„Könnte mir prinzipiell Schwarz-Gelb vorstellen“
Der CDU-Politiker spricht über seine häufigen Auftritte in der heute-show, eine durch Merz profilierte CDU und Koalitionsoptionen 2025.
BERLIN Philipp Amthor (31) gehört zu den aufstrebenden, konservativen Politikern in der CDU. Man kennt ihn nicht nur wegen seiner scharfen Reden gegen die AfD, sondern auch durch seine Auftritte in der ZDF-Satiresendung heute-show. Ein Gespräch über Klamauk in der Politik, Merkel, Merz und Koalitionen.
Herr Amthor, was macht mehr Spaß – Bundestag oder heuteshow?
AMTHOR Das sind zum Glück unterschiedliche Kategorien, aber Lachen und ein gelegentliches Augenzwinkern sollten auch in der Politik nicht verboten sein. Und gelegentlich soll es ja sogar in der heute-show mal einen guten Witz geben.
Sie gelten irgendwie als Mitarbeiter der Sendung, weil Sie dort so oft vorkommen.
AMTHOR Offenbar haben viele Zuschauer und die Redaktion wohl Freude an schlagfertigen Reaktionen auf schlechte Witze. Darum bin ich jedenfalls nie verlegen.
Der Witz, Amthor ist jung, wirkt aber alt, ist inzwischen keiner mehr, oder?
AMTHOR Ja, da muss sich die heute-show mal eine neue Schallplatte raussuchen. Dieser Witz nutzt sich ja schon aus biologischen Gründen ab, da selbst die jüngsten Abgeordneten täglich älter werden.
Ihre Popularität hat die Sendung durchaus gesteigert. Wo Sie etwa auftauchen, wollen viele ein Selfie. Nutzt ihnen das auch politisch?
AMTHOR Es kommt auf eine gute Mischung an. Wenn jemand über solche Formate auf mich als Politiker aufmerksam wird, ist das gut, aber Politik ist keine Unterhaltungssendung. Es geht um Inhalte
und Argumente. Das steht für mich im Vordergrund. Deshalb bin ich auch dankbar, dass sich so viele Menschen für inhaltlich pointierte Beiträge interessieren und meine Bundestagsreden in den Sozialen Medien verfolgen.
Sie sind ein Social-Media-Star der Union. Was machen Sie anders als andere in der CDU?
AMTHOR Wir haben viele gute Leute mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Ich persönlich setze auf meinen Kanälen jedenfalls weniger auf Alltagsklamauk, sondern mehr auf politische Inhalte. Damit erreiche ich etwa auf Instagram über
100 000 Follower. Aber zugegeben: Die Leute, die mich nach Fotos fragen, sagen meistens nicht: Das war neulich ein toller Auftritt zum 100. Geburtstag der Weimarer Reichsverfassung bei Phoenix – obwohl ich den nicht schlecht fand. Viele rekurrieren stattdessen eher auf bekannte Internetvideos. Deshalb erneut: Es braucht eine gute Mischung.
Sind Sie politisch eigentlich der neue Vorzeige-Konservative?
AMTHOR Ich lasse mich ungern in eine Schublade stecken – womit wir wieder bei der heute-show wären. Aber im Ernst: Ich bin natürlich ein Verfechter eines dezidiert
konservativen Profils, weiß aus den vergangenen zwei Jahren der sehr intensiven Arbeit an unserem neuen CDU-Grundsatzprogramm aber auch, dass die Stärke der CDU vor allem ihre Breite und der Kompromiss sind. Insoweit sehe ich mich vor allem als Christdemokrat.
Was ist denn für jemanden, der 31 Jahre alt ist, konservativ?
AMTHOR Für mich ist es ein Begriff, um den es sich zu kämpfen lohnt. Obwohl der Begriff verstaubt wirkt und marketingtechnisch als vermeintlicher Totalausfall erscheint, ist die dahinterstehende Idee von überragender Bedeutung. Das
Konservative als Diskursregel verlangt nämlich, dass das vermeintlich bessere Neue den Beweis dafür erbringen muss, dass es tatsächlich besser ist als das Bewährte. Das führt zu mehr Überlegtheit und Reflexion.
Wie nah oder fern stehen Sie denn dann den Grünen?
AMTHOR Ich bin sicher kein Mitglied in einem Schwarz-Grün-Fanclub, aber es gehört auch zu konservativer Politik, dass man innerhalb der politischen Mitte vernünftig miteinander umgeht. Dabei dürfen wir aber auch nicht verschweigen, dass wir uns schon im Politikansatz ganz grundlegend von den Grünen unterscheiden, weil wir ein ideologiefreieres Menschenbild haben und nichts von einem bevormundenden Staat halten, der die Menschen nach linksgrüner Fasson umerziehen will.
Dann stehen Sie im Söder-Lager, der eine Koalition mit den Grünen kategorisch ausschließt.
AMTHOR Alle momentanen Koalitionsoptionen lösen bei mir keine Verzückung aus. Derzeit könnte ich mir prinzipiell allein Schwarz-Gelb vorstellen, aber die FDP disqualifiziert sich gerade leider auch selbst als bloßer Erfüllungsgehilfe der linken Ampel-Koalition. Deswegen werden wir 2025 sicher gar keinen Koalitionswahlkampf führen, sondern allein auf eine starke Union setzen.
Sie sind ja in der geschmeidigen Merkel-CDU groß geworden. Wie war der Übergang in die Merz-CDU?
AMTHOR Ich bin Angela Merkel sehr dankbar und sehe keinen Grund, mit Groll zurückzuschauen. Jetzt ist allerdings eine neue Zeit, in der es Friedrich Merz geschafft hat, die CDU wieder zu einer profilierten und unterscheidbaren Partei zu machen. Das ist das beste Gegenmittel gegen Populismus.
Im Parlament sind Sie ein scharfer Redner, gerade gegen die AfD. Was raten Sie der CDU?
AMTHOR Eine Strategie des Ignorierens hat sich offensichtlich nicht bewährt. Stattdessen rate ich zu einer selbstbewussten und harten Auseinandersetzung in der Sache. Dann werden sich auch die Horrorszenarien für die Wahlen im Osten nicht bewahrheiten. Die AfD kann und muss man durch Kompetenz und durch eine bessere Politik schlagen. Das ist der Kurs, den Merz eingeschlagen hat.
„Jetzt ist eine neue Zeit, in der es Friedrich Merz geschafft hat, die CDU wieder zu einer profilierten und unterscheidbaren Partei zu machen. Das ist das beste Gegenmittel gegen Populismus.“Philipp Amthor CDU-Politiker
Ihr Generalsekretär sagt ja, die Union sei mit dem neuen Grundsatzprogramm wieder regierungsfähig. Sind Sie es persönlich auch? AMTHOR Die CDU ist auf jeden Fall regierungsfähig. Auch weil wir alle als Teamspieler auftreten. Wir haben genügend kluge Köpfe, um den Fachkräftemangel in der Regierung zu beheben.
Mit Merz im Kanzleramt?
AMTHOR Er wäre ein deutlich besserer Kanzler als Olaf Scholz und hat meine uneingeschränkte Unterstützung.