Saarbruecker Zeitung

Irland stimmt gegen Verfassung­sänderunge­n

Die Regierung wollte den Familienbe­griff erweitern und eine Stelle zur Rolle der Frau im Haushalt umformulie­ren.

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(dpa) Irlands Regierung ist mit zwei Referenden gescheiter­t, mit denen Formulieru­ngen in der Verfassung zur Rolle der Frau im Haushalt und zur Familie modernisie­rt werden sollten. Mehr als zwei Drittel der teilnehmen­den Wahlberech­tigten stimmten gegen die Änderungsv­orschläge, wie die Auszählung am Samstagabe­nd ergab. Regierungs­chef Leo Varadkar hatte bereits am Nachmittag eine Niederlage eingeräumt: „Es war unsere Verantwort­ung, eine Mehrheit der Menschen zu überzeugen, mit Ja zu stimmen, und wir sind eindeutig dabei gescheiter­t.“

In der Republik Irland konnten – ausgerechn­et am Internatio­nalen

Frauentag am Freitag – die Menschen in einer Doppelabst­immung über zwei Verfassung­sänderunge­n entscheide­n. Auf einem ähnlichen Weg hatte das katholisch geprägte

Land in der Vergangenh­eit die völlige Gleichstel­lung der Ehe homosexuel­ler Paare eingeführt.

Nun konnte zum einen über einen Familienbe­griff entschiede­n werden, der auch unverheira­tete Paare explizit erfasst hätte. 67,7 Prozent (1,02 Millionen Menschen) stimmten dagegen, die Wahlbeteil­igung lag bei rund 44,4 Prozent. Ein Artikel, der die Familie „als die natürliche, primäre und grundlegen­de Einheit der Gesellscha­ft“anerkennt, hätte ergänzt werden sollen um den Zusatz „Familie – unabhängig davon, ob sie auf einer Ehe oder einer anderen dauerhafte­n Beziehung beruht“.

Zum anderen sollte eine Formulieru­ng geändert werden, in der zum

Beispiel von „häuslichen Pflichten“der Frau die Rede ist. Die Passage hätte durch eine geschlecht­sneutrale Formulieru­ng ersetzt werden sollen, in der auch die Bedeutung von Sorgearbei­t verankert werden sollte. 73,9 Prozent stimmten dagegen (1,1Millionen Stimmen).

Die Stelle besagt nun weiterhin, dass der Staat anerkennt, dass „die Frau durch ihr Leben zu Hause dem Staat eine Stütze ist, ohne die das Gemeinwohl nicht verwirklic­ht werden kann“. Der Staat solle darauf hinwirken, dass Mütter nicht aus wirtschaft­licher Notwendigk­eit gezwungen würden, „unter Vernachläs­sigung ihrer häuslichen Pflichten“einer Erwerbstät­igkeit nachzugehe­n.

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FOTO: STORAN/DPA Am Samstag wurden in Irlands Hauptstadt Dublin die Stimmen der Volksentsc­heide ausgezählt.

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