FCS zeigt vor Gladbach-Spiel die Krallen
Starker 1. FC Saarbrücken schlägt Erzgebirge Aue vor 10 500 Zuschauern mit 2:0 – und vergibt dabei einen höheren Sieg.
Rüdiger Ziehl, der Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, brachte es auf den Punkt: „Die Mannschaft hat ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“Eine Woche nach der Nicht-Leistung beim 0:0 beim VfB Lübeck überzeugte der FCS am Samstag im Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue. Am Ende hieß es 2:0 (2:0) für die Blau-Schwarzen nach einem ebenso couragierten wie kontrollierten Auftritt. „Nach der ersten Halbzeit müssen wir 4:0 führen“, brachte Ziehl den einzigen Kritikpunkt an.
Schon nach drei Minuten hatten die rund 10 500 Zuschauer im Park erstmals den Torschrei auf den Lippen. Julian Günther-Schmidt, der im Sturmzentrum den gesperrten Kai Brünker vertrat, köpfte aber nur an den Pfosten. Gut zehn Minuten später scheiterte der Pforzheimer an Aues Kult-Torhüter Martin Männel. 19 Minuten waren vorbei, da umkurvte „Günni“Männel, traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. „Den muss ich einfach machen, aber es war wie verhext“, sagte GüntherSchmidt, der kurz nach der Pause mit einer Direktabnahme aus kurzer Distanz erneut am glänzend reagierenden Männel scheiterte, „als Stürmer musst du halt ein Tor schießen. Aber ich bin happy, dass ich vorne spielen durfte und dabei zeigen konnte, dass ich der Mannschaft helfen kann.“
Zehn Minuten vor Schluss glänzte Günther-Schmidt als Vorbereiter, nach seinem klugen Pass in die Schnittstelle hatte der eingewechselte Kasim Rabihic freie Bahn. Doch auch der Saarbrücker Spielmacher, der seit Wochen ein wenig seiner Form hinterherläuft, fand in Männel seinen Meister. Seit Monaten stellt sich Günther-Schmidt in den Dienst der Mannschaft, hilft
auf verschiedenen Positionen aus – obwohl er sich dabei sichtlich nicht wohlfühlt und von einigen Anhängern in den sozialen Netzwerken angegriffen wurde. „Wir haben vor drei Wochen geredet. Ich habe ihm damals versprochen, dass er nur noch einmal auf der rechten Seite spielen muss, weil wir mit Robin Becker da ja auch jemanden verpflichtet haben“, erzählte Ziehl, „er hat die Sache sehr gut gemacht, muss sich mit einem oder vielleicht sogar zwei Toren selbst belohnen.“
So mussten halt andere die haushohe Überlegenheit der Hausherren im ersten Durchgang in Tore ummünzen. Aus dem Spiel gelang dies zunächst nicht. Ein Handspiel von Aues Abwehrspieler Franco Schädlich bereitete den überfälligen Führungstreffer vor. Der gute Schiedsrichter Eric Weisbach zeigte sofort auf den Punkt. Die Verantwortung übernahm ein Ex-Auer. Calogero Rizzuto schoss nach unten links, sein ehemaliger Mannschaftskollege Männel flog nach rechts – das 1:0
(22.) war wichtig und hochverdient.
Das 2:0 war dann wunderschön und von der Marke „Tor des Monats“. Simon Stehle öffnete das Spiel, passte von links auf die rechte Seite. Der mitgelaufene Rizzuto sah in der Mitte Luca Kerber und legte ab. Das FCS-Eigengewächs, das am Sonntag 22 Jahre alt wurde, vollendete mit der Hacke (36.). „Ich
kann eigentlich nur so abschließen, aber ich treffe den Ball dann auch perfekt“, sagte Kerber zu seinem Geniestreich und fügte schmunzelnd hinzu: „Ich habe intuitiv die richtige Entscheidung getroffen.“
Die steht in den nächsten Monaten auch für seine weitere Karriere an. Der FCS soll Kerber ein Angebot unterbreitet haben. Aus dem Um
feld heißt es aber auch, der Mittelfeldspieler stünde auf den Wunschzetteln von Eintracht Frankfurt, dem SC Freiburg und dem SC Paderborn. Steigt der FCS nicht auf, dürfte es schwer werden, das Juwel zu halten.
„Wir haben in der ersten Halbzeit gespielt wie ein Absteiger“, räumte Aues Trainer Pavel Dotchev ein. Doch auch nach dem Wechsel blühten die Veilchen kaum auf. Der FCS im Verwaltungsmodus ließ weiterhin keine einzige gefährliche Aktion der Gäste zu, konnte gegen die an Harmlosigkeit kaum zu überbietenden Erzgebirgler auch einige Körner sparen im Hinblick auf das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Dienstag. In den Schlussminuten bekam mit Andy Breuer ein weiteres Talent mal wieder Spielzeit. Der Auftritt des Teams hat jedenfalls die Vorfreude auf das Viertelfinale noch einmal angeheizt – zumal sich neben der Mannschaft auch der Rasen im Ludwigsparkstadion deutlich formverbessert präsentierte.
„Die Mannschaft hat ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“Rüdiger Ziehl Trainer des 1. FC Saarbrücken