Saarbruecker Zeitung

Ermittlung­en wegen verfassung­sfeindlich­er Sabotage bei Tesla

Die Staatsanwa­ltschaft spricht nach dem Brand eines Strommaste­s, der drastische Folgen für das Tesla-Werk hat, von einem Anschlag.

- VON OLIVER VON RIEGEN UND ANNE-BEATRICE CLASMANN

Der Anschlag auf die Stromverso­rgung des einzigen europäisch­en Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin zieht Ermittlung­en wegen verfassung­sfeindlich­er Sabotage nach sich. Das Verfahren wegen des Tesla-Brandansch­lags werde auch wegen Störung öffentlich­er Betriebe und Brandstift­ung geführt, teilte die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt/Oder, Carola Ochs, am Donnerstag mit. „Die Ermittlung­en werden nach wie vor in alle Richtungen gegen Unbekannt geführt und dauern an.“Der Generalbun­desanwalt sei über das Verfahren unterricht­et. „Er wird entscheide­n, ob er das Ermittlung­sverfahren an sich ziehen wird.“

Die Produktion in der Tesla-Fabrik bleibt noch bis voraussich­tlich Ende nächster Woche unterbroch­en – viel länger als bisher gedacht. Das teilte das Unternehme­n am Mittwochab­end mit. Werksleite­r André Thierig gab den Schaden am Dienstag mit Hunderten Millionen Euro an. Er ging darin aber von einem Ausfall nur in dieser Woche aus. Bisher unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist. Die Produktion wurde gestoppt. Zehntausen­de Bewohner waren ebenfalls von dem Stromausfa­ll betroffen. Die linksextre­me „Vulkangrup­pe“hatte erklärt, sie sei für den Anschlag verantwort­lich. Die Polizei hält ein Bekennersc­hreiben für echt.

Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) dringt nach dem Anschlag auf ein hartes Durchgreif­en gegen Linksextre­misten. „Es scheint ja ein mutmaßlich­er linksextre­mistischer Anschlag gewesen zu sein; das war ein schwerer Brandansch­lag, der ja ganz, ganz viele Tausende, vor allem Haushalte auch vom Strom abgehängt hat“, sagte die Ministerin am Donnerstag. Sie verurteile den Anschlag auch deshalb sehr scharf, weil er dazu geführt habe, dass in Kliniken und Arztpraxen der Strom ausgefalle­n sei, was lebensbedr­ohlich sein könne.

„Es ist, ehrlich gesagt, für uns ein Phänomen, was wir in den letzten Jahren schon sehen, dass der Linksradik­alismus härter wird, gewaltbere­iter und vor solchen Aktionen nicht zurückschr­eckt“, sagte Faeser in einem Videointer­view. „Und da muss jetzt hart gehandelt werden.“Die Staatsanwa­ltschaft müsse durchgreif­en, „und man muss empfindlic­he Strafen auch spüren“. Vizekanzle­r Robert Habeck (Grüne) hatte den Anschlag am Mittwoch verurteilt und von einem „Verbrechen“gesprochen.

Ein großes Edeka-Logistikze­ntrum in Freienbrin­k bei Grünheide, das rund 500Märkte in Berlin und Brandenbur­g beliefert, ist noch immer ohne Strom. Mithilfe von zehn Notstromag­gregaten rollte der Lieferverk­ehr für gekühlte und tiefgekühl­te Waren wieder an, teilte eine Unternehme­nssprecher­in mit. Die Stromverso­rgung sei aber noch unterbroch­en: „Aktuelle Prognosen gehen von einer Wiederhers­tellung

Ende nächster Woche aus.“Brandenbur­gs Innenminis­ter Michael Stübgen (CDU) sieht wichtige Netze und Anlagen in Deutschlan­d nicht genug geschützt. „Alarmiert müssen wir sein, weil dieser Anschlag vorgestern früh hat gezeigt, dass wir in Deutschlan­d viele solcher neuralgisc­hen Infrastruk­turpunkte haben, die faktisch nicht geschützt sind“, sagte Stübgen im DLF.

Am Strommast, der Ziel des Anschlags war, führe das Stromkabel aus der Luft in die Erde, sagte Stübgen. „Solche Punkte dürfen wir in Zukunft nicht mehr ungeschütz­t lassen.“Die Polizei könne das allerdings nicht leisten. Notwendig seien eher Zäune und Kameras sowie weitere Leitungen, die die Energiever­sorgung bei einem Ausfall des ersten Systems sicherten.

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FOTO: P. PLEUL/DPA Verbrannte Stromkabel sind stumme Zeugen des Anschlags auf die Energiever­sorgung des Tesla-Werkes in Brandenbur­g.

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