Hohe Kosten und „Bürokratielast“– Viele Saar-Betriebe in Existenz-Angst
Immer mehr Saar-Unternehmen sehen ihr Geschäft bedroht und wollen nicht mehr investieren. Schuld sei die Politik. Das ergab eine Sonder-Umfrage der IHK.
Die Unzufriedenheit über die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist groß. Dies hat eine Sonderumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) des Saarlandes unter 381 Unternehmen verschiedenster Branchen ergeben, die rund 90 000 Beschäftigte repräsentieren. „Die allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden in der Umfrage als das Geschäftsrisiko Nummer eins angesehen. Das gab es so noch nie“, betont Frank Thomé, Hauptgeschäftsführer der Kammer.
Laut IHK-Mitteilung kritisieren Unternehmen die „Bürokratielast“sowie die „Regulierungsdichte“. Zudem bedrohten die fehlende Energiesicherheit, die Höhe der Energie- und Arbeitskosten, aber auch die Steuerund Abgabenlast immer mehr SaarUnternehmen in ihrer Existenz. Als besonders belastend werden gestiegene Kosten für die Energiewende gesehen. Dies äußerten 66 Prozent der Unternehmen. Das Geld fehle für Maßnahmen zum Klimaschutz, Forschung und Entwicklung sowie die Optimierung von Produktionsabläufen in den Betrieben. Am heftigsten klagt die Industrie über eine Zunahme ihrer Geschäftsrisiken, gefolgt von der Bauwirtschaft, dem Handel und Dienstleistungs-Betrieben. Insgesamt vier von zehn Unternehmen schätzten ihre gegenwärtige Wettbewerbsfähigkeit als schwach ein.
Als Antwort auf all das fordert Thomé die Bundesregierung zu einer mutigen Reformagenda auf, um insbesondere die Standortkosten zu senken. Andernfalls gerieten immer mehr Unternehmen in Schieflage oder wanderten aus Deutschland ab. Zumal sich gerade auch zahlreiche Saar-Unternehmen wegen des hohen Export-Anteils ihrer Produkte dem internationalen Wettbewerb und günstigeren Standortkosten ausländischer Mitbewerber stellen müssten. Zugleich befürchtet Thomé, dass die Ampel-Regierung in Berlin nicht mehr die Kraft dazu hat, ein solches Reformprojekt auf den Weg zu bringen. „Oberstes Ziel muss es jetzt sein, mehr Klarheit, Verlässlichkeit und Planbarkeit bei allen politischen Vorhaben zu schaffen“, so Thomé.
Schon kurzfristig müsse damit gerechnet werden, dass sich die Lage im Saarland weiter verschlechtert. So habe die Umfrage ergeben, dass wegen der unsicheren Geschäftsentwicklung auch die Investitionsbereitschaft abnimmt. Demnach kalkulieren 38 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Investitionen. Zugleich rechnen insbesondere viele Industriebetriebe bereits mit Personalabbau.
Auch bundesweit ist die Lage nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts schlecht: „Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt.“
„Oberstes Ziel muss es jetzt sein, mehr Klarheit, Verlässlichkeit und Planbarkeit bei allen politischen Vorhaben zu schaffen.“Frank Thomé Hauptgeschäftsführer der IHK Saarland