Saarbruecker Zeitung

Land unterstütz­t die „Stadtteilm­ütter“

Das Völklinger Quartier „ Nördliche Innenstadt“erhält 138 000 Euro aus dem Städtebauf­örderprogr­amm „ Sozialer Zusammenha­lt“. Damit wird der Fortbestan­d der „ Stadtteilm­ütter“bist Ende 2026 garantiert, aber auch danach soll’s weitergehe­n.

- VON MARCO REUTHER

Etwa 4000 Menschen leben in der „Nördlichen Innenstadt“in Völklingen. Das ein oder andere Haus mag grau und sanierungs­bedürftig sein, das Einwohners­pektrum ist dagegen bunt: Da gibt es neben den Deutschen auch Türken und Kurden – deren Familien meist schon länger hier leben –, zudem neuere Zuwanderer wie Syrer und Ukrainer; wachsend sind die Gruppe der Bulgaren und Rumänen, dazu gibt es noch kleinere Gruppen.

Das breite Spektrum spiegelt sich auch in den zwölf „Stadtteilm­üttern“wider – vier mehr als noch vor zwei Jahren. Die Frauen helfen Familien mit Migrations­hintergrun­d nicht zuletzt bei Sprachprob­lemen, etwa bei Briefen, dem Ausfüllen von Unterlagen und Behördengä­ngen, bei Arztbesuch­en und bei Schultheme­n; aushelfen können sie dabei in einigen Sprachen: Türkisch, Kurdisch, Arabisch (auch in Syrien gesprochen), Russisch, Bulgarisch, Persisch und Italienisc­h.

Die Stadtteilm­ütter, eng vernetzt mit anderen Organisati­onen wie etwa Caritas und Arbeiterwo­hlfahrt, sind allesamt gestandene Frauen, die sich vor Ort auskennen und

selbst einen Migrations­hintergrun­d haben, also „authentisc­h sind und wissen, wo sie herkommen“, wie es Innenminis­ter Reinhold Jost (SPD) am Mittwochna­chmittag formuliert­e. Eine Würdigung ihrer Arbeit gab es da, im Stadtteilt­reff, in klingender Münze aus der Landeskass­e, in Form eines symbolisch­en Schecks, den der Minister überbracht­e. Die 138 000 Euro aus dem Städtebauf­örderprogr­amm „Sozialer Zusammenha­lt“sichern den Fortbestan­d des Projektes zur Unterstütz­ung von

Menschen mit Migrations­hintergrun­d bis Ende 2026. Zudem machte Jost Hoffnung, dass das Projekt, trotz knapper Kassen des Landes, auch nach 2026 weitergefö­rdert werde.

Stadtteilm­anagerin Michaela Kawohl, seit Dezember 2019 im Amt, schilderte, dass das Projekt „Stadtteilm­ütter“seinen Anfang 2011 genommen hatte und ging auch, wie Minister Jost, auf die städtebaul­iche Entwicklun­g im Viertel ein. So hatte Jost daran erinnert, dass hier in den zurücklieg­enden Jahren insgesamt

etwa vier Millionen Euro geflossen seien, unter anderem in die Neugestalt­ung des Martin-Luther-Platzes. Der, so Michaela Kawohl, sei inzwischen ein Treffpunkt geworden, diene zudem schon als Veranstalt­ungsort für ein Stadtteilf­est, den Weihnachts­markt und im vorigen Jahr ebenso für einen Frauen-Flohmarkt. Auch Hoch- und Karlstraße hätten eine Aufwertung erfahren, seien heute grüner und verkehrsär­mer. Als weiteres Projekt hob sie den Interkultu­rellen Nachbar

schaftsgar­ten hervor – 14 Parzellen, bearbeitet von Menschen aus unterschie­dlichen Herkunftsl­ändern. In Planung seien zudem thematisch­e Stadtteilr­undgänge. Oberbürger­meisterin Christiane Blatt (SPD) hob die Bedeutung der Nördlichen Innenstadt für die gesamte Stadtentwi­cklung Völklingen­s hervor.

Jost, in dessen Ministeriu­m auch der Sport angesiedel­t ist, regte ein Sportproje­kt für junge Leute an, denn in diesem Bereich könne es auch Fördermögl­ichkeiten geben. Hier zeigten sich allerdings Auswirkung­en des aktuellen Personalma­ngels: Oberbürger­meisterin Blatt schilderte, dass das angedachte Projekt „Frauenschw­immen“schon deshalb bisher nicht zustande kam, weil es die Personalsi­tuation in Verbindung mit Schichtdie­nsten nicht möglich mache, kontinuier­lich eine Schwimmmei­sterin statt eines Schwimmmei­sters für das Frauenschw­immen abzustelle­n.

Einen gesellscha­ftlichen Wandel, den sie bemerkt hätten, schilderte­n sowohl Stadtteilm­utter Hana Barkou als auch die Völklinger Frauenbeau­ftragte Nicole Appel: Junge Migrantinn­en oder junge Frauen aus Familien mit Migrations­hintergrun­d seien heute nicht mehr „schüchtern“, wie man es einst in dieser Gruppe habe beobachten können, sondern oft deutlich offener und selbstbewu­sster.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Treffen mit einem Teil der zwölf „Stadtteilm­ütter“der Nördlichen Innenstadt Völklingen­s am Mittwochna­chmittag im Stadtteilt­reff in der Kreppstraß­e; von links: Maasouma Hussien, Azimeh Yousef, Innenminis­ter Reinhold Jost, Oberbürger­meisterin Christiane Blatt, Hana Barkou, Stadtteilm­anagerin Michaela Kawohl, Olga Schwarz, Frauenbeau­ftragte Nicole Appel, die Völklinger Landtagsab­geordnete Stephanie Meiser und Staatssekr­etär Torsten Lang.
FOTO: BECKERBRED­EL Treffen mit einem Teil der zwölf „Stadtteilm­ütter“der Nördlichen Innenstadt Völklingen­s am Mittwochna­chmittag im Stadtteilt­reff in der Kreppstraß­e; von links: Maasouma Hussien, Azimeh Yousef, Innenminis­ter Reinhold Jost, Oberbürger­meisterin Christiane Blatt, Hana Barkou, Stadtteilm­anagerin Michaela Kawohl, Olga Schwarz, Frauenbeau­ftragte Nicole Appel, die Völklinger Landtagsab­geordnete Stephanie Meiser und Staatssekr­etär Torsten Lang.
 ?? FOTO: HDK DUTT & KIST/M.KANY ?? Der Martin-Luther-Platz an der Versöhnung­skirche in der Nördlichen Innenstadt Völklingen­s. Hinter dem Kirchturm im Hintergrun­d ist das Neue Rathaus zu sehen.
FOTO: HDK DUTT & KIST/M.KANY Der Martin-Luther-Platz an der Versöhnung­skirche in der Nördlichen Innenstadt Völklingen­s. Hinter dem Kirchturm im Hintergrun­d ist das Neue Rathaus zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany