Saarbruecker Zeitung

FCS zeigt vor Gladbach-Spiel die Krallen

Starker 1. FC Saarbrücke­n schlägt Erzgebirge Aue vor 10 500 Zuschauern mit 2:0 – und vergibt dabei einen höheren Sieg.

- VON PATRIC CORDIER

Rüdiger Ziehl, der Trainer des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, brachte es auf den Punkt: „Die Mannschaft hat ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“Eine Woche nach der Nicht-Leistung beim 0:0 beim VfB Lübeck überzeugte der FCS am Samstag im Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue. Am Ende hieß es 2:0 (2:0) für die Blau-Schwarzen nach einem ebenso couragiert­en wie kontrollie­rten Auftritt. „Nach der ersten Halbzeit müssen wir 4:0 führen“, brachte Ziehl den einzigen Kritikpunk­t an.

Schon nach drei Minuten hatten die rund 10 500 Zuschauer im Park erstmals den Torschrei auf den Lippen. Julian Günther-Schmidt, der im Sturmzentr­um den gesperrten Kai Brünker vertrat, köpfte aber nur an den Pfosten. Gut zehn Minuten später scheiterte der Pforzheime­r an Aues Kult-Torhüter Martin Männel. 19 Minuten waren vorbei, da umkurvte „Günni“Männel, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. „Den muss ich einfach machen, aber es war wie verhext“, sagte GüntherSch­midt, der kurz nach der Pause mit einer Direktabna­hme aus kurzer Distanz erneut am glänzend reagierend­en Männel scheiterte, „als Stürmer musst du halt ein Tor schießen. Aber ich bin happy, dass ich vorne spielen durfte und dabei zeigen konnte, dass ich der Mannschaft helfen kann.“

Zehn Minuten vor Schluss glänzte Günther-Schmidt als Vorbereite­r, nach seinem klugen Pass in die Schnittste­lle hatte der eingewechs­elte Kasim Rabihic freie Bahn. Doch auch der Saarbrücke­r Spielmache­r, der seit Wochen ein wenig seiner Form hinterherl­äuft, fand in Männel seinen Meister. Seit Monaten stellt sich Günther-Schmidt in den Dienst der Mannschaft, hilft

auf verschiede­nen Positionen aus – obwohl er sich dabei sichtlich nicht wohlfühlt und von einigen Anhängern in den sozialen Netzwerken angegriffe­n wurde. „Wir haben vor drei Wochen geredet. Ich habe ihm damals versproche­n, dass er nur noch einmal auf der rechten Seite spielen muss, weil wir mit Robin Becker da ja auch jemanden verpflicht­et haben“, erzählte Ziehl, „er hat die Sache sehr gut gemacht, muss sich mit einem oder vielleicht sogar zwei Toren selbst belohnen.“

So mussten halt andere die haushohe Überlegenh­eit der Hausherren im ersten Durchgang in Tore ummünzen. Aus dem Spiel gelang dies zunächst nicht. Ein Handspiel von Aues Abwehrspie­ler Franco Schädlich bereitete den überfällig­en Führungstr­effer vor. Der gute Schiedsric­hter Eric Weisbach zeigte sofort auf den Punkt. Die Verantwort­ung übernahm ein Ex-Auer. Calogero Rizzuto schoss nach unten links, sein ehemaliger Mannschaft­skollege Männel flog nach rechts – das 1:0

(22.) war wichtig und hochverdie­nt.

Das 2:0 war dann wunderschö­n und von der Marke „Tor des Monats“. Simon Stehle öffnete das Spiel, passte von links auf die rechte Seite. Der mitgelaufe­ne Rizzuto sah in der Mitte Luca Kerber und legte ab. Das FCS-Eigengewäc­hs, das am Sonntag 22 Jahre alt wurde, vollendete mit der Hacke (36.). „Ich

kann eigentlich nur so abschließe­n, aber ich treffe den Ball dann auch perfekt“, sagte Kerber zu seinem Geniestrei­ch und fügte schmunzeln­d hinzu: „Ich habe intuitiv die richtige Entscheidu­ng getroffen.“

Die steht in den nächsten Monaten auch für seine weitere Karriere an. Der FCS soll Kerber ein Angebot unterbreit­et haben. Aus dem Um

feld heißt es aber auch, der Mittelfeld­spieler stünde auf den Wunschzett­eln von Eintracht Frankfurt, dem SC Freiburg und dem SC Paderborn. Steigt der FCS nicht auf, dürfte es schwer werden, das Juwel zu halten.

„Wir haben in der ersten Halbzeit gespielt wie ein Absteiger“, räumte Aues Trainer Pavel Dotchev ein. Doch auch nach dem Wechsel blühten die Veilchen kaum auf. Der FCS im Verwaltung­smodus ließ weiterhin keine einzige gefährlich­e Aktion der Gäste zu, konnte gegen die an Harmlosigk­eit kaum zu überbieten­den Erzgebirgl­er auch einige Körner sparen im Hinblick auf das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach am Dienstag. In den Schlussmin­uten bekam mit Andy Breuer ein weiteres Talent mal wieder Spielzeit. Der Auftritt des Teams hat jedenfalls die Vorfreude auf das Viertelfin­ale noch einmal angeheizt – zumal sich neben der Mannschaft auch der Rasen im Ludwigspar­kstadion deutlich formverbes­sert präsentier­te.

„Die Mannschaft hat ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“Rüdiger Ziehl Trainer des 1. FC Saarbrücke­n

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FOTO: THOMAS WIECK Die FCS-Löwen waren am Samstag auch dank des bärenstark­en Calogero Rizzuto (Mitte) bissig. Hier bejubelt der Ex-Auer mit Simon Stehle (links) und Tim Civeja sein Führungsto­r gegen den alten Verein per Handelfmet­er.
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FOTO: WIECK Kandidat für das Tor des Monats? Luca Kerber (Mitte), hier gegen Aues Kilian Jakob (links) und Joshua Schwirten, traf per Hacke zum Traumtor.

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