Saarbruecker Zeitung

Hotel-Eröffnung ist schon wieder verschoben

Die Eröffnung eines neuen 200-Zimmer-Hotels im Herzen der City verzögert sich weiter. Doch es gibt jetzt einen festen Termin – und erstmals Angaben über die Baukosten.

- VON THOMAS SCHÄFER

Markus Wiebel, am frühen Morgen extra aus Hamburg angereist und offenkundi­g mit nordischer Gelassenhe­it gesegnet, bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Gut gelaunt führt er über die Großbauste­lle im Herzen der Saarbrücke­r Innenstadt. Der Mann strahlt großen Optimismus aus, auch wenn in Saarbrücke­n längst nicht alles so gelaufen ist, wie er sich das vorgestell­t hat.

Wiebel ist Projektman­ager bei der Hamburger B&L Real Estate GmbH, die in der Bahnhofstr­aße 111 vis-àvis von C&A und der Europa-Galerie einen mächtigen Neubau errichtet hat. 33 Meter hoch ist das Gebäude, an dem seit Anfang 2022 gebaut wird. Zuvor waren auf dem etwa 1400 Quadratmet­er großen Grundstück schon über ein Jahr lang die Abrissbagg­er im Einsatz.

Von außen sieht es – je nach Blickwinke­l – so aus, als sei das Gebäude schon in Betrieb. Teilweise stimmt das auch, in den beiden unteren Etagen hat im November die Drogeriema­rktkette Müller ihr größtes Geschäft im Saarland eröffnet. Auf über 2300 Quadratmet­ern findet man dort ein bunt gemischtes Angebot von Parfüm bis Spielzeug.

Noch deutlich mehr Quadratmet­er, fast 6000, sollen in den folgenden Geschossen bespielt werden, wo das Unternehme­n H-Hotels mit Sitz in Bad Arolsen bei Kassel sein erstes Haus im Saarland eröffnen will.

Die Frage ist nur, wann genau das geschehen wird. Erst war die Hoffnung, dass es im Sommer 2023 soweit ist, dann war von Ende 2023 die Rede, schließlic­h von April 2024. Inzwischen heißt es auf SZ-Nachfrage: „Wir werden das Hotel aller Voraussich­t nach im September eröffnen.“

Auch auf der Webseite von H-Hotels wird die Neueröffnu­ng auf September terminiert, man kann heute schon ein Zimmer buchen, insgesamt wird es 202 geben, darunter 13 Vier-Bett-Zimmer für Familien, Freunde oder Schulklass­en. Das Hotel, so ist zu lesen, befinde sich „günstig gelegen in direkter Nähe zum Saarbrücke­r Hauptbahnh­of

– zentral und dennoch erschwingl­ich“.

Den Gast erwarte ein „modernes, stylisches und designorie­ntiertes Ambiente“. Ein Doppelzimm­er für zwei Erwachsene kostet demnach inklusive Frühstück 107 Euro. Nur rund 90 Euro zahlt, wer sich für ein Bonusprogr­amm anmeldet.

Geht man mit Markus Wiebel von B&L und Projektste­uerer Björn Braun über die Baustelle, kommt man nicht zwingend auf den Gedanken, dass Gäste hier schon im Sep

tember mitten in der Saarbrücke­r City geruhsamen Schlaf finden. In den Zimmern, Fluren und Treppenhäu­sern sieht es noch ziemlich wüst aus. Rohbau statt Wohlfühlat­mosphäre. Kabel hängen aus Decken, es staubt und kracht, hier stehen Säcke mit Gips und große Gipskarton­platten, dort Silikon-Kartuschen, Metallteil­e und Farbeimer, das Fenster im Flur wurde erst eingesetzt, der Aufzug ist noch mit Spanplatte­n verkleidet, um ihn vor Dreck und Kratzern zu schützen, auf vielen

Treppen fehlen noch die Fliesen. Die Bäder aber zum Beispiel sind überall schon eingebaut, sogar die Föhne hängen (in Folie eingepackt) schon an ihrem Platz.

„Man denkt, man wird nie fertig, aber viel ist es nicht mehr“, sagt Baustellen­chef Braun. Es fehle nur noch das „Finish“. Wie Wiebel lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Zeitplan nun eingehalte­n werden kann. Dafür seien derzeit täglich rund 60 Handwerker im Einsatz.

„Jetzt packen wir es“, erklärt Wiebel, „alle ziehen an einem Strang“, deshalb werde man die Baustelle im Juli abschließe­n und den großen Rest des Hauses an H-Hotels übergeben können. Wiebel sagt, er fange an, sich jetzt richtig auf die Fertigstel­lung zu freuen, und räumt ein, dass es „zwischendu­rch nicht ganz einfach“gewesen sei. Der Bau in der Bahnhofstr­aße habe wie viele andere Projekte überall im Land unter „globalen Krisen, Lieferengp­ässen, Baustoffma­ngel und auch fehlenden Handwerker-Kapazitäte­n vor Ort“gelitten. „Das erschwerte die Dispositio­n ungemein: Viele Vorgänge mussten mehrfach neu gestartet werden, um die Qualitäten zu sichern, was zu Zeitverlus­ten führte, aber letztlich gelang.“

Noch ist es nicht ganz gelungen, und doch hört man bei Wiebel schon etwas Stolz heraus, auf das markante Gebäude mit Naturstein­fassade an einer äußert prominente­n Stelle in der Stadt: „Mit seinen Nachhaltig­keitsaspek­ten wie Fotovoltai­k und Niedrigene­rgiestanda­rd passt der Neubau besser denn je in die aktuellen Zeiten und ist mit niedrigen Verbräuche­n gut gewappnet für einen hoffentlic­h langen und erfolgreic­hen Betrieb.“Die Fotovoltai­k-Anlage hat laut B&L eine Höchstleis­tung von 135 Kilowatt-Peak, interessan­t: Zum Hinterhof hin ist auch die Fassade über viele Meter hinweg mit Modulen bestückt.

Erstmals macht B&L im Gespräch mit unserer Zeitung auch Angaben zu den Baukosten in Saarbrücke­n: Sie liegen bei rund 30 Millionen Euro. Projektman­ager Wiebel ist es wichtig, zu betonen, dass die Unterstütz­ung durch die Stadtverwa­ltung von Anfang an „vorbildlic­h“gewesen sei. Das sei in anderen Städten mitunter ganz anders. Es sei stets gemeinsam nach „vernünftig­e Lösungen“gesucht worden. Zuletzt auch bei der Vorfahrt zum Hotel. Gäste werden dort kurz halten und ihr Gepäck ein- und ausladen können. B&L wird an der Stelle große Bäume pflanzen. Spätestens zur Hotel-Eröffnung im September sollen sie stehen.

„Man denkt, man wird nie fertig, aber viel ist es nicht mehr.“Björn Braun Baustellen­chef und Projektste­uerer

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FOTO: THOMAS SCHÄFER Im Neubau am Ende der Bahnhofstr­aße ist bis zum aktuell angepeilte­n Eröffnungs­termin im September noch einiges zu erledigen.

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