Hotel-Eröffnung ist schon wieder verschoben
Die Eröffnung eines neuen 200-Zimmer-Hotels im Herzen der City verzögert sich weiter. Doch es gibt jetzt einen festen Termin – und erstmals Angaben über die Baukosten.
Markus Wiebel, am frühen Morgen extra aus Hamburg angereist und offenkundig mit nordischer Gelassenheit gesegnet, bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Gut gelaunt führt er über die Großbaustelle im Herzen der Saarbrücker Innenstadt. Der Mann strahlt großen Optimismus aus, auch wenn in Saarbrücken längst nicht alles so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat.
Wiebel ist Projektmanager bei der Hamburger B&L Real Estate GmbH, die in der Bahnhofstraße 111 vis-àvis von C&A und der Europa-Galerie einen mächtigen Neubau errichtet hat. 33 Meter hoch ist das Gebäude, an dem seit Anfang 2022 gebaut wird. Zuvor waren auf dem etwa 1400 Quadratmeter großen Grundstück schon über ein Jahr lang die Abrissbagger im Einsatz.
Von außen sieht es – je nach Blickwinkel – so aus, als sei das Gebäude schon in Betrieb. Teilweise stimmt das auch, in den beiden unteren Etagen hat im November die Drogeriemarktkette Müller ihr größtes Geschäft im Saarland eröffnet. Auf über 2300 Quadratmetern findet man dort ein bunt gemischtes Angebot von Parfüm bis Spielzeug.
Noch deutlich mehr Quadratmeter, fast 6000, sollen in den folgenden Geschossen bespielt werden, wo das Unternehmen H-Hotels mit Sitz in Bad Arolsen bei Kassel sein erstes Haus im Saarland eröffnen will.
Die Frage ist nur, wann genau das geschehen wird. Erst war die Hoffnung, dass es im Sommer 2023 soweit ist, dann war von Ende 2023 die Rede, schließlich von April 2024. Inzwischen heißt es auf SZ-Nachfrage: „Wir werden das Hotel aller Voraussicht nach im September eröffnen.“
Auch auf der Webseite von H-Hotels wird die Neueröffnung auf September terminiert, man kann heute schon ein Zimmer buchen, insgesamt wird es 202 geben, darunter 13 Vier-Bett-Zimmer für Familien, Freunde oder Schulklassen. Das Hotel, so ist zu lesen, befinde sich „günstig gelegen in direkter Nähe zum Saarbrücker Hauptbahnhof
– zentral und dennoch erschwinglich“.
Den Gast erwarte ein „modernes, stylisches und designorientiertes Ambiente“. Ein Doppelzimmer für zwei Erwachsene kostet demnach inklusive Frühstück 107 Euro. Nur rund 90 Euro zahlt, wer sich für ein Bonusprogramm anmeldet.
Geht man mit Markus Wiebel von B&L und Projektsteuerer Björn Braun über die Baustelle, kommt man nicht zwingend auf den Gedanken, dass Gäste hier schon im Sep
tember mitten in der Saarbrücker City geruhsamen Schlaf finden. In den Zimmern, Fluren und Treppenhäusern sieht es noch ziemlich wüst aus. Rohbau statt Wohlfühlatmosphäre. Kabel hängen aus Decken, es staubt und kracht, hier stehen Säcke mit Gips und große Gipskartonplatten, dort Silikon-Kartuschen, Metallteile und Farbeimer, das Fenster im Flur wurde erst eingesetzt, der Aufzug ist noch mit Spanplatten verkleidet, um ihn vor Dreck und Kratzern zu schützen, auf vielen
Treppen fehlen noch die Fliesen. Die Bäder aber zum Beispiel sind überall schon eingebaut, sogar die Föhne hängen (in Folie eingepackt) schon an ihrem Platz.
„Man denkt, man wird nie fertig, aber viel ist es nicht mehr“, sagt Baustellenchef Braun. Es fehle nur noch das „Finish“. Wie Wiebel lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Zeitplan nun eingehalten werden kann. Dafür seien derzeit täglich rund 60 Handwerker im Einsatz.
„Jetzt packen wir es“, erklärt Wiebel, „alle ziehen an einem Strang“, deshalb werde man die Baustelle im Juli abschließen und den großen Rest des Hauses an H-Hotels übergeben können. Wiebel sagt, er fange an, sich jetzt richtig auf die Fertigstellung zu freuen, und räumt ein, dass es „zwischendurch nicht ganz einfach“gewesen sei. Der Bau in der Bahnhofstraße habe wie viele andere Projekte überall im Land unter „globalen Krisen, Lieferengpässen, Baustoffmangel und auch fehlenden Handwerker-Kapazitäten vor Ort“gelitten. „Das erschwerte die Disposition ungemein: Viele Vorgänge mussten mehrfach neu gestartet werden, um die Qualitäten zu sichern, was zu Zeitverlusten führte, aber letztlich gelang.“
Noch ist es nicht ganz gelungen, und doch hört man bei Wiebel schon etwas Stolz heraus, auf das markante Gebäude mit Natursteinfassade an einer äußert prominenten Stelle in der Stadt: „Mit seinen Nachhaltigkeitsaspekten wie Fotovoltaik und Niedrigenergiestandard passt der Neubau besser denn je in die aktuellen Zeiten und ist mit niedrigen Verbräuchen gut gewappnet für einen hoffentlich langen und erfolgreichen Betrieb.“Die Fotovoltaik-Anlage hat laut B&L eine Höchstleistung von 135 Kilowatt-Peak, interessant: Zum Hinterhof hin ist auch die Fassade über viele Meter hinweg mit Modulen bestückt.
Erstmals macht B&L im Gespräch mit unserer Zeitung auch Angaben zu den Baukosten in Saarbrücken: Sie liegen bei rund 30 Millionen Euro. Projektmanager Wiebel ist es wichtig, zu betonen, dass die Unterstützung durch die Stadtverwaltung von Anfang an „vorbildlich“gewesen sei. Das sei in anderen Städten mitunter ganz anders. Es sei stets gemeinsam nach „vernünftige Lösungen“gesucht worden. Zuletzt auch bei der Vorfahrt zum Hotel. Gäste werden dort kurz halten und ihr Gepäck ein- und ausladen können. B&L wird an der Stelle große Bäume pflanzen. Spätestens zur Hotel-Eröffnung im September sollen sie stehen.
„Man denkt, man wird nie fertig, aber viel ist es nicht mehr.“Björn Braun Baustellenchef und Projektsteuerer