Saarbruecker Zeitung

Was geschah mit Flug MH370?

Das Schicksal des Fluges MH370 ist eines der größten Rätsel der Luftfahrtg­eschichte. Das Wrack wurde nie gefunden. Aber für die Familien gibt es nach zehn Jahren einen Hoffnungss­chimmer – aus Texas.

- VON CAROLA FRENTZEN UND JOHANNES NEUDECKER

(dpa) Seit mehr als 3600 Tagen warten die Angehörige­n und Freunde von 239 Menschen aus 14 Ländern auf Antworten. Aber bislang bleibt das Verschwind­en des Fluges MH370 der Malaysia Airlines auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking am 8. März 2014 ein Rätsel. Zum zehnten Jahrestag des Mysteriums gibt es nun wieder einen Hoffnungss­chimmer für die Familien, inmitten aller Spekulatio­nen endlich Gewissheit zu bekommen.

Vor wenigen Tagen kündigte der malaysisch­e Verkehrsmi­nister Anthony Loke an, dass die Suche nach der Maschine möglicherw­eise wieder aufgenomme­n werde. Demnach hat die US-Spezialfir­ma Ocean Infinity eine weitere Suchaktion angeboten, die nur bezahlt werden müsse, falls das Unternehme­n fündig werde. „Das Verkehrsmi­nisterium ist bereit, Ocean Infinity nach Malaysia einzuladen, um den Vorschlag ‚Kein Fund, keine Bezahlung` zu diskutiere­n“, betonte Loke.

Dank neuester Forschungs­ergebnisse und modernster Technologi­en gebe es Fortschrit­te bei der Lösung des Rätsels. Details und einen genauen Zeitrahmen nannte er aber nicht. Sobald der endgültige Vorschlag von Ocean Infinity vorliege, werde er dem Kabinett zur Genehmigun­g vorgelegt, erklärte der Minister und fügte hinzu: Er hoffe, dass das Flugzeug endlich lokalisier­t werden könne, damit die Wahrheit nach den langen Jahren der Ungewisshe­it ans Licht komme.

Ein Rückblick: Die Boeing 777 hebt am späten Abend problemlos vom internatio­nalen Flughafen in Kuala Lumpur ab. Um 1.19 Uhr ist der erfahrene Kapitän Zaharie Ahmad

Shah zum letzten Mal aus dem Cockpit zu hören: „Good night, Malaysian Three Seven Zero.“Kurz darauf wird der Transponde­r abgeschalt­et – ein

Gerät, das der Flugsicher­ung am Boden Daten zur Erkennung übermittel­t. Wer den Aus-Knopf drückt und warum, ist bis heute ungeklärt.

Etwa zwei Stunden nach dem Start verschwind­et das Flugzeug von den letzten Radarschir­men. Sieben Stunden lang empfängt ein Satellit dann noch sogenannte Ping-Signale von der Maschine. Etwa so lange dauert es, bis der Tank leer gewesen wäre.

An Küsten entlang des Indischen Ozeans werden später Trümmertei­le angeschwem­mt. Vom Hauptrumpf des Flugzeugs, den Insassen und dem Flugrekord­er fehlt aber jede Spur. Malaysia, China und Australien starten eine zwei Jahre lange Unterwasse­rsuche, die 2017 ergebnislo­s abgebroche­n wird. Eine damalige Suchaktion von Ocean Infinity bringt ebenfalls keine Ergebnisse. Vermutet wird aber weiterhin, dass die Boeing ins Meer gestürzt ist und jetzt irgendwo in großer Tiefe auf Grund liegt.

Mit mehr als 150 Passagiere­n war die Zahl von Menschen aus China unter den Opfern am höchsten. Viele Opfer stammen auch aus Malaysia (50) sowie aus Indonesien (7) und Australien (6). In Peking, wo die Maschine nie ankam, gab es in den Jahren nach dem Unglück immer wieder Proteste von Hinterblie­benen. Einige wollten der Darstellun­g nicht folgen, die Maschine sei verschwund­en, und hofften, sie sei an einen unbekannte­n Ort gebracht worden.

Im November vergangene­n Jahres startete ein Gerichtsve­rfahren in der chinesisch­en Hauptstadt. Die Hinterblie­benen klagen dort auf Schadeners­atz. Die Airline hat bereits Geld gezahlt, in den Augen mancher wohl zu wenig. Was die Kläger erreichen können, ist unklar. In anderen Staaten wiesen Gerichte solche Verfahren bereits mit der Begründung ab, dass derartige Klagen in Malaysia verhandelt werden müssten.

Weil von der Maschine jeder Spur fehlte und die Suchteams keine Absturzste­lle fanden, wurde lange viel und in alle Richtungen spekuliert, was damals geschah. Erklärvers­uche aller Art machten sich im Internet breit: Von Entführung über einen Suizid des Piloten bis hin zu einem Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte, war alles dabei. Ein Gerücht hielt sich besonders hartnäckig: Die Maschine könne absichtlic­h oder aus Versehen von Militärs abgeschoss­en worden sein, hieß es. Für keine der Theorien fanden sich Beweise.

Von Entführung über einen Suizid des Piloten bis hin zu einem Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte, war alles an Gerüchten dabei.

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FOTO: VINCENT THIAN/AP/DPA Noch immer sind viele Fragen zum Schicksal des Flugs MH370 offen, auch für die Angehörige­n.

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