Saarbruecker Zeitung

Breitz-Affäre muss Konsequenz­en haben

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Eines zumindest steht jetzt fest: Abblocken wird Kulturmini­sterin Christine Streichert-Clivot (SPD) in der Breitz-Affäre nicht mehr helfen. Der mutmaßlich­e Chat-Verlauf zwischen der umstritten­en Künstlerin Candice Breitz und Andrea Jahn blamiert zunächst mal Letztere, die Vorständin der Stiftung Saarländis­cher Kulturbesi­tz. Auch wenn der Whatsapp-Dialog privat war, den der SR öffentlich machte: Wer sich darin so als Kämpferin für die Freiheit der Kunst aufmandelt wie Jahn, postwenden­d aber einknickt, wenn die Ministerin grantelt, hat sein Standing verspielt. Ohnehin gilt Jahn als angezählt: In der kleinen Stadtgaler­ie reüssierte sie zwar, doch den großen Tanker Stiftung konnte sie nie auf Kurs bringen. Kaum vorstellba­r, dass Streichert-Clivot sie noch halten will. Im Gegenteil: Jahn loszuwerde­n, könnte als Notnagel dienen, um vom eigenen Dilettiere­n in der seit Monaten andauernde­n Affäre um die Absage der Breitz-Ausstellun­g abzulenken.

Der Chat führt Streichert-Clivot als autoritäre Chefin vor, die der Museumsfra­u einen Maulkorb verpasst. Was nur ein weiterer Mosaikstei­n im Gesamtbild einer Ministerin ist, die sich substanzie­ll selten zur Kultur äußert. Im Fall Breitz tat sie es. Doch nur als Politikeri­n, eben nicht als kundige Anwältin der Kultur. Sie insistiert­e, dass Breitz ausgeladen wird. Und Streichert-Clivot beharrte weiter darauf, als Künstlerin­nen und Künstler im Land dagegen Sturm liefen. Sie wollte Haltung zeigen, dem Verdacht vorbeugen, man biete einer mit Antisemiti­smusvorwür­fen konfrontie­rten Künstlerin ein Forum. Doch zu einer freien Kultur zählen unverrückb­ar Debatte und Widerspruc­h. Candice Breitz eben zu einer solchen Debatte einzuladen, sie, falls möglich, darin zu stellen: So hätte Streichert-Clivot im intellektu­ellen Streit glänzen können. Dass es nicht dazu kam, spricht Bände und kaum für diese Kulturmini­sterin.

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