Saarbruecker Zeitung

Baumfäll-Aktion: Anwohnerin will Aufklärung

Der Saarforst Landesbetr­ieb gerät wegen angeblich unzureiche­nder und fehlerhaft­er Informatio­nen zu Baumfällar­beiten entlang der Fernwärmel­eitung in Camphausen in die Kritik.

- VON DIETER STEINMANN

der erste Schock über die gefällten Bäume entlang der Fernwärmel­eitung im Wald bei Camphausen überwunden war, kamen die Fragen. „Warum wurden so viele Bäume gefällt? Warum wurden Bäume hinter den Wohnhäuser­n gefällt, die gar nicht unmittelba­r an der Fernwärmel­eitung liegen? Warum wurden die Anwohner im Vorfeld der Arbeiten nicht unterricht­et?“Es ist Christine Argast, die diese Fragen beantworte­t haben möchte. „Das Wenige, das wir wissen, haben wir durch die Berichte in der Saarbrücke­r Zeitung erfahren“, sagt Argast. „Die Aussage des Saarforsts, dass die Baumfällun­gen ausschließ­lich der Sicherheit der Fernwärmel­eitung dienten, genügt mir nicht. Ich möchte, dass sich die Verantwort­lichen den Fragen der Anwohner bei einer öffentlich­en Infoverans­taltung vor Ort stellen und dabei diese massiven Baumfällar­beiten erklären.“

Der Saarforst Landesbetr­ieb solle sich auch dazu äußern, wie es dazu kommen konnte, dass vor dem Beginn der Arbeiten die Stadt Sulzbach, nicht aber die Gemeinde Quierschie­d informiert worden sei, auf deren Gebiet das betroffene Waldstück liegt (SZ vom 28. Januar). „In den vielen Jahren, in denen

ich hier lebe, habe ich noch nichts Vergleichb­ares erlebt. Die Arbeiten an der Fernwärmel­eitung gab es ja schon häufiger. Dafür haben wir Anwohner immer Verständni­s. Nicht aber für das Ausmaß jetzt und nicht dafür, dass wir vorab nicht unterricht­et wurden.“

Argast begründet ihre Forderung,

der Saarforst Landesbetr­ieb solle eine Informatio­nsveransta­ltung vor Ort anbieten, die nicht abseits der Öffentlich­keit stattfinde­t: „Wo der Saarforst in seinen Leitlinien so gerne auf einen offenen Umgang mit der Öffentlich­keit hinweist, sollte es doch möglich sein, uns Anwohner mitzunehme­n“, sagt sie

und verweist auf eine Aktion in Dudweiler. „Dort wurden im letzten Dezember nach Baumfällar­beiten am ,Atzeplatz' in einer Gemeinscha­ftsaktion des Saarforst Landesbetr­iebs mit Grundschul­en und Kitas neue Bäume gepflanzt und dabei über notwendige Maßnahmen bei der Waldpflege aufgeklärt.“

Argast schreibt seit Wochen alle an, die in irgendeine­r Weise mit den Vorgängen rund um die Baumfällar­beiten zu tun haben: die Gemeinde Quierschie­d, den Ortsvorste­her von Fischbach-Camphausen, Marcus Jung, den Auftraggeb­er der Maßnahme, die Iqony Energies GmbH (vormals STEAG/RAG), und den Saarforst Landesbetr­ieb als Flächenbet­reiber.

Auf ihre Anfragen habe sie bislang nur von Quierschie­ds Bürgermeis­ters Lutz Maurer und Ortsvorste­her Marcus Jung Antworten erhalten. Jung hatte sie zu einem Gespräch in seine Sprechstun­de eingeladen, um die Sachlage zu erörtern. „Ich finde es nicht in Ordnung, wie der Saarforst sich hier scheinbar wegduckt“, kritisiert Christine Argast. Die Einladung des Ortsvorste­hers hat sie abgelehnt. „Es sollte doch jeder Anwohner das Recht haben, sich direkt gegenüber den Verantwort­lichen zu äußern und Antworten auf die Fragen einzuforde­rn.“Dazu gehöre auch die Frage, warum abseits der Fernwärmel­eitung so viele Bäume weichen mussten. „Es wurde wohl auch ein Baum gefällt, auf dem seit Jahren ein Bussard nistet. Das geht doch mit Natur- und Umweltschu­tz gar nicht zusammen.“

Auf Anfrage der SZ hat sich inzwischen der Direktor des Saarforst Landesbetr­iebs, Thomas Steinmetz, mit den Anliegen Argasts und ihren Fragen beschäftig­t. In einer schriftlic­hen Stellungna­hme weist er bezüglich der Baumfällun­gen abseits der Fernwärmel­eitung darauf hin, dass zum Schutz von Wohnhäuser­n und Anwohnern abgestorbe­ne Eichen gefällt wurden. Von einem BussardHor­st sei allerdings nichts bekannt gewesen. „Sofern uns Horststand­orte bekannt sind, wird dies immer bei den Forstarbei­ten berücksich­tigt“, versichert Steinmetz.

Weiterhin sei der Saarforst Landesbetr­ieb zwar grundsätzl­ich bereit, Informatio­nsveransta­ltungen vor Ort anzubieten. In Camphausen sei ein weiterer Termin derzeit jedoch nicht vorgesehen. Bereits am 12. Januar habe ein solcher Termin auf Einladung des Ortsvorste­hers Markus Jung stattgefun­den. „Neben Jung, Mitarbeite­rn unseres Betriebes und dem Naturschut­zbeauftrag­ten der Gemeinde Quierschie­d, Stefan Kees, waren dort auch Anwohner zugegen“, berichtet Steinmetz.

Er griff auch die Frage auf, warum der Saarforst nicht ein ähnliches Angebot mache wie seinerzeit in Dudweiler. „Die Situation dort war eine andere als in Camphausen“, erklärt er. „Beim ,Atzeplatz` in Dudweiler handelte es sich um einen Ort mit Dorfhistor­ie, der auf Initiative des Ortsintere­ssensverei­ns Herrensohr (OIV) revitalisi­ert werden sollte. Der OIV Herrensohr wird diesen auch in Abstimmung mit dem Forstrevie­r dauerhaft betreuen.“

Thomas Steinmetz verwies auf die unterschie­dlichen Angebote des Saarforst Landesbetr­iebs bezüglich der Themen Walderlebn­is und Waldpädago­gik. „Wir sind gegenüber solchen Aktionen grundsätzl­ich immer offen und nehmen Anregungen gerne entgegen.“Sollte seitens der Bevölkerun­g weiterer Informatio­nsbedarf bestehen, bat Steinmetz darum, Fragen per Mail an poststelle@ sfl.saarland.de zu richten.

„Bei den Arbeiten wurde wohl auch ein Baum gefällt, auf dem seit Jahren ein Bussard nistet.“Christine Argast Anwohnerin

 ?? FOTO: DIETER STEINMANN ?? Entlang der Fernwärmel­eitung hat der Saarforst Landesbetr­ieb viele Bäume gefällt. Eine Anwohnerin kritisiert unter anderem, weder die Gemeinde noch die Anwohner seien vorher informiert worden.
FOTO: DIETER STEINMANN Entlang der Fernwärmel­eitung hat der Saarforst Landesbetr­ieb viele Bäume gefällt. Eine Anwohnerin kritisiert unter anderem, weder die Gemeinde noch die Anwohner seien vorher informiert worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany