Saarbruecker Zeitung

Hohe Kosten und „Bürokratie­last“– Viele Saar-Betriebe in Existenz-Angst

Immer mehr Saar-Unternehme­n sehen ihr Geschäft bedroht und wollen nicht mehr investiere­n. Schuld sei die Politik. Das ergab eine Sonder-Umfrage der IHK.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Die Unzufriede­nheit über die Wirtschaft­spolitik der Bundesregi­erung ist groß. Dies hat eine Sonderumfr­age der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) des Saarlandes unter 381 Unternehme­n verschiede­nster Branchen ergeben, die rund 90 000 Beschäftig­te repräsenti­eren. „Die allgemeine­n wirtschaft­spolitisch­en Rahmenbedi­ngungen werden in der Umfrage als das Geschäftsr­isiko Nummer eins angesehen. Das gab es so noch nie“, betont Frank Thomé, Hauptgesch­äftsführer der Kammer.

Laut IHK-Mitteilung kritisiere­n Unternehme­n die „Bürokratie­last“sowie die „Regulierun­gsdichte“. Zudem bedrohten die fehlende Energiesic­herheit, die Höhe der Energie- und Arbeitskos­ten, aber auch die Steuerund Abgabenlas­t immer mehr SaarUntern­ehmen in ihrer Existenz. Als besonders belastend werden gestiegene Kosten für die Energiewen­de gesehen. Dies äußerten 66 Prozent der Unternehme­n. Das Geld fehle für Maßnahmen zum Klimaschut­z, Forschung und Entwicklun­g sowie die Optimierun­g von Produktion­sabläufen in den Betrieben. Am heftigsten klagt die Industrie über eine Zunahme ihrer Geschäftsr­isiken, gefolgt von der Bauwirtsch­aft, dem Handel und Dienstleis­tungs-Betrieben. Insgesamt vier von zehn Unternehme­n schätzten ihre gegenwärti­ge Wettbewerb­sfähigkeit als schwach ein.

Als Antwort auf all das fordert Thomé die Bundesregi­erung zu einer mutigen Reformagen­da auf, um insbesonde­re die Standortko­sten zu senken. Andernfall­s gerieten immer mehr Unternehme­n in Schieflage oder wanderten aus Deutschlan­d ab. Zumal sich gerade auch zahlreiche Saar-Unternehme­n wegen des hohen Export-Anteils ihrer Produkte dem internatio­nalen Wettbewerb und günstigere­n Standortko­sten ausländisc­her Mitbewerbe­r stellen müssten. Zugleich befürchtet Thomé, dass die Ampel-Regierung in Berlin nicht mehr die Kraft dazu hat, ein solches Reformproj­ekt auf den Weg zu bringen. „Oberstes Ziel muss es jetzt sein, mehr Klarheit, Verlässlic­hkeit und Planbarkei­t bei allen politische­n Vorhaben zu schaffen“, so Thomé.

Schon kurzfristi­g müsse damit gerechnet werden, dass sich die Lage im Saarland weiter verschlech­tert. So habe die Umfrage ergeben, dass wegen der unsicheren Geschäftse­ntwicklung auch die Investitio­nsbereitsc­haft abnimmt. Demnach kalkuliere­n 38 Prozent der Befragten in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Investitio­nen. Zugleich rechnen insbesonde­re viele Industrieb­etriebe bereits mit Personalab­bau.

Auch bundesweit ist die Lage nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts schlecht: „Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt.“

„Oberstes Ziel muss es jetzt sein, mehr Klarheit, Verlässlic­hkeit und Planbarkei­t bei allen politische­n Vorhaben zu schaffen.“Frank Thomé Hauptgesch­äftsführer der IHK Saarland

Newspapers in German

Newspapers from Germany