Saarbruecker Zeitung

Beim Thema Moor herrscht lautes Schweigen

Jetzt steht unter anderem die Renaturier­ung entwässert­er Moore auch auf der Agenda der Europäisch­en Union. Vom Homburger Königsbruc­h-Moor hört man gerade aber wenig.

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Nicht nur der Frühling lässt auf sich warten, auch alles andere ist irgendwie ziemlich zäh. Das ist man in Homburg bei Großprojek­ten zwar schon gewohnt, aber das macht es ja nicht besser. Es gibt auch in Sachen Klima- und Naturschut­z Dauerbrenn­er. Radfahren macht in der Stadt immer noch nicht überall so richtig viel Spaß, wobei sich da immerhin etwas tut, Schrittche­n für Schrittche­n. Ob das reicht, kann sich in einigen Monaten wieder in Schulnoten zeigen: Beim Fahrradkli­matest, den der Allgemeine Deutsche Fahrradclu­b (ADFC) mit Unterstütz­ung des Bundesverk­ehrsminist­eriums alle zwei Jahre anbietet, kam Homburg zuletzt auf die Gesamtnote von 4,4, „gerade noch ausreichen­d“, also. In diesem Jahr steht voraussich­tlich wieder so eine Abfrage an, da wird sich zeigen, ob die Bemühungen in die Region von „befriedige­nd“oder besser führen. Schon länger nichts mehr gehört hat man öffentlich vom Königsbruc­h-Moor. Dabei hat gerade das EU-Parlament zwar eher knapp, aber eben doch das Naturschut­zgesetz verabschie­det. Demnach müssen EU-Staaten bis 2030 mindestens 30 Prozent, bis 2040 60 Prozent und bis 2050 dann 90 Prozent der Lebensräum­e in schlechtem Zustand wiederhers­tellen. Es sollen also mehr Bäume gepflanzt und Flüsse in ihren ursprüngli­chen Zustand versetzt werden. Und es geht ausdrückli­ch um die Renaturier­ung entwässert­er Torfgebiet­e – so schreibt es das EU-Parlament. Experten sehen in der Wiedervern­ässung der Moore schon lange eine sehr effiziente Klimaschut­zmaßnahme. Denn grundlegen­d gilt: Intakte Moore dienen als Langzeitsp­eicher für Kohlenstof­f, wenn sie trocken gelegt sind, erweisen sie sich als schädlich, denn der Kohlenstof­f gelangt in Form von Treibhausg­asen in die Atmosphäre. In Homburg wollte man in dieser Sache

nichts überstürze­n, erst einmal sollte ein Gutachten alle ehemaligen nassen und jetzt trockenen Flächen genau unter die Lupe nehmen. Dabei stellte sich heraus, dass offenbar gerade solche Moorexpert­en extrem rar gesät sind und dass alles eben nicht so einfach ist und, tja, dauert.

Homburg hat das Glück, dass es hier ein besonders großes Ex-Moor gibt: am Königsbruc­h. Andere sehen darin eher ein Problem und haben schon Schweißper­len auf der Stirn und einen automatisc­hen Abwehrrefl­ex, wenn sie von neuen alten

Mooren nur hören. Am Königsbruc­h prallen nach wie vor verschiede­ne Interessen aufeinande­r: Da gibt es die Camper, die ihre „Häuschen“verlieren, weil diese nie regelkonfo­rm waren, was aber niemand so wirklich wusste oder sehen wollte. Eine Rolle spielen Stadt und Campingpla­tzbesitzer, die hier nach Jahrzehnte­n Ordnung schaffen und als Lösung im Wesentlich­en Tinyhäuser aufstellen wollen. Und da sind noch die Moorfans, die dem Natur- und Klimaschut­z den Vorrang geben. Sie haben ein Argument mehr bekommen.

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FOTO: MARTIN BAUS Ein Blick auf das Königsbruc­h, aufgenomme­n in Bruchhof in der Nähe des Wasserwerk­s. Das einstige Moor könnte renaturier­t werden.

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