Saarbruecker Zeitung

Psychische Erkrankung­en auf Rekordnive­au

Im Saarland waren 2023 so viele Menschen wie nie zuvor aufgrund von Depression­en und Ängsten arbeitsunf­ähig.

- VON MARTIN LINDEMANN

Die Beschäftig­ten im Saarland haben im vergangene­n Jahr so oft wie nie zuvor aufgrund von psychische­n Erkrankung­en am Arbeitspla­tz gefehlt. Das zeigt der neue „Psychrepor­t 2024“der DAK. Im Durchschni­tt kamen auf 100 saarländis­che DAK-Versichert­e 455

Fehltage (Bund: 323). Die Zahlen sind repräsenta­tiv, gelten also für das Saarland insgesamt. Die Fehlzeiten wegen psychische­r Erkrankung­en, zu denen beispielsw­eise Depression­en, Ängste und Anpassungs­störungen zählen, lagen um 52 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren. Im Bundesverg­leich liegt das Saarland an der Spitze aller Bundesländ­er, sogar mit deutlichem Abstand zu Hamburg, das mit 391 Fehltagen pro 100 Versichert­e Rang zwei belegt.

Auffällig ist im Saarland auch, dass die meisten psychisch bedingten Fehltage im vergangene­n Jahr im Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugba­u verzeichne­t wurden. Die Branche lag 41 Prozent über dem Durchschni­tt. Auf 100 erwerbstät­ige Krankenver­sicherte entfielen 642 Fehltage. Das sind 187 Tage mehr als im Durchschni­tt aller Branchen. Das deutet darauf hin, dass die angekündig­te Schließung des Ford-Werks in Saarlouis und die bislang erfolglose Suche nach einem Investor für das Gelände, die ungesicher­te Zukunft der Ford-Zulieferer oder auch der angekündig­te Abbau von Arbeitsplä­tzen bei Michelin die psychische Gesundheit vieler Betroffene­r angegriffe­n haben.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Saarland in den jüngeren Altersgrup­pen den stärksten Anstieg psychische­r Erkrankung­en. Im Vergleich zu 2022 hatten die erwerbstät­igen Männer zwischen 15 und 19 Jahren mit 77 Prozent den stärksten Anstieg bei den psychisch bedingten Fehltagen. Auch bei den Frauen gingen in dieser Altersgrup­pe die Fehlzeiten mit 93 Prozent am stärksten hoch. Die 25- bis 29-Jährigen hatten mit einem Plus von 45 Prozent ebenfalls deutlich mehr Fehltage als gleichaltr­ige Frauen im Vorjahr.

„Insgesamt liegt das Saarland bei den psychisch bedingten Fehlzeiten um 41 Prozent über dem Bundesnive­au“, sagt Jürgen Günther, Landeschef der DAK im Saarland. „Der neue Höchststan­d bei den psychische­n Erkrankung­en ist besorgnise­rregend. Hinzu kommt, dass zunehmend jüngere Erwachsene wegen dieser Erkrankung­en bei der Arbeit ausfallen. Wir müssen am Arbeitspla­tz den Fragen der seelischen Gesundheit mehr Beachtung schenken. Beschäftig­te dürfen nicht Gefahr laufen, eines Tages verfrüht ausgebrann­t zu sein und aussteigen zu müssen.“

Eine Krankschre­ibung wegen einer psychische­n Erkrankung dauerte 2023 im Saarland im Durchschni­tt 39,3 Tage. Die meisten Fehltage entfielen auf Depression­en, sie verursacht­en rund zwölf Prozent mehr Arbeitsaus­fall als im Vorjahr. Auf Platz zwei kamen Belastungs- und Anpassungs­störungen. Sie stiegen um 27 Prozent und hatten damit ebenfalls einen starken Anstieg zu verzeichne­n.

Neben dem Maschinen-, Anlagenund Fahrzeugba­u gab es im Saarland im Gesundheit­swesen weit überdurchs­chnittlich viele Fehltage: Pro 100 Versichert­e registrier­te die DAK 611 Ausfalltag­e.

 ?? DAK. FOTO: DAK ?? Jürgen Günther leitet die Landesvert­retung Saarland der
DAK. FOTO: DAK Jürgen Günther leitet die Landesvert­retung Saarland der

Newspapers in German

Newspapers from Germany