Land unterstützt die „Stadtteilmütter“
Das Völklinger Quartier „ Nördliche Innenstadt“erhält 138 000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm „ Sozialer Zusammenhalt“. Damit wird der Fortbestand der „ Stadtteilmütter“bist Ende 2026 garantiert, aber auch danach soll’s weitergehen.
Etwa 4000 Menschen leben in der „Nördlichen Innenstadt“in Völklingen. Das ein oder andere Haus mag grau und sanierungsbedürftig sein, das Einwohnerspektrum ist dagegen bunt: Da gibt es neben den Deutschen auch Türken und Kurden – deren Familien meist schon länger hier leben –, zudem neuere Zuwanderer wie Syrer und Ukrainer; wachsend sind die Gruppe der Bulgaren und Rumänen, dazu gibt es noch kleinere Gruppen.
Das breite Spektrum spiegelt sich auch in den zwölf „Stadtteilmüttern“wider – vier mehr als noch vor zwei Jahren. Die Frauen helfen Familien mit Migrationshintergrund nicht zuletzt bei Sprachproblemen, etwa bei Briefen, dem Ausfüllen von Unterlagen und Behördengängen, bei Arztbesuchen und bei Schulthemen; aushelfen können sie dabei in einigen Sprachen: Türkisch, Kurdisch, Arabisch (auch in Syrien gesprochen), Russisch, Bulgarisch, Persisch und Italienisch.
Die Stadtteilmütter, eng vernetzt mit anderen Organisationen wie etwa Caritas und Arbeiterwohlfahrt, sind allesamt gestandene Frauen, die sich vor Ort auskennen und
selbst einen Migrationshintergrund haben, also „authentisch sind und wissen, wo sie herkommen“, wie es Innenminister Reinhold Jost (SPD) am Mittwochnachmittag formulierte. Eine Würdigung ihrer Arbeit gab es da, im Stadtteiltreff, in klingender Münze aus der Landeskasse, in Form eines symbolischen Schecks, den der Minister überbrachte. Die 138 000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“sichern den Fortbestand des Projektes zur Unterstützung von
Menschen mit Migrationshintergrund bis Ende 2026. Zudem machte Jost Hoffnung, dass das Projekt, trotz knapper Kassen des Landes, auch nach 2026 weitergefördert werde.
Stadtteilmanagerin Michaela Kawohl, seit Dezember 2019 im Amt, schilderte, dass das Projekt „Stadtteilmütter“seinen Anfang 2011 genommen hatte und ging auch, wie Minister Jost, auf die städtebauliche Entwicklung im Viertel ein. So hatte Jost daran erinnert, dass hier in den zurückliegenden Jahren insgesamt
etwa vier Millionen Euro geflossen seien, unter anderem in die Neugestaltung des Martin-Luther-Platzes. Der, so Michaela Kawohl, sei inzwischen ein Treffpunkt geworden, diene zudem schon als Veranstaltungsort für ein Stadtteilfest, den Weihnachtsmarkt und im vorigen Jahr ebenso für einen Frauen-Flohmarkt. Auch Hoch- und Karlstraße hätten eine Aufwertung erfahren, seien heute grüner und verkehrsärmer. Als weiteres Projekt hob sie den Interkulturellen Nachbar
schaftsgarten hervor – 14 Parzellen, bearbeitet von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. In Planung seien zudem thematische Stadtteilrundgänge. Oberbürgermeisterin Christiane Blatt (SPD) hob die Bedeutung der Nördlichen Innenstadt für die gesamte Stadtentwicklung Völklingens hervor.
Jost, in dessen Ministerium auch der Sport angesiedelt ist, regte ein Sportprojekt für junge Leute an, denn in diesem Bereich könne es auch Fördermöglichkeiten geben. Hier zeigten sich allerdings Auswirkungen des aktuellen Personalmangels: Oberbürgermeisterin Blatt schilderte, dass das angedachte Projekt „Frauenschwimmen“schon deshalb bisher nicht zustande kam, weil es die Personalsituation in Verbindung mit Schichtdiensten nicht möglich mache, kontinuierlich eine Schwimmmeisterin statt eines Schwimmmeisters für das Frauenschwimmen abzustellen.
Einen gesellschaftlichen Wandel, den sie bemerkt hätten, schilderten sowohl Stadtteilmutter Hana Barkou als auch die Völklinger Frauenbeauftragte Nicole Appel: Junge Migrantinnen oder junge Frauen aus Familien mit Migrationshintergrund seien heute nicht mehr „schüchtern“, wie man es einst in dieser Gruppe habe beobachten können, sondern oft deutlich offener und selbstbewusster.