„Gebt den Faschisten keine Handbreit Boden“
Saarländische Schauspieler bringen die Correctiv-Recherchen zum Geheimtreffen in Potsdam von politisch Rechten auf die Bühne.
war ein Treffen, von dem wohl niemand erfahren sollte: AfD-Politiker, Rechtsextreme und finanzstarke Unternehmer planten in einem Hotel bei Potsdam nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland. Doch das Recherche-Netzwerk Correctiv war auch im Hotel – und brachte die Pläne an die Öffentlichkeit. Seither gingen in Deutschland Hunderttausende Menschen auf die Straße, um Demokratie und Mitmenschlichkeit zu verteidigen. Im Berliner Ensemble kam die Correctiv-Recherche sogar als szenische Lesung auf die Theaterbühne. Das wird es nun auch in Saarbrücken geben. Der Schauspieler Peter Tiefenbrunner hat ein spontanes Ensemble formiert.
Was brachte Sie auf die Idee, für Saarbrücken die Correctiv-Recherchen auf die Bühne zu bringen?
TIEFENBRUNNER Überlegungen darüber, was wir aus der künstlerischen Szene zur Debatte über und zum Widerstand gegen das zunehmende Erstarken der Rechten im Lande beitragen könnten, hatte ich schon länger im Kopf. Als ich dann von der
szenischen Lesung im Berliner Ensemble hörte und die Aufzeichnung davon sehen konnte, war die Idee schnell geboren.
Sie haben in kürzester Zeit ein kleines Ensemble dafür zusammen
gestellt. Wie haben Sie die Leute gefunden?
TIEFENBRUNNER Das war einerseits ziemlich schwierig, dann aber doch sehr einfach: Das Interesse, bei diesem Projekt mitzuwirken, war eigentlich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die ich angefragt habe, spontan sehr groß. Aber die Termine . . .Umso glücklicher bin ich, dass wir nun ein professionelles ad-hocEnsemble beieinander haben. Wobei die Zusammensetzung diesmal auch ein bisschen außerhalb der ‚üblichen Verdächtigen` liegt, was ich gerade bei so einer Sache sehr gut finde. Übrigens: Niemand hatte ein Problem damit, für diese Lesung ohne Gage zu arbeiten.
Das Berliner Ensemble hat das Ganze als eine Mischung aus Spielszene und Lesung aus Rechercheprotokollen inszeniert. Planen Sie für Saarbrücken ähnliches? TIEFENBRUNNER Unser Abend wird dem Ablauf und dem Text der Berliner Inszenierung folgen. In der kurzen Vorbereitungszeit wäre eine komplette Neuerarbeitung auch kaum möglich gewesen. Außerdem: Ist doch gut so! Einige kleine Veränderungen sind aber durch neuere Entwicklungen, auch durch juristische Klärungen nötig geworden.
Wenn Sie auf die aktuelle Entwicklung schauen, haben Sie die
Hoffnung, dass die Correctiv-Enthüllungen die Menschen endlich aufgeweckt haben? Dass das Erstarken der neuen Nazis noch gestoppt werden kann? TIEFENBRUNNER Natürlich hat das überraschend große Echo auf die Demonstrationsaufrufe auch in Saarbrücken nach den CorrectivVeröffentlichungen Mut gemacht. Ganz persönlich ist allerdings mein Optimismus ein wenig aufgebraucht – gerade auch angesichts der Entwicklung in vielen EU-Ländern und der drohenden US-Wahl. Aber ich würde es natürlich nicht unternehmen, so ein Programm zu organisieren, alle Mitwirkenden würden es trotz ihrer vielfachen Belastung nicht auf sich nehmen, wenn wir keine Hoffnung mehr hätten. Die da lautet: Belehrt uns bitte eines Besseren, lasst nicht nach und gebt den Faschisten keine Handbreit Boden.
„Geheimplan gegen Deutschland“.
Aufführung am Freitag, 15. März, 19 Uhr, im Saarbrücker Schlosskeller. Es spielen Anna Bernstein und Gerrit Bernstein vom Theater Überzwerg, Christine Münster
Domke (freie Schauspielerin/Theaterpädagogin) und Peter Tiefenbrunner (Schauspieler und Kabarettist). Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden gebeten, um die Kosten zu decken. Überschüsse gehen als Spende an Correctiv.