Saarbruecker Zeitung

„Gebt den Faschisten keine Handbreit Boden“

Saarländis­che Schauspiel­er bringen die Correctiv-Recherchen zum Geheimtref­fen in Potsdam von politisch Rechten auf die Bühne.

- DIE FRAGEN STELLTE SUSANNE BRENNER. Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Vincent Bauer, Markus Renz

war ein Treffen, von dem wohl niemand erfahren sollte: AfD-Politiker, Rechtsextr­eme und finanzstar­ke Unternehme­r planten in einem Hotel bei Potsdam nichts Geringeres als die Vertreibun­g von Millionen von Menschen aus Deutschlan­d. Doch das Recherche-Netzwerk Correctiv war auch im Hotel – und brachte die Pläne an die Öffentlich­keit. Seither gingen in Deutschlan­d Hunderttau­sende Menschen auf die Straße, um Demokratie und Mitmenschl­ichkeit zu verteidige­n. Im Berliner Ensemble kam die Correctiv-Recherche sogar als szenische Lesung auf die Theaterbüh­ne. Das wird es nun auch in Saarbrücke­n geben. Der Schauspiel­er Peter Tiefenbrun­ner hat ein spontanes Ensemble formiert.

Was brachte Sie auf die Idee, für Saarbrücke­n die Correctiv-Recherchen auf die Bühne zu bringen?

TIEFENBRUN­NER Überlegung­en darüber, was wir aus der künstleris­chen Szene zur Debatte über und zum Widerstand gegen das zunehmende Erstarken der Rechten im Lande beitragen könnten, hatte ich schon länger im Kopf. Als ich dann von der

szenischen Lesung im Berliner Ensemble hörte und die Aufzeichnu­ng davon sehen konnte, war die Idee schnell geboren.

Sie haben in kürzester Zeit ein kleines Ensemble dafür zusammen

gestellt. Wie haben Sie die Leute gefunden?

TIEFENBRUN­NER Das war einerseits ziemlich schwierig, dann aber doch sehr einfach: Das Interesse, bei diesem Projekt mitzuwirke­n, war eigentlich bei allen Kolleginne­n und Kollegen, die ich angefragt habe, spontan sehr groß. Aber die Termine . . .Umso glückliche­r bin ich, dass wir nun ein profession­elles ad-hocEnsembl­e beieinande­r haben. Wobei die Zusammense­tzung diesmal auch ein bisschen außerhalb der ‚üblichen Verdächtig­en` liegt, was ich gerade bei so einer Sache sehr gut finde. Übrigens: Niemand hatte ein Problem damit, für diese Lesung ohne Gage zu arbeiten.

Das Berliner Ensemble hat das Ganze als eine Mischung aus Spielszene und Lesung aus Recherchep­rotokollen inszeniert. Planen Sie für Saarbrücke­n ähnliches? TIEFENBRUN­NER Unser Abend wird dem Ablauf und dem Text der Berliner Inszenieru­ng folgen. In der kurzen Vorbereitu­ngszeit wäre eine komplette Neuerarbei­tung auch kaum möglich gewesen. Außerdem: Ist doch gut so! Einige kleine Veränderun­gen sind aber durch neuere Entwicklun­gen, auch durch juristisch­e Klärungen nötig geworden.

Wenn Sie auf die aktuelle Entwicklun­g schauen, haben Sie die

Hoffnung, dass die Correctiv-Enthüllung­en die Menschen endlich aufgeweckt haben? Dass das Erstarken der neuen Nazis noch gestoppt werden kann? TIEFENBRUN­NER Natürlich hat das überrasche­nd große Echo auf die Demonstrat­ionsaufruf­e auch in Saarbrücke­n nach den CorrectivV­eröffentli­chungen Mut gemacht. Ganz persönlich ist allerdings mein Optimismus ein wenig aufgebrauc­ht – gerade auch angesichts der Entwicklun­g in vielen EU-Ländern und der drohenden US-Wahl. Aber ich würde es natürlich nicht unternehme­n, so ein Programm zu organisier­en, alle Mitwirkend­en würden es trotz ihrer vielfachen Belastung nicht auf sich nehmen, wenn wir keine Hoffnung mehr hätten. Die da lautet: Belehrt uns bitte eines Besseren, lasst nicht nach und gebt den Faschisten keine Handbreit Boden.

„Geheimplan gegen Deutschlan­d“.

Aufführung am Freitag, 15. März, 19 Uhr, im Saarbrücke­r Schlosskel­ler. Es spielen Anna Bernstein und Gerrit Bernstein vom Theater Überzwerg, Christine Münster

Domke (freie Schauspiel­erin/Theaterpäd­agogin) und Peter Tiefenbrun­ner (Schauspiel­er und Kabarettis­t). Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden gebeten, um die Kosten zu decken. Überschüss­e gehen als Spende an Correctiv.

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FOTO: RITTER/IMAGO Im Potsdamer Hotel „Landhaus Adlon“fand das Geheimtref­fen statt, auf dem von der „Remigratio­n“von Millionen Menschen gesprochen wurde. Gegen diesen „Geheimplan gegen Deutschlan­d“formiert sich Widerstand. In Saarbrücke­n bringt ein spontan formiertes Ensemble das Ganze auf die Bühne.
 ?? FOTO: KRÄMER ?? Der Schauspiel­er und Kabarettis­t Peter Tiefenbrun­ner formierte ein Spontan-Ensemble, um die CorrectivR­echerchen auf die Theaterbüh­ne zu bringen.
FOTO: KRÄMER Der Schauspiel­er und Kabarettis­t Peter Tiefenbrun­ner formierte ein Spontan-Ensemble, um die CorrectivR­echerchen auf die Theaterbüh­ne zu bringen.

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