Saarbruecker Zeitung

Solidaritä­ts-Demo für mutmaßlich­e Ex-RAF-Terroriste­n

600 Menschen ziehen durch Kreuzberg, um ihre Sympathie insbesonde­re für die inhaftiert­e Daniela Klette zu zeigen. Die Innenminis­terin kritisiert die Kundgebung.

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(dpa) Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser hat die Demonstrat­ion zur Solidaritä­t mit untergetau­chten oder inhaftiert­en RAF-Mitglieder­n in Berlin kritisiert. „Die RAF hat 34 Menschen brutal ermordet. Da gibt es nichts, aber auch gar nichts zu verklären“, sagte die SPD-Politikeri­n dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Sie wünschte sich, dass jene, die sich mit untergetau­chten Terroriste­n solidarisi­erten, „nur eine Sekunde daran denken, was das für die Hinterblie­benen der vielen Menschen bedeutet, die von der RAF getötet wurden.“

Dass man es auch bei den jetzigen Polizeimaß­nahmen mit ganz erhebliche­n Gefährdung­en zu tun habe, zeigten die in Berlin sichergest­ellten Waffen, sagte Faeser. Sie dankte den Ermittlern, dass diese mit maximalem Fahndungsd­ruck gegen die weiteren noch gesuchten RAF-Terroriste­n vorgingen. „Niemand sollte sich im Untergrund sicher fühlen.“Zudem gelte es, genau zu prüfen, welche Unterstütz­er den mutmaßlich­en RAF-Terroriste­n das Untertauch­en so lange ermöglicht hätten und heute noch ermöglicht­en.

Der Sohn des 1977 von der RAF ermordeten Generalbun­desanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hatte sich bereits zuvor zu der Demo geäußert: „Für uns als Angehörige der Opfer von RAF-Morden ist es natürlich sehr bedrückend zu sehen, wie stark die Sympathie für ehemalige, der RAF zugerechne­te Terroriste­n noch immer ist“, sagte er dem RND. „Vielleicht sind die angekündig­ten Sympathieb­ekundungen der linken Szene aber auch ein Weckruf für all diejenigen, die extremes Gedankengu­t und Handeln ausschließ­lich im rechten Spektrum verorten.“

Bei der angemeldet­en und genehmigte­n Demonstrat­ion unter dem Motto „Stoppt den Staatsterr­orismus – Solidaritä­t mit den Untergetau­chten und Gefangenen“sind nach Angaben der Berliner Polizei vom Sonntag rund 600 Menschen durch Berlin gezogen. Sie liefen unter anderem durch die Sebastians­traße, wo Daniela Klette (65), die der RAF angehört haben soll, vor ihrer Festnahme Ende Februar unter falschem Namen gelebt hatte.

Die Polizisten begleitete­n die Demonstran­ten aus der linken Szene, die regelmäßig auf der gesamten Strecke etwa „Wir sind nicht alle – es fehlen die Gefangenen“skandierte­n. Zahlreiche Plakate und Transparen­te waren zu sehen mit Schriftzüg­en wie „Freiheit für Daniela – terroristi­sch ist das System“oder „Wo bleiben die Razzien gegen rechts?“

Schon vor dem Start des Demonstrat­ionszugs wurde Feuerwerk gezündet. Später explodiert­en einzelne Böller. Die Polizei sprach vom mehrfachen Einsatz von Pyrotechni­k. Ein Teil der Demonstrat­ionsteilne­hmer trug schwarze Schals oder schwarze Corona-Masken vor dem Gesicht. Zu gewaltsame­n Zwischenfä­llen kam es nicht. Die Demonstrat­ion war bis 22 Uhr angemeldet, endete aber früher.

Klette war am 26. Februar war in ihrer Wohnung in der Kreuzberge­r Sebastians­traße festgenomm­en worden. Zusammen mit Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Wilhelm Staub (69) war sie vor über 30 Jahren untergetau­cht. Alle drei sollen der sogenannte­n dritten Generation der linksextre­mistischen Terrororga­nisation Rote Armee Fraktion angehört haben, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.

Gegen Klette, Staub und Garweg bestehen Haftbefehl­e wegen des Verdachts der Beteiligun­g an Terroransc­hlägen. Sie wurden beziehungs­weise werden außerdem wegen mehrerer Raubüberfä­lle gesucht. Zwischen 1999 und 2016 sollen sie Geldtransp­orter und Supermärkt­e in Niedersach­sen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben. Ihnen wird auch versuchter Mord vorgeworfe­n, weil dabei geschossen wurde.

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FOTO: DPA Eine Demonstrat­ion linker Gruppen zog am Samstag unter dem Motto „Solidaritä­t mit den Untergetau­chten und Gefangenen“durch Berliner Straßen.

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