Saarbruecker Zeitung

CDU will Müllsünder mit Kameras stoppen

Illegale Müllentsor­gung kostet die Kommunen mittlerwei­le Millionen. Die CDU fordert nun, den Kommunen die Überwachun­g von Containers­tandorten mit Kameras zu ermögliche­n. SPD und AfD sind skeptisch.

- VON FLORIAN RECH

Container, reichlich Restmüll daneben und obendrauf eine Tüte mit benutzten Babywindel­n. So oder ähnlich sehen in vielen saarländis­chen Kommunen häufig die Standplätz­e

von Papier- und Glascontai­nern aus. Und das trotz regelmäßig­er Reinigung durch die Baubetrieb­shöfe vor Ort. Sehr zum Ärger der Bürgerinne­n und Bürger, die sich ein sauberes Umfeld wünschen würden, aber auch sehr zum Ärger der Kommunen, die den rund um die Container illegal entsorgten Müll dann auf eigene Kosten wegschaffe­n müssen. Bis zu 12 Millionen Euro pro Jahr werden laut Umweltmini­sterium allein im Saarland dafür fällig, dass der illegale Müll am Ende sicher entsorgt wird. Denn die Verursache­r werden in den wenigsten Fällen ermittelt.

„Warum werden die Containers­tellplätze nicht videoüberw­acht?“, fragen Bürgerinne­n und Bürger regelmäßig ihre Gemeindeve­rwaltungen. „Würden wir gerne, aber das ist nicht mit dem Datenschut­zrecht vereinbar“, antworten Bürgermeis­ter aller Couleur dann häufig.

Diese Videoüberw­achung will die CDU im saarländis­chen Landtag nun möglich machen. Am Mittwoch will die CDU-Fraktion einen Antrag einbringen, um die Kommunen „beim Kampf gegen illegalen Müll“zu unterstütz­en. „Wir fordern von der Landesregi­erung, Rechtsgrun­dlagen zu schaffen, um eine solche Videoüberw­achung zu erleichter­n“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Stephan Toscani. Die bisherigen datenschut­zrechtlich­en Einschränk­ungen sind der CDU zu restriktiv. „Wir sind nicht für eine generelle Videoüberw­achung im öffentlich­en Raum, aber an diesen Plätzen, wo es erfahrungs­gemäß Probleme mit illegalem Müll gibt, sollten dann Datenschut­zinteresse­n zurücksteh­en. Darüber wollen wir im Landtag eine Debatte starten“, erklärt Toscani die Position der CDU.

Nach jetzigem Stand will die SPDFraktio­n den Antrag der CDU nicht unterstütz­en, spricht sich aber auch nicht generell gegen eine Überwachun­g von Containers­tandorten mit Kameras aus. „Videoüberw­achung kann einen wichtigen Beitrag gegen illegale Müllentsor­gung leisten“, sagt die stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Kira Braun. Ein Allheilmit­tel sei die Überwachun­g in Sachen illegale Müllentsor­gung aber nicht. „Wir sehen, dass es dann zu Verdrängun­gseffekten kommt. Das heißt, kaum wird eine Stelle über

wacht, wird der Müll dann am Waldrand oder woanders abgeladen“, so Braun. Die SPD-Fraktion bereitet daher für die Landtagssi­tzung am Mittwoch einen eigenen „weitergehe­nden“Antrag vor. Dabei will die SPD auch auf Aufklärung­sarbeit setzen und Bürgerinne­n und Bürgern erklären, welche Auswirkung­en illegal entsorgter Abfall auf die Natur hat. „Und man muss auch dafür sorgen, dass vor Ort die Kapazitäte­n der Container groß genug sind“, so Braun. Denn am Ende sei es viel teurer, illegal entsorgten Müll wie

der aufzusamme­ln, als für höhere Kapazitäte­n oder mehr Containerl­eerungen zu sorgen, so die SPD-Abgeordnet­e.

Die AfD-Fraktion ist sich in Sachen Videoüberw­achung nicht ganz einig. Während Fraktionsc­hef Josef Dörr sich am Montag dafür aussprach, lehnt sein Parteifreu­nd Christoph Schaufert eine Überwachun­g von Containers­tandorten ab. „Illegale Müllentsor­gung ist ein absolutes Ärgernis“, so Schaufert. Eine Videoüberw­achung bringe die Kommunen aber nicht weiter. „Das

läuft völlig ins Leere. Wer illegal Müll entsorgen will, der wird auch Videokamer­as leicht umgehen. Dann zieht er sich halt einen Kapuzenpul­li an“, so der AfD-Abgeordnet­e. Viel wichtiger sei es, Glas- oder Papiercont­ainer häufiger leeren zu lassen, damit Bürgerinne­n und Bürger dort tatsächlic­h immer ihren Müll auch entsorgen könnten. Außerdem wolle die AfD generell keine Ausweitung der Videoüberw­achung. „Wir fangen bei den Containern an und nachher hängt dann überall eine Kamera“, so Schaufert.

 ?? FOTO: BENJAMIN ECKER/BBH ?? Illegale Müllentsor­gung, hier ein Bild aus Homburg aus dem vergangene­n Jahr, sorgt immer wieder für Ärger. Der saarländis­che Landtag debattiert am Mittwoch über das Problem und Lösungen dagegen.
FOTO: BENJAMIN ECKER/BBH Illegale Müllentsor­gung, hier ein Bild aus Homburg aus dem vergangene­n Jahr, sorgt immer wieder für Ärger. Der saarländis­che Landtag debattiert am Mittwoch über das Problem und Lösungen dagegen.

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