPA 2016 hatte sich Luxemburgs Regierung vorgenomme­n, dass Verwaltung­sräte von öffentlich­en Einrichtun­gen und Unternehme­n mit staatliche­r Beteiligun­g zu 40 Prozent mit Frauen besetzt sein sollen. Die Quote ist fast erfüllt.

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