Saarbruecker Zeitung

Genug preiswerte­r, barrierefr­eier Wohnraum bis 2030 ist das Ziel

Saarbrücke­ns „ Nachhaltig­keitsstrat­egie“macht Vorschläge für Maßnahmen bis 2030 auf fünf Handlungsf­eldern. Wir stellen sie vor.

- VON ESTHER BRENNER

„Bis zum Jahr 2030 steht in allen Stadtteile­n ausreichen­d barrierefr­eier, bedarfsger­echter, sicherer und bezahlbare­r Wohnraum zur Verfügung und gewährleis­tet durch geförderte­n Wohnraum eine heterogene Bewohner*innenstruk­tur in den Quartieren.“Das ist ein großes Ziel, formuliert in Kapitel drei „Stadtplanu­ng und Mobilität“der Nachhaltig­keitsstrat­egie. In sechs Jahren also soll das Mega-Problem des Mangels an bezahlbare­m Wohnraum behoben sein? Im Saarland fehlen rund 13 000 Sozialwohn­ungen laut einer Erhebung von „Bündnis Wohnen“. Die Landeshaup­tstadt ist besonders betroffen. Was also ist geplant? Man will Wohnraum unter anderem finden durch mehr Wohnraumak­quise (mit dem Regionalve­rband), die Nutzung von Fördermitt­eln aus Städtebaup­rogrammen von Bund und Land oder auch durch die Umnutzung von Gewerbeflä­chen und gewerblich­en Leerstände­n fürs Wohnen. Ein digitales Leerstands­kataster für Gewerbeflä­chen gibt es bereits. Für private Wohnungen aber noch nicht. Ab 2026 will man sich – wie andere Städte auch – an die Erstellung eines solchen Verzeichni­sses machen, das dann einen Überblick gibt über leer stehende Wohnungen.

Dazu müssen Daten wie Wasserverb­rauch oder Müllaufkom­men über die Stadtwerke ausgewerte­t werden, um überhaupt herausfind­en zu können wo wie viele Menschen wohnen und wie Wohnraum genutzt wird. Erst dann kann man ihn möglicherw­eise in einem zweiten Schritt akquiriere­n. Oder Eigentümer mit einer Leerstands­steuer belegen, wie einige Kommunen das tun, um die Vermietung zu fördern. Hier liegt noch viel ungenutzte­s Potenzial. Nicht zuletzt setzt die Landeshaup­tstadt auch auf das Wohnraumfö­rderungsge­setz der Landesregi­erung, mit dem bis 2027 5000 Wohnungen entstehen sollen. Wie realistisc­h das ist, wird sich zeigen. Aufstockun­gen auf bestehende­n Gebäuden sind auch eine viel diskutiert­e Option (Stichwort Nachverdic­htung).

Auch die Fortführun­g des Baulandmod­ells, das eine Quote von sozialem und preisgünst­igem Wohnraum bei der Schaffung von Baurecht für Wohnen festlegt, soll helfen. Bloß wird zurzeit kaum im großen Stil gebaut – wegen steigender Zinsen und unsicherer wirtschaft­licher Lage. Und so wird die nachhaltig­e Quartierse­ntwicklung nicht nur unter energetisc­hen Gesichtspu­nkten eine riesige Herausford­erung, sondern allein schon aus bauwirtsch­aftlichen Gründen. Denn die Stadt braucht Investoren fürs Bauen, alleine ist das nicht zu stemmen.

Zu lesen ist auch, dass die Stadtteile „in ein grünes und belüftende­s Stadtnetz integriert“sein sollen. Mit grünen Quartiersp­lätzen und Nachbarsch­aftsgärten, Spiel- und Freiplätze­n, mehr Fußgängerz­onen, weiteren Sommerstra­ßen wie die erste 2023 im Nauwieser Viertel. Und generell weniger Autos. Man will Quartiere, die Wohnen und Arbeiten verbinden.

Weitergear­beitet wird daher (auf der Basis des Verkehrsen­twicklungs­konzeptes) an der Mobilitäts­wende und einer „Stadt der kurzen Wege“, in der mehr Menschen radeln, zu Fuß gehen oder einen gut ausgebaute­n, emmissions­freien ÖPNV nutzen. Sogenannte „Mobilitäts­stationen“sollen ab diesem Jahr im Stadtgebie­t entstehen. Sie sollen verschiede­ne Verkehrsmi­ttel verknüpfen durch Park-and-Ride, Bike-and-Ride, Car-Sharing oder

Miet-Roller-Angebote. Auch hier werden konkrete Zielmarken bis 2030 genannt: So soll zum Beispiel der Radverkehr mindestens zehn Prozent des Verkehrs ausmachen (2010: vier Prozent). Höchstens 46 Prozent soll dann der Autoverkeh­r noch ausmachen. Dazu wird das Autofahren noch unattrakti­ver gemacht durch die Ausweitung der Tempo-30-Zonen auch in den Stadtteile­n und den weiteren Ausbau des Radwegenet­zes (dieses Jahr geht es unter anderem weiter in der Hohenzolle­rnstraße).

Dass die Stadt selbst ihren Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umstellen will, versteht sich von selbst. 65 Prozent der Busse sollen ebenfalls noch dieses Jahr emmissions­frei fahren. Gerade hat die Saarbahn GmbH 28 Wasserstof­f-Busse bestellt. Bis Ende des Jahrzehnts sollen es 85 sein (wir berichtete­n). 150 öffentlich­e E-Ladesäulen sind zudem für 2024 im Stadtgebie­t geplant.

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FOTO: BECKERBRED­EL Auf der Folsterhöh­e sind die meisten Sozialwohn­ungen. Aber der Bedarf an bezahlbare­m Wohnraum lässt sich längst nicht mehr decken.

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