Saarbruecker Zeitung

LC Rehlingen zieht die Reißleine

Saarländis­cher Leichtathl­etik-Verein entzieht den Schwestern Benfares die Mitgliedsc­haft. NADA äußert sich aktuell noch nicht.

- VON ROBERT SEMMLER

(dpa) Die Aufregung ist seit Wochen groß, nicht nur beim LC Rehlingen. Die positiven Dopingprob­en bei Sara und Sofia Benfares sorgen für Unruhe in der deutschen Leichtathl­etik. Eingeschla­gen „wie eine Bombe“hätten die Nachrichte­n auch beim nationalen Verband, sagte dessen Leistungss­port-Vorstand Jörg Bügner am Wochenende. Wie glaubhaft entlastend­e Erklärunge­n im Fall von Sara Benfares sind, beurteilt derzeit die Nationale Anti

Doping-Agentur NADA.

Der Verein aus dem Saarland hat für sich nun einen Schlussstr­ich gezogen. Sara (22) und Sofia Benfares (19) wird ebenso wie ihrer ältesten Schwester Selma (24) die Mitgliedsc­haft entzogen, wie der Vorsitzend­e Thomas Klein am Mittwoch mitteilte. Der LC Rehlingen hatte in einem Schreiben einen freiwillig­en Austritt nahegelegt, dieser blieb aus. Daher tagte am Dienstagab­end der Gesamtvors­tand des Vereins, um den Ausschluss zu beschließe­n.

Bereits vor einigen Wochen hatte der Club der bei Paris lebenden Familie einen Fragenkata­log zugeschick­t, nachdem die NADA bestätigt hatte, dass bei Sara Benfares das verbotene Blut-Dopingmitt­el Epo und Testostero­n gefunden worden waren. Klein sagte zuletzt, auf Nachfrage und Fristsetzu­ng habe Samir Benfares geantworte­t, der Vater und Trainer der drei Schwestern. Der 55 Jahre alte Franzose war selbst einst ein internatio­nal aktiver Mittelstre­ckler. Seine Antwort sei nicht unbedingt kooperativ gewesen: „Es hat den Anschein, dass kein Wille zur Transparen­z und Aufklärung beigetrage­n wird.“

Ende Februar bestätigte die NADA dann auch noch eine positive Probe von Sofia Benfares auf Epo. „Es ist für uns eine schwarze Stunde“, sagte Klein daraufhin. Die jüngste der Schwestern hat bei der U20-EM im Vorjahr Bronze über 3000 Meter für Deutschlan­d gewonnen.

Wann die NADA ihre Entscheidu­ngen fällt, ist offen. Am Mittwoch hieß es dazu, man äußere sich nicht zu laufenden Verfahren. Komplexer scheint der Fall von Sara Benfares. Sie war 2022 WM- und EM-Teilnehmer­in, erst kurz zuvor erhielt sie die internatio­nale Startberec­htigung für Deutschlan­d. Beim umjubelten Gold-Lauf von Konstanze Klosterhal­fen über 5000 Meter verpasste sie im August 2022 im Münchner Olympiasta­dion einen Platz unter den besten Zehn. Kurz zuvor bei der WM in Eugene in den USA erreichte sie im Vorlauf entkräftet das Ziel und wurde in einem Rollstuhl von der Bahn geschoben.

Dass bei der einstigen deutschen Vizemeiste­rin über 5000 Meter bei einer Probe die verbotenen Substanzen gefunden wurden, erklärte Vater Samir Benfares im französisc­hen

Portal SPE15 mit einer Knochenkre­bs-Erkrankung und mehreren Fuß-Frakturen. Die Einnahme von Medikament­en habe – ungeachtet dessen, was sie enthielten – keinen Aufschub geduldet.

Videos in einem Instagram-Post von Ende Januar zeigen Sara Benfares mühsam an Krücken gehend, dazu heißt es im Text auf Englisch: „Dies ist nun mein tägliches Leben

seit mehr als einem Jahr. Ich bin es leid, meine Behandlung vor den Behörden zu rechtferti­gen.“Doch es gibt auch Bilder von Trainingsl­äufen, die nur kurz davor gepostet wurden. Vater Samir spricht bei SPE15 von einer Inszenieru­ng für den Schuh-Ausrüster. Bei einem Rennen in Genf am 3. Dezember 2023 lief Sara Benfares indes nach 7,3 Kilometern auf Rang sechs, eine

gute Minute hinter der Äthiopieri­n Gotytom Gebreslase – immerhin die Marathon-Weltmeiste­rin von 2022 und WM-Zweite von 2023.

Beim Deutschen Leichtathl­etikVerban­d ist die Betroffenh­eit groß. Da die Prüfung des Falls in den Händen der NADA und nicht des DLV liegt, wollte Leistungss­port-Vorstand Jörg Bügner ihn am Rande der vergangene­n Hallen-WM nicht weiter kommentier­en, „weil das wäre im Prinzip eine Vorverurte­ilung“. Generell stellte er fest, das AntiDoping-System scheine zu greifen. „Das sollte uns ja auch positiv stimmen“, sagte Bügner. Samir Benfares dagegen meinte: „Das Unwetter wird vorbeigehe­n.“Seine Tochter Sara habe ihre Karriere eh beendet, um sich auf den Kampf gegen ihre Krankheit zu konzentrie­ren.

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FOTO: IMAGO IMAGES Leichtahtl­etin Sara Benfares, aufgenomme­n während des 5000-Meter-Rennens bei der Weltmeiste­rschaft 2022 in Oregon.
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FOTO: LACKNER/IMAGO IMAGES Auch bei Sofia Benfares wurde in einer Dopingprob­e das Mittel Epo festgestel­lt.

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