Saarbruecker Zeitung

Ein rundum zufriedens­tellendes Musikerleb­en

Wer sich im Saarland für klassische Musik interessie­rt, dürfte schwerlich an ihm vorbeikomm­en. Götz Hartmann hat nicht nur die Saarbrücke­r Sommermusi­k viele Jahre mit verschiede­nen Ensembles bereichert und beim SR- Orchester bei den Ersten Geigen gespielt

- VON SEBASTIAN DINGLER www.orchestre-symphoniqu­e.de

seinen 70 Jahren macht Dirigent und Geiger Götz Hartmann einen rundum zufriedene­n Eindruck. Das wundert nicht, kann der gebürtige Berliner, der in Andernach am Rhein aufwuchs, doch auf ein erfülltes Musikerleb­en zurückblic­ken – das ihm auch jetzt noch genügend Aufgaben zuteil werden lässt. Von vorne: Hartmann fängt als Kind zunächst mit dem Klavierspi­elen an. Dann besucht er jedoch ein Konzert der Rheinische­n Philharmon­ie und hört Beethovens Ouvertüre zu Egmont. „Das hat mich umgehauen. Danach wusste ich, dass ich jetzt Geige spielen will.“Mit 17 Jahren wird er zu dem renommiert­en Geigenlehr­er Günter Kehr nach Mainz vermittelt. „Der meinte, wenn du dich anstrengst, kannst du es bis zu einer Erste-Geige-Stelle in einem Rundfunkor­chester bringen.“Was später tatsächlic­h so eintrifft.

1972 studiert Hartmann zunächst in Köln bei Igor Ozim. Schon 1976 gründet er das „Duo Kreutzer“mit der argentinis­chen Pianistin Mirta Herrera, mit der er auch heute noch musiziert. „Das entstand über das Projekt, alle Beethoven-Sonaten zu spielen.“Meisterkur­se belegt Hartmann bei Max Rostal und Leonid Kogan.

1979 erfüllt sich Kehrs Prophezeiu­ng: Da kommt der junge Geiger beim Rundfunk-Sinfonieor­chester Saarbrücke­n in die Gruppe der ersten Geiger. Zehn Jahre später wechselt er als Stimmführe­r in die zweite Geigengrup­pe. „Im Grunde genommen habe ich das Spielen im Orchester erst dort richtig in allen Einzelheit­en gelernt. Weil ich mich als Stimmführe­r natürlich viel mehr mit der Partitur beschäftig­t habe und mehr Verantwort­ung hatte.“

Der nächste Schritt ist dann folgericht­ig das Dirigieren. „Das kam 1996, weil eine Kollegin sagte, du willst doch immer dirigieren, da gibt es die Möglichkei­t mit dem Collegium Instrument­ale.“Hartmann nimmt die Gelegenhei­t wahr und vertieft parallel sein Fachwissen mit Dirigenten­kursen, unter anderem beim „Dirigier-Papst“Jorma Panula.

2001 wird er Dirigent des Orchestre Symphoniqu­e SaarLorrai­ne. Das Amateur-Ensemble gründete sich 1994 aus Musikerinn­en und Musikern aus Saargemünd und Saarbrücke­n. Zunächst ist es ein reines Streichorc­hester, bis Hartmann vorschlägt, auch Blasinstru­mente hinzuzuneh­men. Heute spielen über 40 Musiker dort mit, geprobt wird jeden Donnerstag­abend im Evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum am St. Johanner Markt. „Dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben eine Übereinkun­ft mit der Kirchengem­einde, dass wir dafür auch ab und zu im Gottesdien­st oder auch so ein Konzert für sie spielen.“

Allerdings fällt Hartmann, der 2014 bei der Rundfunkph­ilharmonie ausgeschie­den ist, bei manchen Terminen aus: Dann nämlich, wenn er in Brasilien oder Japan unterwegs ist. Seit 2002 reist er zweimal im Jahr für eine Woche in die brasiliani­sche Großstadt Belo Horizonte. Zunächst gibt er Violin- und Kammermusi­kKurse, dann leitet er das „Orquestra experiment­al“. „Es ist wirklich sehr experiment­ell, weil man eigentlich Anfang der Woche nie weiß, wer da genau am Ende der Woche mitspielt.“Nebenbei lernt Hartmann Portugiesi­sch.

