Kulturministerin zieht Notbremse
Andrea Jahn geht. Muss gehen – so wird Klartext draus. Nachdem zuletzt auch noch der Chat zwischen der Chefin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und Candice Breitz publik wurde, lief das Fass über. Zwar lautet die Sprachregelung „einvernehmliche“Vertragsauflösung und Jahn distanzierte sich via Pressemitteilung auch klar von der umstrittenen Künstlerin. Aber sie steht nun als doppelzüngige Museumschefin da – auf die weder Künstler, die bei ihr ausstellen, noch Politik oder Stiftungskuratorium vertrauen können. Gut, dass das nun ein Ende findet.
Der Versuch aber von Kulturministerin Streichert-Clivot, stark auf andere Probleme unter dem Dach der Stiftung abzuheben, ein langer Katalog von der stiefmütterlichen Präsentation der Sammlung bis hin zur mangelnden Attraktivität für junge Besucher, wirkt fadenscheinig. Riecht nach Verzweiflungstat. Hätte die SPD-Frau dies so ernst genommen, wie sie behauptet: Sie hätte längst handeln müssen. Tatsächlich aber agiert sie wie eine maximal Getriebene und lässt, politisch unsouverän, Jahn über die Klinge springen. Denn diesen Montag sollen sie und Jahn sich dem Kulturausschuss des Landtags stellen. Jetzt hat Streichert-Clivot in allerletzter Minute Fakten geschaffen, nachdem sie lange versuchte, die Chose auszusitzen. Ihren ramponierten
Ruf rettet das nicht. Dabei nimmt man ihr das vehemente Streiten wider den Antisemitismus ja sofort ab. Genauso entschieden aber müsste sie auch für die Freiheit der Kunst streiten. Nicht zuletzt hat die sich unselig hinschleppende Debatte um die gecancelte Breitz-Schau der Stiftung einen massiven Image-Schaden zugefügt. Kaum war über das Debakel um den Museumsanbau Gras gewachsen, dringt jetzt nach außen, dass im Saarland nicht bloß die Wege kurz sind, sondern auch die Politik der Kunst schnell reinredet. Da werden es sich Museumschefs von Format genau überlegen, ob sie hierher wollen.