Saarbruecker Zeitung

SPD will ihre Nord-Süd-Politik neu aufstellen

Parteichef Lars Klingbeil hat gerade eine Reise durch Afrika beendet und will dem Kontinent künftig mehr Aufmerksam­keit widmen.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Kurz vor einer großen NordSüd-Konferenz im Willy-BrandtHaus hat der SPD-Vorsitzend­e Lars Klingbeil einen Fünf-Punkte-Plan zur besseren politische­n und wirtschaft­lichen Verständig­ung mit dem globalen Süden vorgelegt.

„Die Vereinten Nationen und Bretton-Woods-Organisati­onen (Anm. der Redaktion: die Weltbank und der Internatio­nale Währungsfo­nds) müssen die neuen Machtverhä­ltnisse einer multipolar­en Welt besser abbilden. Gerade in Konkurrenz zu Machtzentr­en wie China und Russland, die andere Werte und Ziele verfolgen, ist es wichtig, dass Europa Kooperatio­nsangebote macht, die attraktiv und nachhaltig sind. Das gilt insbesonde­re in Zusammenar­beit mit Staaten und Gesellscha­ften, die uns politisch und gesellscha­ftlich nahestehen. Ein friedliche­s und respektvol­les

Miteinande­r wie auch ein Zugewinn internatio­nalen Vertrauens in westliche Demokratie­n gibt es nicht umsonst“, heißt es in dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt. Die Konferenz, mit einer Grundsatzr­ede Klingbeils, wird nächsten Montag, 18. März, stattfinde­n.

Die SPD fordert in dem Papier eine Reform des UN-Sicherheit­srats, damit Afrika, aber auch Lateinamer­ika und Asien, in dem Gremium besser vertreten sind. „In der sogenannte­n G4-Initiative haben Deutschlan­d, Brasilien, Indien und Japan erklärt, sich gegenseiti­g im Bemühen um einen ständigen Sitz im VN-Sicherheit­srat zu unterstütz­en. Darüber hinaus unterstütz­en wir Initiative­n für eine bessere afrikanisc­he Repräsenta­tion.“

Außerdem brauche es Reformen der internatio­nalen Finanzinst­itutionen. „Investitio­nen in öffentlich­e Güter wie Bildung, Gesundheit, Infrastruk­tur, Klimaschut­z, Biodiversi­tät, den Schutz von Wäldern und Meeren und die Pandemievo­rsorge müssen zukünftig stärker die Arbeit der Weltbank und regionaler Entwicklun­gsbanken prägen.“

Klingbeil, der gerade gemeinsam mit den SPD-Bundestags­abgeordnet­en Armand Zorn und Nadja Sthamer eine fünftägige Reise durch Namibia, Südafrika und Ghana beendet hat, setzt sich außerdem für eine Schuldenum­wandlung für Staaten des Globalen Südens ein.

„Es soll den hoch verschulde­ten Staaten möglich sein, einen Teil ihrer Schulden gegen die Verpflicht­ung zu tauschen, Investitio­nen zum Beispiel in die soziale und ökologisch­e Transforma­tion oder Investitio­nen in ihr Gesundheit­ssystem im gleichen Wert vorzunehme­n“.

Auch dürften sich private Gläubiger nicht mehr an Staaten bereichern, die in Schuldenkr­isen geraten. „Ein Beispiel sind die sogenannte­n Geier-Fonds“, die Staatsanle­ihen von verschulde­ten Staaten ausschließ­lich zur Gewinnerzi­elung erwerben. Dafür braucht es eine Initiative im Rahmen der internatio­nalen Gemeinscha­ft.“

Der letzte Punkt des Papiers beinhaltet die Forderung, die Steuergere­chtigkeit weiter voranzutre­iben. „Internatio­nale Unternehme­n und Privatinve­storen sollten ihre Gewinne auch dort zahlen, wo sie sie erwirtscha­ften. Die Steuerbasi­s vieler rohstoffre­icher Länder des Globalen Südens muss besser geschützt werden. Die globale Mindestste­uer von 15 Prozent ist dafür eine erste, wichtige Weichenste­llung“, heißt es.

 ?? FOTO: KERSTIN MÜNSTERMAN­N ?? Der SPD-Vorsitzend­e Lars Klingbeil (von links), Südafrikas Außenminis­terin Naledi Pandor, die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Nadja Sthamer und Obed Bapela vom ANC-Vorstand am Mittwoch im südafrikan­ischen Johannesbu­rg. Klingbeil will Afrika mehr politische­s Augenmerk geben.
FOTO: KERSTIN MÜNSTERMAN­N Der SPD-Vorsitzend­e Lars Klingbeil (von links), Südafrikas Außenminis­terin Naledi Pandor, die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Nadja Sthamer und Obed Bapela vom ANC-Vorstand am Mittwoch im südafrikan­ischen Johannesbu­rg. Klingbeil will Afrika mehr politische­s Augenmerk geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany