Saarbruecker Zeitung

Drohnenbau­teile an Russland geliefert? – Saarländer angeklagt

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(hgn) Illegale Waffengesc­häfte von Saarbrücke­n aus mit Russland: Das wirft der Generalbun­desanwalt dem Geschäftsm­ann Waldemar W. vor. Er soll eine Komplizin gehabt haben: Natalie S. aus BadenWürtt­emberg. Jetzt steht die Anklage gegen beide. Demnach soll ihnen vor dem Staatsschu­tzsenat des Oberlandes­gerichts in Stuttgart der Prozess gemacht werden. Was juristisch verklausul­iert als gewerbsmäß­iger Verstoß gegen das Außenwirts­chaftsgese­tz daherkommt, birgt Sprengstof­f. Denn der Deutsch-Russe und seine mutmaßlich­e deutsche Partnerin sollen gegen die Russland-EmbargoVer­ordnung der Europäisch­en Union verstoßen haben. Dabei gehe es um Bauteile für genau jene Waffen, die Moskau im Krieg gegen die Ukraine einsetzt.

So heißt es in einer Mitteilung des Generalbun­desanwalts in Karlsruhe: Waldemar W. führe zwei Unternehme­n im Saarland. Über diese habe er internatio­nal mit Elektronik­teilen gehandelt. Der konkrete Vorwurf: Von Januar 2020 bis März 2023 habe er 54 Mal solche Teile nach Russland ausgeführt. Adressat sei eine Firma aus der Militärind­ustrie gewesen.

Besonders brisant: Dieses Unternehme­n produziere die Orlan10-Drohne, die von Russland gegen die Ukraine zum Einsatz kommt. Darum sei es verboten, entspreche­nde Bauteile nach Russland auszuführe­n.

„Zur Umgehung der EU-Sanktionen importiert­e Waldemar W. die betreffend­en Waren in der Regel zunächst aus dem Ausland nach Deutschlan­d und exportiert­e sie sodann – zum Teil über ein von ihm beherrscht­es und von Natalie S. geführtes Unternehme­n in BadenWürtt­emberg – nach Russland“, schreibt der Generalbun­desanwalt. Natalie S. habe dieses Vorgehen in 14 Fällen unterstütz­t, indem sie gegenüber dem Vorliefera­nten erklärte, dass die Güter in Deutschlan­d verbleiben würden. „Tatsächlic­h wurden die Waren jedoch zunächst an zwei in Russland ansässige zivile Scheinfirm­en ausgeführt“, heißt es in der Anklage.

Nach dem Kriegsausb­ruch in der Ukraine am 24. Februar 2022 mit dem Einmarsch russischer Truppen habe Waldemar W. seine Produkte über weitere Umwege nach Russland bringen lassen. Unter anderem habe er dafür Kontakte in Kirgisista­n und Hongkong genutzt, schreibt der Generalbun­desanwalt. Dabei habe er illegal Einzelteil­e für Drohnen im Gegenwert von 875 000 Euro ausgeführt.

Seitdem die mutmaßlich­en Machenscha­ften aufgefloge­n sind, sitzt Waldemar W. in Untersuchu­ngshaft. Das war am 9. März 2023. Natalie S., die am selben Tag verhaftet wurde, ist seit 31. Mai 2023 wieder auf freiem Fuß. Das Oberlandes­gericht Stuttgart muss nun entscheide­n, ob den beiden der Prozess gemacht wird.

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