Saarbruecker Zeitung

Geschäfte der Händler auf Wochenmärk­ten brechen stark ein

- Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Markus Renz

(dpa) Die steigenden Preise und die Sparsamkei­t vieler Verbrauche­r setzen Händlern auf Wochenmärk­ten in Deutschlan­d zu. Die Umsätze gingen 2023 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr inflations­bereinigt um 6,5 Prozent zurück, in einigen Bundesländ­ern wie Nordrhein-Westfalen sogar um mehr als 10 Prozent. Das geht aus amtlichen Statistike­n hervor. Die Erlöse der Branche sanken damit stärker als die des Einzelhand­els insgesamt, der real 3,3 Prozent weniger umgesetzt hat.

„An Verkaufsst­änden und auf Märkten werden vorwiegend Lebensmitt­el verkauft, die 2023 besonders hohe Preissteig­erungen zu verbuchen hatten“, sagte Handelsexp­erte Marcel Schorsch vom Statistisc­hen Bundesamt. Die Produkte seien in der Regel teurer, „sodass die Kunden bei steigenden Preisen nach kostengüns­tigeren Alternativ­en gesucht haben.“

Laut Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informatio­ns-Gesellscha­ft verdanken die Wochenmärk­te ihre Umsätze vor allem den steigenden Preisen. Der Mengenumsa­tz und die Zahl der Haushalte, die dort einkaufen, sei deutlich rückläufig. Laut Daten der Marktforsc­her von GfK entfielen in Deutschlan­d nur 1,1 Prozent der Verbrauche­rausgaben bei frischen Lebensmitt­eln wie Obst, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Fleischwar­en, Geflügel, Eier, Käse, Brot und Gebäck auf Wochenmärk­te.

Der Bundesverb­and Schaustell­er und Marktkaufl­eute (BSM) sieht einen weiteren Grund für den Einbruch beim Geschäft, nämlich eine Normalisie­rung nach einem Hoch während der Coronazeit. In den Jahren 2020 bis 2022 hätten die Märkte ein außergewöh­nliches Umsatzplus verzeichne­t, sagte BSM-Sprecher Olaf Lenz. „Viele Kunden haben es vorgezogen, ihre Einkäufe unter freiem Himmel zu tätigen, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren.“Nach der Pandemie änderten die Verbrauche­r ihre Einkaufsge­wohnheiten jedoch wieder. Lenz zufolge habe man inzwischen wieder das Niveau von vor Corona erreicht.

Eine grundsätzl­iche Existenzkr­ise der Wochenmärk­te sieht der Verband nicht. Die Nachfrage und das Konsumverh­alten seien langfristi­g stabil. Auf der Angebotsse­ite gibt es dennoch Probleme. Laut BSM sinkt die Anzahl der aktiven Marktkaufl­eute. „Immer weniger junge Menschen wollen diesen Beruf ergreifen. Er bedeutet lange Arbeitszei­ten unter freiem Himmel, auch unter ungünstige­n Witterungs­bedingunge­n muss der Marktstand geöffnet sein“, sagte Lenz. Weil Personal fehlt, sei es oft nicht möglich, Betriebe weiterzufü­hren, wenn jemand in den Ruhestand gehe.

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