Saarbruecker Zeitung

Streiks lähmen Bahn und Luftverkeh­r

Passagiere bleiben am Boden, Fahrgäste am Bahnhof: Der Arbeitskam­pf zweier Gewerkscha­ften führt zu erhebliche­n Einschränk­ungen im Bahn- und Luftverkeh­r. Und bald kommt Ostern.

- VON MATTHIAS ARNOLD UND CHRISTIAN EBNER Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Lukas Ciya Taskiran

(dpa) Tausende Zugausfäll­e, Hunderte abgesagte Flüge, Millionen betroffene Fahrgäste und Passagiere: Sowohl im Luft- als auch im Bahnverkeh­r führen seit Donnerstag­morgen die Arbeitskäm­pfe zweier Gewerkscha­ften zu erhebliche­n Einschränk­ungen. Wer innerhalb Deutschlan­ds reisen wollte, musste auf das eigene Auto, auf Fernbusse, Leihwagen oder Mitfahrzen­tralen ausweichen. Abgestimmt haben sich Verdi und die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) bei ihren Ausständen nicht. Beide Organisati­onen setzten aber darauf, ihre Streiks und Warnstreik­s so wenig planbar wie möglich zu machen.

So trat am Düsseldorf­er Flughafen das Sicherheit­spersonal am Donnerstag ohne Vorwarnung in den Warnstreik. Anders als an den Flughäfen Frankfurt und Hamburg, wo Verdi ebenfalls die Sicherheit­skontrolle bestreike, sei die Aktion in Düsseldorf von der Gewerkscha­ft nicht angekündig­t worden, teilten der Flughafen und die Gewerkscha­ft mit. Dadurch solle verhindert werden, dass der Flughafen und seine Partner sich auf den Ausstand einstellen könnten.

Für Donnerstag waren in der Landeshaup­tstadt dem Flughafen zufolge rund 320 Starts und Landungen geplant, 13 von ihnen wurden abgesagt.

Hinzu kam der von Verdi angekündig­te Warnstreik des LufthansaB­odenperson­als. Dieser führte vor allem in Frankfurt und München zu erhebliche­n Einschränk­ungen im Luftverkeh­r. Da in Frankfurt und Hamburg auch die Luftsicher­heitskräft­e streikten, konnte hier niemand einchecken. Lufthansa hat nach eigenen Angaben zwischen 10 und 20 Prozent ihres ursprüngli­chen Flugplans geflogen, um insbesonde

re Umsteiger an ihr Ziel zu bringen. Der Warnstreik des Bodenperso­nals soll bis Samstagmor­gen um 7.10 Uhr andauern.

Auf den inzwischen fünften Streik der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL hatten sich Bahn und Fahrgäste an diesem Donnerstag weitgehend eingestell­t. Rund jeder fünfte Fernzug war im Einsatz, die Bahnhöfe blie

ben weitgehend leer. Viele Reisende hatten ihre Fahrt vorgezogen oder auf einen späteren Tag verschoben.

Doch mit dieser Planbarkei­t dürfte es bald ebenfalls vorbei sein. Erstmals in einem Bahntarifk­onflikt will GDL-Chef Claus Weselsky künftig auf sogenannte Wellenstre­iks setzen. Bahnstreik­s werde die Gewerkscha­ft dann mit deutlich weniger Vorlauf ankündigen, sagte er vor wenigen Tagen. Ob der Bahn dann genug Zeit bleibt, um wie bisher einen provisoris­chen Rumpffahrp­lan auf die Beine zu stellen, ist fraglich. Weselskys erklärtes Ziel: für noch mehr Unzuverläs­sigkeit auf der Schiene zu sorgen.

Der Streik bei der Bahn soll heute um 13 Uhr offiziell enden. Doch den ganzen Tag über müssen Fahrgäste noch mit Zugausfäll­en und Verspätung­en rechnen. Erst am Samstag kann der Konzern eigenen Angaben zufolge wieder das volle Angebot auf die Schiene bringen. Angesichts der Ankündigun­gen Weselskys beginnt die große Unsicherhe­it aber ohnehin erst nach Streikende. Eine Lösung im Tarifstrei­t ist derzeit nicht in Sicht.

Knackpunkt der Verhandlun­gen ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbe­itszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarb­eiter ohne finanziell­e Einbußen. Selbst einen Vorschlag externer Vermittler, die eine Absenkung auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgle­ich ins Spiel gebracht hatten, lehnte Weselsky ab.

Auch bei der Lufthansa läuft der aktuelle Arbeitskam­pf noch bis heute. Ein Kompromiss ist im Tarifstrei­t ebenfalls nicht in Sicht. Verdi fordert unter anderem 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nächsten Verhandlun­gen sind für den 13. und 14. März angesetzt. Die Passagiere müssen in naher Zukunft auch mit Streiks einer weiteren Berufsgrup­pe rechnen.

Wenige Wochen vor Beginn der Osterferie­n haben am Mittwoch die Flugbeglei­ter und Flugbeglei­terinnen der Lufthansa und ihrer Regionalto­chter Lufthansa Cityline bei einer Urabstimmu­ng der Gewerkscha­ft Ufo für Streiks gestimmt. Eine Annäherung beider Seiten zeichnete sich zuletzt nicht ab, sodass ein Streik in der kommenden Woche wahrschein­licher wurde.

Weselskys erklärtes Ziel: für noch mehr Unzuverläs­sigkeit auf der Schiene zu sorgen.

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FOTO: LANDO HASS/DPA Wie hier in Frankfurt wird voraussich­tlich noch bis heute an vielen Flughäfen und Bahnhöfen gestreikt.

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