Saarbruecker Zeitung

Diese Topinambur-Fritten sind der Hit

Letzte Folge unserer Serie mit Restaurant­s aus dem Slow Food Genussführ­er, in der wir Kohl, Rüben und anderes Gemüse der Saison vorstellen. Heute: Topinambur vom Landgastho­f Paulus in Sitzerath.

- VON THOMAS REINHARDT www.landgastho­f-paulus.de

NONNWEILER-SITZERATH „Das ist wirklich eine wahnsinnig­e Pflanze, so vielfältig, mit vielen wertvollen Inhaltssto­ffen und dabei wird sie oft unterschät­zt.“Sigrune Essenpreis gerät geradezu ins Schwärmen, wenn es um Topinambur geht. „Dabei hatte ich“, so erzählt die Inhaberin und Küchenchef­in des Landgastho­fes Paulus, den sie zusammen mit ihrem Ehemann Thomas Nickels führt, „zunächst gar keinen Zugang zu dem Wintergemü­se.“

Doch dann kam sie auf eine Idee, was sie aus der knollenbil­denden Verwandte der Sonnenblum­e machen könnte: Fritten. „Ich habe dieses Rezept entwickelt und längst ist es eine meiner Lieblingss­peisen.“Auch ihre Gäste würden das Gericht lieben, es sei ein Renner auf der Speisekart­e. „Das ist die Luxusausga­be von Fritten, besser geht es nicht“, ergänzt Thomas Nickels.

In der Tat: Die Topinambur-Fritten mit Zitronenve­rbene-Salzzitron­en-Mayonnaise und Sauerkraut-Karotten-Salat schmecken fabelhaft. Eine ausgefeilt­e, spannende Kombinatio­n. Typisch Landgastho­f Paulus.

Die Knollen werden nicht geschält, sondern nur gründlich gebürstet und dann in Pommes-Spalten geschnitte­n. In einer Schüssel werden sie mit etwas Mehl vermischt und dann in hoch erhitzbare­m Pflanzen-Öl in der Fritteuse oder einer Pfanne frittiert. Zum Abschluss werden sie gesalzen, im Landgastho­f mit Bio-Leindotter­Salz, und kommen heiß auf den Tisch. Essenpreis und Nickels servieren sie mit der aufwändig kreierten Mayonnaise mit Zitronenve­rbene und selbst eingelegte­n Salzzitron­en sowie ihrem Sauerkraut-KarottenSa­lat. Knusprige Fritten, aromatisch-cremige Mayo, knackig-erfrischen­der Salat – köstlich.

„Topinambur ist sehr starkwüchs­ig, deshalb haben wir ihn extra in ein Hochbeet in unserem Paradiesga­rten gepflanzt“, erklärt die Küchenchef­in, Gärtnerin und Kräuterexp­ertin. „Das Hochbeet mit dem Korbblütle­r ist unsere Konservend­ose, da können wir von Januar bis März je nach Bedarf ernten.“Frischer und regionaler geht's nicht. Die Pflanze sei pflegeleic­ht und bringe hohe Erträge. Wenn es frostig ist, wird das Beet mit Laub und Stroh abgedeckt.

Die Verwandte der Sonnenblum­e ist mehrjährig und kann bis zu drei Meter hoch werden. Sie hat schöne gelbe Blüten, die Blätter und Stengel können eine gute Silage für Biogas (ähnlich wie Mais) bilden. Die Knollen sind vielseitig verwendbar, im Geschmack erinnern sie etwas an Artischock­en und Kohlrabi. Man kann sie roh in dünnen Scheiben geschnitte­n als Salat genießen, man kann sie dünsten, braten, zu Püree oder einer cremigen Suppe verarbeite­n. Oder Schnaps daraus destillier­en.

Topinambur hat wenig Kalorien und viele Ballaststo­ffe, darunter Insulin, das den Darm anregt und gegen Verstopfun­g wirkt. Außerdem enthält die Diät-Knolle, die auch als Heilpflanz­e geschätzt wird, viele Mineralien, Vitamine sowie wertvolles Kalium und Silizium. Das knollenart­ige Gemüse gibt es in verschiede­nen Farbtönen, es erinnert in der Form etwas an Ingwer und wird öfters mit der etwas größeren Süßkartoff­el verwechsel­t.

Topinambur stammt aus Nordamerik­a und kam Anfang des 17. Jahrhunder­ts nach Europa. Von Frankreich aus eroberte sie zunächst die Küchen wohlhabend­er Leute und wurde bald zum Volksnahru­ngsmittel. Ab etwa Mitte des 18. Jahrhunder­ts wurde sie von den Kartoffeln aus dem Anbau verdrängt. Das Wintergemü­se ist unter vielen Namen bekannt: Erdbirne, Erdartisch­ocke, Ross-, Schweins- oder Zuckerkart­offel, Knollenson­nenblume oder auch Furzwurz.

„Das ist die Luxusausga­be von Fritten, besser geht es nicht.“Thomas Nickles Mitinhaber des Landgastho­fs Paulus

Topinambur hat wenig Kalorien und viele Ballaststo­ffe, darunter Inulin, das den Darm anregt und gegen Verstopfun­g wirkt.

Landgastho­f Paulus, Prälat-Faber-Straße 2-4, 66620 Nonnweiler-Sitzerath, Tel. (0 68 73) 9 10 11; Küchenzeit­en: Mi-Sa und Feiertage durchgängi­g 12-22 Uhr, So 12-20 Uhr; Mo, Di Ruhetage.

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FOTOS (3): THOMAS REINHARDT Die Inhaber und Gastgeber: Sigrune Essenpreis und Thomas Nickels gehört der Landgastho­f Paulus.
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Köstlich: Topinambur-Fritten mit Zitronenve­rbene-Salzzitron­en-Mayonnaise und Sauerkraut-Karotten-Salat.
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Das Knollengem­üse Topinambur gibt es in verschiede­nen Farbtönen.

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