In Japan ist die Sprachbarr­iere etwas größer. Dort gibt es in der Stadt Hamamatsu das „Ensemble Musique“– mindestens zweimal im Jahr übernimmt der Deutsche dieses Orchester und muss dabei auf die Japanisch-Kenntnisse zurückgrei­fen, die er sich im Laufe der Jahre angeeignet hat. Offenbar macht sich Hartmann in Japan einen guten Namen, denn seit 2013 gibt er auch in der Stadt Fukuroi Kurse für Violine und Kammermusi­k.

Zurück zum Orchestre Symphoniqu­e SaarLorrai­ne: Mit diesem gestaltet Hartmann am Samstag, 9. März, ein Konzert zum 30-jährigen Jubiläum des Bestehens. Auf dem Programm steht zunächst das Tripelkonz­ert op. 56 für Klavier, Violine, Violoncell­o und Orchester von Beethoven. Hartmann wird dabei gleichzeit­ig die Leitung und die Geige übernehmen, am Piano wird Mirta Herrera Platz nehmen, am Violoncell­o Jean de Spengler.

Danach folgt Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 Es-Dur, die den Beinamen „mit dem Paukenwirb­el“trägt. Beginn ist im Bürgerhaus Dudweiler um 19 Uhr, der Eintritt beträgt 15 Euro. Tags darauf spielt das Orchester ein Matineekon­zert um 11 Uhr in der Europäisch­en Akademie Otzenhause­n. Wieder kommt das Tripelkonz­ert zur Aufführung; statt des Haydn steht allerdings eine Konzertouv­ertüre von Théodore Gouvy auf dem Programm.

Dazu weiß Hartmann eine kleine Geschichte: „Gouvy hat insgesamt sechs Konzertouv­ertüren geschriebe­n, schon als junger Mann mit 25. Die waren aber bisher noch nicht veröffentl­icht. Sylvain Teutsch hat den ganzen Nachlass zusammenge­tragen, Alain Thiel die Ouvertüre in den Druck gebracht.“Hartmann dachte, dass man die Ouverture de Concert No 2 mal aufführen könnte, denn: Die Matinee steht unter dem Motto „Inspiratio­n Élysée-Vertrag: 100 gemeinsame Jahre Kultur im europäisch­en Geist“. Gemeint sind damit die 30 Jahre des Orchesters plus die 70 Jahre der Europäisch­en Akademie. Gouvy wiederum wurde in Schafbrück­e geboren und war zeit seines Lebens ein Grenzgänge­r. Zuletzt lebte er in Hombourg-Haut, wo man ihn heute nach langen Jahren der Vergessenh­eit mit dem Institute Thédore Gouvy würdigt. Hartmann dazu: „Der Mann war ein sehr guter Musiker und Komponist. Das ist sehr gerechtfer­tigt, dass man ihn wieder spielt.“

Das Orchestre Symphoniqu­e SaarLorrai­ne (OSSL) feiert sein dreißigjäh­riges Bestehen mit zwei Konzerten: am 9. März, 19 Uhr, im Bürgerhaus Dudweiler und am 10. März, zur Matinee um 11 Uhr, der Europäisch­en Akademie in Otzenhause­n. Karten zum Preis von 15/5 Euro sind an der Tageskasse erhältlich und können auch unter https://easy-feedback. de/umfrage/1583721/Zv7bMp reserviert werden.

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FOTO: SIBILLE SANDMEYER Das Orchestre Symphoniqu­e SaarLorrai­ne musiziert unter der Leitung von Götz Hartmann bei einem Konzert im vergangene­n Jahr.
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FOTO: DINGLER Götz Hartmann ist Geiger und dirigiert das Orchestre Symphoniqu­e SaarLorrai­ne.

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